Hamburg. 2025 soll die Unterelbe-Autobahn mit der A 7 verbunden sein. Städte entlang der Bundesstraße 73 werden entlastet.
Mit dem symbolischen Spatenstich für den vierten Bauabschnitt der Autobahn 26 – er führt von Neu Wulmstorf nach Hamburg, zur A 7 – hat der Bau der Unterelbe-Autobahn eine wichtige Phase erreicht: Wenn dieser Abschnitt 2025 fertig ist, können Autofahrer von Stade bis Hamburg auf der Schnellstraße fahren. Für die derzeitige Hauptstrecke der Unterelberegion, die Bundesstraße B 73 wäre dies eine erhebliche Entlastung.
Zwar sind einzelne Abschnitte der A 26 schon eröffnet und andere folgen demnächst, aber erst mit dem Anschluss an die A 7 kann die Unterelbe-Autobahn ihren Zweck erfüllen. Derzeit werden auf der B 73 an der Landesgrenze zwischen Hamburg und Niedersachsen knapp 40.000 Fahrzeugbewegungen pro Tag gezählt. Da die Unterelberegion floriert und wächst, wird mit einem starken Anstieg gerechnet.
„Eigentlich hätte man von Hamburg aus anfangen müssen“, sagte Enak Ferlemann (CDU), Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, anlässlich des Spatenstichs, „das hätte sehr viel mehr Sinn ergeben.“
A26 – Flickenteppich dank Baurecht
Beschleunigt hätte es den Bau wohl nicht. Dass die A 26 derzeit ein Flickenteppich ist, liegt am Baurecht: Für die bereits befahrbaren Abschnitte zwischen Stade und Jork gab es die Planfeststellungsbeschlüsse bereits. Für die anderen Abschnitte musste noch mit Umweltverbänden, Grundbesitzern und den Anliegern der zukünftigen Zubringerstraßen verhandelt werden.
Der Moorburger Spatenstich, den Ferlemann, der Hamburger Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos), der niedersächsische Verkehrs-Staatssekretär Berend Lindner (CDU), der Stader Bundestagsabgeordnete Oliver Grundmann (CDU) und der Geschäftsführer der staatlichen Fernstraßenbaufirma Deges, Dirk Brandenburger, vornahmen, war nun ein eher symbolischer Akt. Tiefbaufachleute hätten für das feierliche Sandschippen auch eher eine Plattschaufel genommen, als einen Spaten, wie die Ehrengäste.
Die Bagger und Radlader sind ohnehin schon seit einigen Wochen auf der Baustelle unterwegs. Hier entsteht das Autobahnkreuz „Hamburg Hafen“. Kreuz, weil die A 26 entgegen der ersten Planungen noch über die A 7 hinaus in Richtung A 1 wachsen soll. Mit zwei Spuren je Richtung quert die A 26 hier die A 7. Die wird gleichzeitig von drei auf vier Spuren pro Richtung erweitert. „Hier entsteht eine der größten Autobahnbaustellen Deutschlands“, sagte Ferlemann.
Eine Herausforderung war das feuchte Gelände
496 Millionen Euro kostet der Bau des Abschnitts voraussichtlich. 17 Brücken und ein 190 Meter langer Tunnel sind nötig, um die 8,7 Kilometer lange Lücke zwischen Neu Wulmstorf und Moorburg zu schließen. Der Tunnel unterquert die Abstellgleise der Hamburger Hafenbahn, die sich von hier parallel zur A 7 bis Waltershof ziehen.
Brücken, Tunnel und Überwerfungen auf engem Raum sind jedoch nicht die einzigen Herausforderungen, denen sich die Planer hier stellen müssen: Die Trasse verläuft durch feuchtes Gelände. Nördlich der A 26 befindet sich das Naturschutzgebiet Moorgürtel, südlich das Obstbaugebiet Altes Land. Die Autobahn unterbricht den bisherigen Wasseraustausch zwischen den Gebieten.
Deshalb mussten schon im Vorwege des Baus Ausgleichsmaßnahmen mit Umweltschützern und Landwirten vereinbart und geplant werden. Das gesamte Be- und Entwässerungssystem der Region wird neu geordnet. Neue Schilfbecken kommen hinzu, und mit der Schaffung eines Biotopkorridors von der Alten Süderelbe bis zum Neugrabener Moorgürtel wurde den Umweltverbänden die Zustimmung abgehandelt.
A26 soll WIrtschaftsräume vernetzen
Der Abschnitt von Neu Wulmstorf bis Moorburg findet damit das Plazet der Verbände. Anders sieht es mit dem Teil aus, der später die A 7 mit der A 1 verbinden soll. Hier haben Umweltverbände und Anwohner Einwendungen. In den Hamburger Koalitionsverhandlungen versuchen die Grünen, die Planung wieder zu kippen. „Das machen wir aber nicht mit“, sagte Wirtschaftssenator Westhagemann.
Unterstützung erhält Westhagemann aus dem Bundesverkehrsministerium: „Die A 26 Ost wird den Hafen an die A 1 anbinden und so das gesamte Hamburger Stadtgebiet vom Schwerverkehr entlasten“, sagte Staatssekretär Ferlemann. „Das ist wegen des Güterverkehrs auch von überregionaler Wichtigkeit. Da der Bund demnächst ohnehin die komplette Hoheit für die Autobahnplanung übernimmt, werden wir auch bauen, wenn Hamburg sich überraschend dagegen entscheidet.“
Überregional bedeutsam wird die Verbindung vor allem, weil die A 26 längst nicht mehr als „Endast“ in die Landschaft geplant ist. Hinter Stade soll sie ebenfalls noch einmal verlängert werden und bei Drochtersen auf die neue Küstenautobahn 20 treffen, die bis 2030 fertiggestellt sein soll und hier die Elbe unterquert. „Dann ist nicht nur ein weiter Autobahnring um Hamburg geschaffen“, sagte Ferlemann, „sondern für die gesamte Elbe-Weser-Region ergeben sich damit ganz neue Möglichkeiten. So werden die Wirtschaftsräume Bremerhaven, Stade und Hamburg vernetzt.“
Auf die A26 folgt nächste Großbaustelle
Ferlemann freut das besonders: Er kommt aus Cuxhaven. Die Stadt an der Elbmündung leidet unter der sehr eingeschränkten Anbindung, welche die jetzige B 73 darstellt. Bereits in den 1960er-Jahren wurde in der Region deshalb laut über eine Unterelbe-Autobahn nachgedacht. Konkret wurden die Planungen aber erst später: Das Straßenbauamt Stade kündigte 1976 den ersten Spatenstich für 1979 an. Letztlich wurde der Bau der Trasse erst 1998 bei Stade begonnen.
Wenn die A 26 im Jahr 2030 von Drochtersen bis Wilhelmsburg fertiggestellt ist, hat die Metropolregion immer noch mindestens eine Großbaustelle vor sich: Die Erweiterung der Autobahn 1 zwischen Maschener Kreuz und Moorfleet – inklusive des Neubaus der beiden Autobahn-Elbbrücken. Die müssten auch ohne Verbreiterung der Autobahn angerührt werden. Beide Brücken gelten als nicht mehr sanierungsfähig und abgängig. Die Autobahnbauer hoffen, dass die Elbquerungen bis dahin noch durchhalten.