Hamburg. Hamburgs Eventbranche protestiert vor dem Rathaus und schreibt einen eindringlichen Brief an den Senat.

Sie fühlen sich von der Politik in der Corona-Krise vergessen: Hamburgs Eventbranche hat gestern mit den maximal erlaubten 50 Teilnehmern vor dem Rathaus demonstriert, um auf ihre Nöte aufmerksam zu machen. Sie fordert von der Politik vor allem eine Perspektive, wann sie ihre Geschäfte wieder aufnehmen kann. „Wir wollen gesehen und gehört werden und ins Gespräch, in den Austausch kommen“, sagt Sarah Weinhold von der Eventmanagement-Firma Beyond Tales.

An der fein gedeckten 40 Meter langen Tafel, die vor dem Rathaus aufgebaut ist, haben 120 Gäste Platz. Blumen schmücken die Festtafel, feine Tischdecken liegen aus – wie gemacht für eine tolle Hochzeitsfeier. Doch diese Festtafel und die Stühle bleiben leer. Die Tafel steht sinnbildlich für die vielen Hochzeiten, Konfirmationen und anderen Feiern, die wegen der Corona-Maßnahmen abgesagt werden mussten.

Die Saison ist gelaufen

Die Pandemie bedeutet Stillstand in einer Branche mit etlichen Gewerken – von der Floristin über den Hochzeitsfotografen bis zum Equipmentverleih oder Kinderbetreuung auf Feiern. Es sind vor allem Soloselbstständige, die derzeit kein Einkommen haben, die teilweise ihre Mieten nicht mehr zahlen können.

Seit drei Monaten haben Sarah Weinhold und ihre Geschäftspartnerinnen Liv Schneider und Ankatrin Andresen von Beyond Tales praktisch ein Berufsverbot, können keine Hochzeiten planen und ausführen. Lediglich zwei Feiern stehen für dieses Jahr noch an, wenn diese nicht auch noch storniert werden.

Die Saison ist gelaufen. Das ist für die 17 Paare, denen die drei absagen mussten, traurig. Für die Geschäftsfrauen von Beyond Tales ist es existenzbedrohend. Denn seit drei Monaten verdienen sie kaum Geld. Das Trio hat die Initiative „Stand up for love“ ins Leben gerufen, an der sich auch Brautpaare beteiligen. In einem offenen Brief an den Senat bieten sie kreative Lösungen an.

Kontaktketten könnten leicht nachverfolgt werden

Warum sollten Restaurants öffnen können, aber die Eventbranche nicht? Frederike Hansen und andere Brautpaare schreiben darin: „Die Veranstalter wissen, wer bei der Feier dabei sein wird. Kontaktdaten und -ketten können gut nachverfolgt werden“, steht dort. Statt im großen Rahmen könnten Hochzeiten auch klein gefeiert werden. Liv Schneider: „Wir wünschen uns, mit einbezogen zu werden.

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Als Hochzeitsplaner kennen wir uns mit Krisen und kreativen Lösungen aus.“ Hochzeiten könnten etwa draußen im Garten gefeiert werden. Der Job einer Hochzeitsplanerin mag flauschig klingen, „aber wir machen das hier nicht ehrenamtlich, sondern müssen davon leben“, sagt Sarah Weinhold. Es sei ein reines Saisongeschäft.

Die Corona-Einschränkungen waren notwendig, „aber wir haben alle Ideen und Konzepte, wie es dennoch weitergehen kann. Man muss uns lassen. Wir brauchen eine klare Ansage.“ Wenn diese bedeutet, in diesem Jahr gar nicht mehr loslegen zu können, sagt Sarah Weinhold, dann hätten alle Betroffenen wenigstens die Möglichkeit, sich nach etwas anderem umzuschauen, um Geld zu verdienen.

Hamburgs Caterer fordern Planungssicherheit

Auch Hamburgs Caterer stehen vor dem Aus ihrer beruflichen Existenz. „Unsere Branche braucht einen Zieltag, wann es wieder losgeht“, sagt Alexander Brückmann von der Tafelspitz GmbH Full Service Catering. „Uns ist bewusst, dass Menschen geschützt werden müssen, aber wir benötigen dennoch Planungssicherheit.“

Zwei frisch Vermählte legen nach der kirchlichen Trauung die Hände übereinander.
Zwei frisch Vermählte legen nach der kirchlichen Trauung die Hände übereinander. © dpa

Gerade die Eventszene brauche eine gewisse Vorlaufzeit, damit Buchungen, die eingehen, auch organisiert werden können. Drei Millionen Euro Umsatz macht Tafelspitz sonst in einem Jahr mit Firmenfeiern, Hochzeiten, Geburtstagen und anderen Veranstaltungen – bis zu 2000 Events führt die Firma in normalen Jahren durch, 35 Mitarbeiter sind dort beschäftigt. „In diesem Jahr verdienen wir bislang nichts“, so Alexander Brückmann. Dabei sei es ein Leichtes, die erforderlichen Hygienekonzepte umzusetzen.

Unternehmer schreiben Brief an Senat

20 betroffene Unternehmer haben einen offenen Brief an den Hamburger Senat unterschrieben. Neben Tafelspitz sind auch andere namhafte Unternehmen darunter – wie Hobenköök, Nord Event und Gerresheim. „Unsere Branche schaut immer noch in die Röhre. Dabei wäre es für uns kein Problem, auf Veranstaltungen die Abstandsregeln einzuhalten. Es stellt kein Problem dar, mit Check-in- und Check-out-Terminals zu arbeiten“, heißt es in dem Brief.

Die Personenzahl ließe sich leicht reduzieren. „Sollte die Ungewissheit so weitergehen, droht der Event-Branche und den zahlreichen Menschen, die mit uns und für uns tätig sind, der vollständige Kollaps. Weitere Entlassungen und die Insolvenz vieler Unternehmen werden sich dann nicht verhindern lassen.“

Die Eventbranche möchte nur endlich arbeiten dürfen – wie auch immer.