Hamburg. Das Bauniveau lag etwas unter dem des Rekordjahres 2018 – dass sich das hohe Niveau halten lässt, ist aber fraglich.
In Hamburg sind im vergangenen Jahr insgesamt 9805 neue Wohnungen gebaut worden, was einer Wohnfläche von 818.670 Quadratmetern entspricht. Die Zahlen teilte das Statistikamt Nord am Dienstag mit. Zum Vergleich: Das sind 8,1 Prozent weniger neue Wohnungen und 3,6 Prozent weniger neue bezugsfertige Wohnfläche als 2018.
"Im langjährigen Vergleich erreichte die Fertigstellungzahl damit zwar nicht ganz den Spitzenwert des Jahres 2018, blieb aber weiter auf hohem Niveau", heißt es in der Mitteilung des Statistikamtes. Die durchschnittliche Größe der neuen Wohnungen stieg demnach von 79,6 Quadratmetern auf 83,5 Quadratmetern.
Von den 9805 bezugsfertigen Wohnungen entstanden:
- 7653 Wohnungen beim Neubau von Gebäuden mit drei und mehr Wohnungen
- 1395 Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern
- 571 Wohnungen durch Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden
- 155 Wohnungen im Neubau von Nichtwohngebäuden
- 31 Wohnungen in Wohnheimen
Hamburg hat 3717 Wohnungen gefördert
„Unsere kooperative Wohnungsbaupolitik im Bündnis für das Wohnen in Hamburg wirkt“, sagte Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD). An dem 2011 geschlossenen Bündnis sind der Senat, Verbände der Wohnungswirtschaft und das städtische Wohnungsunternehmen Saga und Mietervereine beteiligt. 2016 erneuerte der Senat das Bündnis mit dem Ziel, jedes Jahr Baugenehmigungen für mindestens 10.000 Wohnungen zu erteilen.
In den vergangenen acht Jahren wurden 65.545 neue Wohnungen in Hamburg geschaffen. „Damit trägt der Senat langfristig dazu bei, den angespannten Wohnungsmarkt zu entlasten, denn der Bau zusätzlicher Wohnungen ist das wirksamste Mittel gegen den Anstieg der Mieten“, sagte Stapelfeldt. Sie hob hervor, dass von den Neubauten seit 2011 mehr als ein Drittel Sozialwohnungen waren. Im vergangenen Jahr förderte die Stadt 3717 Wohnungen (38 Prozent) mit Steuergeldern. Angestrebt wird ein sogenannter Drittelmix.
Für rund 10.000 Wohnungen wurde Schlüssel übergeben
"Mit 3717 liegt die Zahl öffentlich geförderter Wohnungen mehr als 700 Einheiten über dem Plan", sagte Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW). Er lobte, dass in Hamburg erneut für rund 10.000 Wohnungen die Schlüssel übergeben werden konnten. "Damit beweist die Hansestadt einmal mehr: Auch in besonders nachgefragten Metropolen ist eine soziale Wohnungspolitik für alle Schichten der Gesellschaft machbar. Und zwar ohne Mietendeckel."
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Der VNW vertritt in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein insgesamt 383 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften. In den von ihnen verwalteten 738.000 Wohnungen leben rund 1,5 Millionen Menschen. Die im VNW organisierten Wohnungsunternehmen hätten 290.000 der rund 700.000 Hamburger Mietwohnungen angeboten. Die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter liegt bei den VNW-Unternehmen nach eigenen Angaben bei 5,92 Euro.
Bauniveau wird sich kaum halten lassen
Künftig werde es jedoch kaum möglich sein, jedes Jahr 10.000 Wohnungen zu errichten, so Breitner. Er erwartet eine sinkende Zahl an Baubeginnen: "Dem vergangene Woche veröffentlichten Hamburger Immobilienmarktbericht 2020 zufolge sank die Zahl der verkauften Bauplätze für den Geschosswohnungsbau um 22 Prozent."
Es gäbe kaum noch geeignete Baugrundstücke. Hinzu kämen gestiegene Anforderungen der Bezirkspolitik und dramatisch gestiegene Baukosten. "Wer in den nächsten Jahren bauen will, der muss sich auf schwierige Bedingungen einstellen", sagte Breitner. Er kritisierte den Beschluss der Hamburgischen Bürgerschaft, öffentliche Grundstücke künftig vornehmlich im Wege des Erbbaurechts vergeben zu wollen. Das schrecke Bauunternehmen ab.
Zudem würde der Klimaschutz bei der Schaffung von Wohnraum eine immer größere Rolle spielen. "Weniger bürokratische Auflagen, Grundstücke bevorzugt für jene, die dauerhaft preiswerten Wohnraum schaffen, und eine pragmatische Suche nach den besten Lösungen für den Klimaschutz sind die Herausforderungen, vor denen Hamburg steht“, sagt Breitner.
Linke: Wohnungen zu groß und zu teuer
Die Bürgerschaftsfraktion der Linken kritisiert, dass die Größe der neuen Wohnungen von durchschnittlich 80 Quadratmeter im Vorjahr auf 84 Quadratmeter gestiegen ist. So große Wohnungen "in der Singlehauptstadt Hamburg zu bauen ist Flächenverschwendung und hilft nicht, den Mangel bei steigender Einwohnerzahl zu beseitigen", sagte die wohnungspolitische Sprecherin Heike Sudmann.
Zudem verfehle Rot-Grün mit einem Anteil von 27 Prozent geförderter Wohnungen den versprochenen Mix aus jeweils einem Drittel öffentlich geförderten Mietwohnungen, frei finanzierten Mietwohnungen und Eigentumswohnungen.