Hamburg. Verlängerung ab Horner Rennbahn Richtung Horner Geest. Fahrtzeit von dort in die Innenstadt halbiert sich. Umfangreiche Umleitungen.

Seit Februar laufen die Bauvorbereitungen, ab Sommer wird gegraben. Trotz Corona. Für die Verlängerung der U 4 über die Haltestelle Horner Rennbahn hinaus geht es in offener Bauweise zu den neu zu errichtenden Haltestellen Stoltenstraße und Horner Geest. Abschnittsweise und beginnend an der Horner Rennbahn entstehen 1,9 Kilometer neue U-Bahn-Strecke. Hinzu kommen rund 700 Meter für die Ausfädelung der U 4 in die Verlängerungsstrecke und das zusätzliche Gleis am Bahnhof Horner Rennbahn. Die Bauzeit liegt bei rund viereinhalb Jahren pro Streckenabschnitt.

Mit der Verlängerung der Linie werden 13.000 Anwohner fußläufig an die Strecke angebunden. Das heißt: Sie wohnen weniger als 720 Meter von einem Haltepunkt entfernt. Im Vergleich zu den heute bestehenden Buslinien wird die U4 die Fahrtzeit in die Innenstadt etwa halbieren. Die Kosten liegen laut Hochbahn bei 465 Millionen Euro, wovon der Bund bis zu 75 Prozent übernehmen könnte. Gespräche laufen. Ende 2026 soll die U4 rollen.​

Strecke entsteht in offener Bauweise

Wegen des problematischen Baugrunds und des hohen Grundwasserspiegels in Horn werde der Tunnel in geringer Tiefe entstehen, erklärte die Hochbahn. Die gesamte Strecke inklusive der Bahnhöfe entsteht in offener Bauweise. Nur 800 Meter der Strecke wären theoretisch für den Einsatz eines Schildvortriebsbohrers geeignet gewesen. Er ermöglicht Bauarbeiten unter Tage. Da der Bohrer aber einen Ein- und Ausstiegsschacht benötige, sei sein Einsatz „wirtschaftlich nicht vertretbar“.

„Da die offene Bauweise abschnittweise erfolgt und die Oberflächen nach Fertigstellung eines jeweiligen Abschnitts unmittelbar wiederhergestellt werden, halten sich die Beeinträchtigungen für die Anwohner in Grenzen, und eine offene Bauweise über die ganze Strecke wird vermieden“, erklärte die Hochbahn.

Das sehen die in der Bürgerinitiative „Rettet Horn“ organisierten Anwohner anders. Sie halten die offene Bauweise für eine große, aber vermeidbare Belastung, für die Kostengesichtspunkte den Ausschlag gegeben hätten. „Mit einer anwohnerschonenden Bauweise würden die Zuschüsse des Bundes verloren gehen, weil in der vorgeschriebenen Wirtschaftlichkeitsberechnung die Kosten den voraussichtlichen Nutzen übersteigen würden“, sagte Thorsten Martens von „Rettet Horn“.

Es gibt umfangreiche Umleitungen bis 2023

In der Spitze werden laut Hochbahn maximal 500 Kubikmeter Boden am Tag ausgehoben und abgefahren werden, das entspreche etwa acht Lkw-Fahrten pro Stunde (inklusive der Leerfahrten zur Baustelle zurück). In der Nähe der Baustelle würden aber mehrere Flächen zur Zwischenlagerung des Bodenaushubs geschaffen, erklärte die Hochbahn. Das solle Fahrten durch die Stadt vermeiden helfen. Die größte Lagerfläche liege auf der Horner Rennbahn.

In diesem Jahr werden dafür je ein Sportplatz der Schule Beim Pachthof und der Grundschule Speckenreye gebraucht, ein Grundstück an der Kreuzung Manshardtstraße / Bei den Tennisplätzen sowie der Parkplatz westlich der Horner Freiheit / Am Gojenboom.

Zur Vorbereitung der eigentlichen Baumaßnahmen werden Leitungen für Wasser, Abwasser, Strom, Gas, Fernwärme und Kommunikation verlegt. Besonders betroffen sind die Horner Rennbahn, die Kreuzung Sandkamp / Hermannstal sowie die Manshardtstraße, unter der der größte Teil der Bahntrasse verlaufen wird. Es gibt umfangreiche Umleitungen bis 2023: So bleibt die Manshardtstraße für den Durchgangsverkehr auch während der anschließenden Arbeiten für den U-Bahn-Tunnel gesperrt.

Baugruben für die Haltestellen werden bis zu 160 Meter lang

Die Baugruben für die Haltestellen werden bis zu 160 Meter lang und 20 Meter breit sein. Für die Haltestelle Horner Geest geht es auf 14 Meter Tiefe, für die Horner Rennbahn auf zehn, und bei der Stoltenstraße sind es zwölf Meter. Die Herstellung der Baugrube mit Aussteifung und Betonsohle dauert jeweils ein bis eineinhalb Jahre.

Lesen Sie auch:

Für den Rohbau wird pro Bauabschnitt – egal ob Strecke oder Haltestelle – ein Jahr veranschlagt. Dann wird die Grube geschlossen, sodass der etwa ein Jahr dauernde „Innenausbau“ der Röhre mit Gleisen, Signalanlagen und Elektrik unter Tage erfolgt.

Der Bau startet an der Horner Rennbahn. Anschließend geht es südlich des Einkaufszentrums Richtung Sandkamp weiter. Ab Mitte 2022 wird entlang der Manshardtstraße gegraben. Südlich der Horner Rennbahn wird eine Baustraße für Lkw angelegt. Sie mündet nördlich der P&R-Anlage in die Straße Hermanns­tal.

Erster Abschnitt der U­ 5 soll ab Mitte 2021 gebaut werden

Der erste Bauabschnitt der U 5 sind die 5,8 Kilometer zwischen Bramfelder Dorfplatz und City Nord. Mitte 2021 soll es losgehen. Hier kommt ein Schildvortriebsbohrer zum Einsatz. Allerdings werden die Bahnhöfe sämtlich in offener Bauweise entstehen, ebenso der letzte Streckenabschnitt zwischen dem bestehenden Bahnhof Sengelmannstraße und der neu zu errichtenden Station City Nord.

Die Baugruben für die Bahnhöfe werden beträchtlich tiefer als auf der Linie U 4. Die Hochbahn gibt bis zu 234 Meter Länge, 20 bis 30 Meter Breite und 15 bis 25 Meter Tiefe an. Allein die Herstellung der Baugruben dauert in Bramfeld 54 Monate, in der Nordheimstraße 40 und ins Steilshoop ungefähr 30 Monate. Hinzu kommt der Haltestellenrohbau mit knapp 20 Monaten Bauzeit. Zwischen den Stationen wird die Trasse per Schildvortrieb gebohrt und unterirdisch verrohrt, sodass die Belastung für Anrainer minimiert wird. Für den offenen Bau des Abschnittes Sengelmannstraße–City Nord sind nach der derzeitigen Planung fünf Jahre veranschlagt.

Corona-Lockerungen: Das ist wieder erlaubt