Hamburg. Investor stellt mehrstöckige Musterfassade auf. Probebohrung in 111 Meter Tiefe abgeschlossen. Erster Spatenstich im Frühjahr 2021.

Eine Aussichtsplattform in der 55. Etage mit Rundblick über die Stadt – und eine Gastronomie in 220 Meter Höhe. Diese Attraktionen sollen im Elbtower entstehen. Allerdings müssen sich die Hamburger noch gedulden. Erst 2025 soll das neue 244,5 Meter hohe Wahrzeichen mit insgesamt 61 Etagen an den Elbbrücken fertiggestellt sein.

Bauherr ist die Signa Prime Selection AG des Galeria-Karstadt-Kaufhof-Eigentümers René Benko. Die Planungen für das 700-Millionen-Euro-Großprojekt laufen auf Hochtouren, auch während der Corona-Krise. „Wir sind im Zeitplan, die bauvorbereitenden Maßnahmen werden bereits durchgeführt. Im Juni werden wir die Bauanträge stellen“, sagte Timo Herzberg, Deutschlandchef von Signa Real Estate, dem Abendblatt.

Die Baugenehmigung der Stadt erwarten die Bauherren Ende 2020/Anfang 2021, und mit dem Hochbau soll dann 2022 gestartet werden. Dem Vernehmen nach ist der erste Spatenstich für Frühjahr 2021 geplant. Die Probebohrungen bis in 111 Meter Tiefe sind bereits abgeschlossen. „Wir bauen hier Hamburgs schönstes Haus auf dem schwierigsten Grund“, sagte Herzberg. Der Baugrund weise innerhalb des Grundstücks sehr unregelmäßige Bodenschichtungen auf. Zusätzlich würde der dort vorhandene „Lauenburger Ton“ durch das Gewicht des Elbtowers sehr stark nachgeben, man müsse daher mit langen Pfählen das Gewicht in die darunterliegenden Sandschichten ableiten, so Herzberg.

Hotel mit 220 Zimmern im Elbtower geplant

Für die Hamburger ist der Elbtower bereits von der kommenden Woche an sichtbar. Auf der Baustelle direkt neben der U-und-S-Bahn-Station Elbbrücken wird die elf Meter hohe und 13 Meter breite Musterfassade für das Gebäude aufgestellt. „Wir wollen an diesem Standort ein einzigartiges Gebäude schaffen, das natürlich auch für die Hamburger und Touristen ein lebendiger Ort und Anlaufpunkt sein soll. Neben der Aussichtsterrasse wird es im Erdgeschoss weitere Flächen für öffentliche Nutzungen geben“, so Herzberg. Der Elbtower wird rund 104.000 Quadratmeter Mietfläche haben, davon sollen rund 70.000 Quadratmeter für Büros genutzt werden.

So wird laut dem Bauherrn der Blick aus der 55. Etage aussehen.
So wird laut dem Bauherrn der Blick aus der 55. Etage aussehen. © SIGNA | SIGNA

Mit der Vermarktung solle noch Ende des Jahres gestartet werden, sagte Torben Vogelgesang, Niederlassungsleiter von Signa. Im Sockel, in der ersten bis zur sechsten Etage des Elbtowers, ist außerdem ein Hotel mit rund 220 Zimmern geplant. Das Interesse ist groß. An der Ausschreibung für das Hotel, die bereits in der finalen Runde ist, haben sich nach Abendblatt-Informationen 65 Interessenten beteiligt. Signa verhandelt noch mit fünf Hotelketten. Wer den Zuschlag erhält, wird voraussichtlich im Sommer entschieden. „Es wird ein außergewöhnliches und cooles Hotelkonzept werden, das zu diesem einzigartigen Projekt passt“, sagte Herzberg. In den Elbtower wird ein Hotel der Vier- beziehungsweise Vier-Sterne-Plus-Kategorie einziehen mit Gastronomie und Wellnessbereich.

Auch Flächen für Kongresse und Tagungen wird es in dem Wolkenkratzer geben. Allerdings ist noch nicht entschieden, ob diese von dem Hotel mitbetrieben werden. Die Signa Prime Selection AG hatte im Februar 2018 von der Stadt den Zuschlag für das rund 21.000 Quadratmeter große Filetgrundstück an den Elbbrücken erhalten. Im März 2019 wurde dann der Entwurf des renommierten Büros David Chipperfield Architects Berlin für den Elbtower präsentiert. Das Hochhaus soll den Abschluss der HafenCity im Osten bilden.

Investor will 2022/2023 die Gänsemarkt Passage abreißen

In Hamburg konzentriert sich Signa nicht nur auf den Elbtower. Zum Immobilienportfolio der Österreicher zählen auch das Alsterhaus, die Alsterarkaden und das Kaufmannshaus an den Großen Bleichen. Große Pläne hat Signa auch für die 1979 eröffnete Gänsemarkt Passage. Hier soll ein neuer Gebäudekomplex mit Büros, Einzelhandel und Gastronomie entstehen, aber auch Wohnungen.

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Die aktuellen Mietverträge für die Einzelhandels- und Gastronomieflächen laufen 2022 aus. Mit dem Abriss soll spätestens Anfang 2023 begonnen werden, die Fertigstellung sei 2024/2025 geplant, sagte Niederlassungsleiter Vogelgesang im Abendblatt-Gespräch. Zu dem Gebäudeensemble gehören auch zwei denkmalgeschützte Häuser an den Colonnaden, die erhalten bleiben.

Ursprünglich sollte der Sieger des Architektenwettbewerbs für den Neubau am Gänsemarkt Ende März gekürt werden. Doch wegen des Coronavirus musste die Jurysitzung abgesagt werden. Ein neuer Termin soll nun für den Sommer anberaumt werden. Signa, die in Deutschland rund 250 Mitarbeiter hat, entwickelt auch Immobilienprojekte in anderen Städten wie Berlin, Düsseldorf und München.