Hamburg. Fertigstellungstermine für das CCH und das Einkaufsquartier in der HafenCity sind gefährdet. Gesundheit hat höchste Priorität.

Die Baubranche in Hamburg boomte. Bisher. Vor allem in der Innenstadt und in der HafenCity gibt es zahlreiche Großprojekte. Doch auch hier wirkt sich die Coronakrise aus. Ein Beispiel ist die Großbaustelle des CCH (Congress Center Hamburg) am Bahnhof Dammtor. Eigentlich soll dort am 26. August der erste Kongress nach der 230-Millionen-Euro-Sanierung veranstaltet werden. Aber ob das klappt, ist ungewiss, die Situation offensichtlich angespannt.

„Eine Reihe der beauftragten Unternehmen hat aktuell schriftlich darauf hingewiesen, dass sie wegen Abstandsregelungen am Arbeitsplatz, zunehmenden Personalengpässen und Lieferverzug aufgrund von Corona die zugesagten Leistungen nicht vollständig oder nicht rechtzeitig erbringen können“, sagte Projektleiter Hellmut Körner auf Abendblatt-Anfrage. Es sei aber derzeit noch nicht abzuschätzen, welche Anpassungen im Bauablauf das erforderlich mache und wie sich das auf den Zeitplan für das CCH auswirken werde.

Probleme wegen der Corona-Krise in der HafenCity

Probleme gibt es auch in der HafenCity. Zurzeit werden in Hamburgs jüngstem Stadtteil rund 30 Gebäude entwickelt, Straßen und Plätze gebaut. Noch steht keine der zahlreichen Baustellen still. „Verzögerungen treten allerdings in verschiedenen Bereichen bereits auf“ sagte Susanne Bühler, Sprecherin der HafenCity Hamburg GmbH. Das städtische Unternehmen ist für die Entwicklung- und Vermarktung der Flächen verantwortlich. „So können insbesondere ausländische Arbeitskräfte wegen Grenzschließungen zum Teil nicht mehr auf die Baustellen zurück oder es stocken Materiallieferungen. Bei einigen Ingenieurfirmen verzögert sich die Ausführungsplanung, bei der hohe Rechnerkapazitäten und spezielle Programme notwendig sind. Die Arbeiten lassen sich daher nicht im Homeoffice erledigen.“

Das größte Projekt in der HafenCity ist das Einkaufsquartier „Westfield Hamburg-Überseequartier“ – inklusive dreier Hotels, Wohnungen, Büros und eines neuen Kreuzfahrtterminals. Der französische Konzern Unibail-Rodamco-Westfield investiert dort mehr als eine Milliarde Euro. Die Fertigstellung Ende 2022 scheint nicht mehr sicher. „Wir arbeiten mit Hochdruck, insofern die aktuellen Einschränkungen es erlauben, am Projekt und versuchen, den Zeitplan einzuhalten. Jedoch sehen wir jetzt schon, dass diese Zielsetzung natürlich sehr herausfordernd wird“, sagte Andreas­ Hohlmann, Vorsitzender der Geschäftsleitung in Deutschland, dem Abendblatt.

Gesundheit hat höchste Priorität

Wichtig ist Hohlmann: „Die Gesundheit aller auf der und für die Baustelle tätigen Personen hat für uns höchste Priorität. Der Betrieb auf der Baustelle läuft derzeit im Rahmen der behördlichen Anordnungen und unter Einhaltung sämtlicher Schutz- und Hygienemaßnahmen.“

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Eigentlich wollte das Immobilienunternehmen erste „größere Mietpartner“ für die rund 200 Laden- und Gastro­nomieflächen in dem Einkaufsviertel Ende Mai präsentieren – doch daraus wird nach Abendblatt-Informationen nichts. „Wir werden uns zu gegebener Zeit dazu äußern“, so Hohlmann. In Branchenkreisen fallen als Ankermieter immer wieder die Namen des Modehauses Breuninger und des Luxuskaufhauses Galeries Lafayette.

Stillstand bei dem Abschluss von Mietverträgen

Wie schwierig die aktuelle Situation ist, beschreibt Olaf Petersen, Geschäftsführer der Comfort-Gruppe, die auf die Vermittlung von Einzelhandelsimmobilien spezialisiert ist. „Es herrscht wegen der Coronapandemie zurzeit mehr oder minder Stillstand bei dem Abschluss von Mietverträgen für Einzelhandelsflächen. Das gilt natürlich auch für Flächen in geplanten Einkaufszentren wie dem südlichen Überseequartier und wird sich auch auf die Mieten auswirken.“ Allerdings könne man aktuell keine langfristigen Prognosen abgeben, da keiner wisse, wie lange der Shutdown noch anhalte, so Petersen weiter.

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Die Firma ECE verwaltet in Hamburg sechs Shoppingcenter. Darunter das AEZ in Poppenbüttel. Hier sind noch rund 50 von 250 Shops geöffnet. In der Europa Passage sind es noch zehn Prozent. Steffen Friedlein, Geschäftsführer Vermietung bei der ECE, sagt: „Wir haben Mails von etwa 5000 Mietern erhalten, viele Mieter haben angekündigt, die Aprilmiete nicht bezahlen zu können. Das werden wir in Abstimmung mit den meisten Eigentümern der von uns betriebenen Center zunächst akzeptieren, gehen aber grundsätzlich von einer Zahlung zu einem späteren Zeitpunkt aus und werden dann individuelle Lösungen erarbeiten.“ Die ECE hatte bereits vor der Coronakrise angekündigt, in Deutschland keine weiteren Shoppingcenter zu entwickeln. Der Markt sei weitgehend gesättigt, so Steffen Friedlein.

Planungen für Elbtower laufen weiter

Unterdessen kommt es bei den Großbauprojekten neues Deutschlandhaus am Gänsemarkt und dem Springer Quartier am Axel-Springer-Platz nach Angaben der Projektentwickler aktuell zu keinen Einschränken im Baustellenbetrieb.

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Auch die Planungen für den rund 235 Meter hohen Wolkenkratzer Elbtower, der bis 2025 an den Elbbrücken entstehen soll, laufen weiter. Den Zuschlag dafür hatte die Signa Holding des österreichischen Milliardärs René Benko erhalten. Ein Sprecher der Signa Holding sagte: „Die Coronakrise führt seitens Signa zu keinerlei Verzögerungen für die Planung beziehungsweise Weiterentwicklung des Elbtowers.

Informationen zum Coronavirus:

Die Planungen für den Bau und die Vergabeprozesse laufen derzeit bei uns uneingeschränkt weiter in Richtung Bauantrag. Die Einreichung ist wie vorgesehen für Juni 2020 geplant. Parallel dazu werden auf dem Grundstück bauvorbereitende Maßnahmen getroffen.“ Die Finanzierung sei solide kalkuliert und schon vorab gesichert, so der Sprecher weiter.

Zur Signa Holding gehört auch Galeria Karstadt Kaufhof. Für den Warenhauskonzern wurde wegen der Umsatzeinbußen aufgrund der Coronakrise beim Amtsgericht Essen ein Schutzschirmverfahren beantragt.