Hamburg. Koalitionsverhandlungen: SPD und Grüne haben beschlossen, bis 2030 Landstromanlagen für rund 30 Schiffsliegeplätze zu bauen.
Zu den besonders ehrgeizigen Zielen, die sich SPD und Grüne in ihren Koalitionsverhandlungen vorgenommen haben, gehört, dass der Hafen bis zum Jahr 2040 klimaneutral werden soll. Rot-Grün setzt dabei im Wesentlichen auf den Einsatz von Landstromanlagen. Um substanzielle Verbesserungen für die Luftqualität und den Klimaschutz zu erreichen – so lautet die Formulierung im Koalitionsvertrag –, soll bis zum Jahr 2030 an jedem wichtigen Liegeplatz für Seeschiffe eine externe Stromversorgung angeboten werden.
Nach Abendblatt-Informationen betrifft das etwa 30 Liegeplätze. In einem ersten Schritt sollen acht Landstromanlagen bis 2022 errichtet werden. Versorgt werden sollen der Burchardkai, der Europakai und der Predöhlkai sowie alle Kreuzfahrtterminals. Darauf hatten sich SPD und Grüne bereits im Oktober 2019 verständigt. Die Kosten werden mit 76 Millionen Euro beziffert.
Bund will 140 Millionen Euro investieren
Hamburg hofft, dass sich der Bund zur Hälfte an den Kosten beteiligt. Bundeswirtschafts- und Energieminister Peter Altmaier (CDU) hatte im vergangenen Jahr zusammen mit den Ministerpräsidenten der norddeutschen Länder eine Absichtserklärung mit dem Ziel unterschrieben, finanzielle Anreize für Hafenstädte zum Bau der Landstromanlagen und für Reedereien zur Nutzung des umweltfreundlichen Angebots zu schaffen.
Insgesamt will der Bund rund 140 Millionen Euro investieren. Seit 2016 existiert bereits eine Landstromanlage am Kreuzfahrtterminal Altona. Das Problem ist, dass die Reedereien das Angebot bislang kaum nutzen. Die Schiffe erzeugen ihren Strom selbst und lassen die Maschinen auch im Hafen laufen, weil der klimaschädliche Strom aus Diesel etwa zwei Drittel weniger kostet als der klimaneutral erzeugte Landstrom.
Weitere Ergebnisse der Koalitionsverhandlungen:
- SPD und Grüne einigen sich auf neuen Senat – das ändert sich
- Grüne stoppen SPD-Pläne für mehr Flugverkehr
- Bürger sollen Bahnausbau in Hamburg mitfinanzieren
Anwohner klagen über Rauchbelästigungen
In Hamburg gilt die Abgasproblematik als besonders gravierend, weil die Hafenanlagen in sehr größer Nähe zur Stadt liegen. Regelmäßig gibt es wegen der Rauchbelästigung Klagen von Anwohnern.
Zwar ging die Initiative für den klimaneutralen Hafen von den Grünen aus, aber auch Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hat sich in der Vergangenheit für Ausbau und Entwicklung der Technologie eingesetzt. Bislang ist nur ein Teil der Hamburg anlaufenden Containerschiffe so ausgerüstet, dass sie Landstrom nutzen können. „Wenn Hamburg als größter deutscher Hafen sagt, wir stellen Landstrom bereit, dann bewirkt das auch entsprechende Entscheidungen auf Reeder-Seite“, hatte Tschentscher im vergangenen Jahr erklärt. Dann werde die Zahl der landstromfähigen Schiffe schnell zunehmen.
Wissenswertes zum Hamburger Hafen:
- Der Hamburger Hafen ist der größte Seehafen Deutschlands und der drittgrößte Europas
- Der Hamburger Hafen wird von der Hamburg Port Authority (HPA) verwaltet
- Im Hamburger Hafen werden 13 Hafenbecken und Kaianlagen für den Warenumschlag oder spezifische Zwecke genutzt
- Der Hamburger Hafen hat rund 320 Liegeplätze für Seeschiffe an 43 Kilometer Kaimauer