Hamburg. Ver.di äußert sich zu Gehaltskürzungen beim Intendanten. Streit um 300-Millionen-Sparprogramm des NDR wird politisch.
Es ist ein seltsam anmutender Streit, der sich da zwischen dem NDR, den Gewerkschaften und der AfD in Hamburg entspannt hat. Nach den Vorschlägen der Rechtspopulisten in der Hamburger Bürgerschaft zur Kürzung der Gehälter von NDR-Intendant Joachim Knuth und der NDR-Direktoren um zehn Prozent nimmt Ver.di nun den öffentlich-rechtlichen Sender und sein Führungspersonal in Schutz.
„Die AfD heuchelt Verantwortung, wenn sie die NDR-Hierarchen ,zur Kasse‘ bittet“, sagte Ver.di-Sekretär Lars Stubbe am Montag. In Wahrheit wolle die AfD den als „Zwangsrundfunk“ diffamierten Sender abschaffen. Björn Siebke, Generalsekretär von connex.av (Ver.di-Netzwerk für Medienmitarbeiter) spricht von einer „Neiddebatte“. Es sei Aufgabe des Verwaltungsrates, über die Gehälter von Intendant und Direktoren zu bestimmen.
Vorschlag: Gehalt von NDR-Intendant Joachim Knuth soll gekürzt werden
Dass die Gewerkschaftsvertreter sich bei den anstehenden Millionen-Kürzungen für feste und freie Mitarbeiter so zahm gegenüber der Sender-Spitze zeigen, verwundert. Zuletzt hatte Ver.di geurteilt, das Sparprogramm des NDR sei „ziellos“ und führe zu „inakzeptablen sozialen Härten“. So hieß es in einer Ver.di-Mitteilung: „Im Schatten der Corona-Krise nutzt Herr Knuth die Gelegenheit, um die Kürzungen im NDR, die jetzt das Herz der systemrelevanten Informationsprogramme erreichen, fortzusetzen.“
Der Intendant des NDR verdient mehr als 350.000 Euro pro Jahr, wie aus einer Veröffentlichung der ARD hervorgeht. Wegen des großen Sparzwangs ist der NDR unter großer öffentlicher Beobachtung. Den Literaturfreunden gefällt der Rotstift bei den Büchersendungen nicht. Auch am Medienmagazin Zapp soll gespart werden, das sich oft durch AfD-kritische Berichterstattung ausgezeichnet hat.
NDR soll 300 Millionen Euro einsparen
Die AfD Hamburg spricht jetzt davon, dass auch die NDR-Spitze ihren Beitrag leisten und „den Gürtel enger schnallen“ müsse. Der Hamburger Bürgermeister verdiene nur rund halb so viel wie der Intendant Knuth, rechnete die Partei vor. In Bezug auf die Vorwürfe des NDR ließ die AfD am Montag wissen: "Die Ablehnung der AfD-Forderung ist Hohn und Spott für jeden ordentlichen Gewerkschafter", erklärte der Abgeordnete Krzysztof Walczak.
Der NDR muss in den kommenden vier Jahren nach eigenen Angaben rund 300 Millionen Euro einsparen. Zehn Prozent der Personalkosten sollen bis 2028 gestrichen werden. Auch das weithin sichtbare Hochhaus in Lokstedt, das asbestverseucht ist, kann deshalb derzeit nicht abgerissen werden.