Hamburg/Bremen. Der Föderalismus treibt während der Corona-Krise seltsame Blüten – besonders, wenn auf dem Golfplatz eine Landesgrenze verläuft.

Die neuen, kleinen Freiheiten in Corona-Zeiten treiben auf norddeutschen Golfplätzen bunte Blüten. Am Montag öffnete, sehr zur Freude der 1300 Mitglieder, der Golf-Club Hamburg Wendlohe e.V. zwischen Bönningstedt und Hamburg-Langenhorn erstmals wieder seine Pforten.

Die ersten Mitglieder, die per Voranmeldung einen Termin zum Golfen bekommen hatten und bis zum Abschlag einen Mundschutz tragen mussten, staunten nicht schlecht: Da flatterte auf der Bahn A 2 ein Absperrband auf der rechten Hälfte des Platzes. Just jenes Territorium – ein Prozent der Gesamtfläche des Golfplatzes mit Hauptadresse in Hamburg – gehört zum hamburgischen Stadtgebiet, während 99 Prozent auf schleswig-holsteinischem Gelände liegen.

Golf: In Schleswig-Holstein erlaubt, in Hamburg noch verboten

„Wir dürfen den Ball zurzeit nicht nach Hamburg schlagen“, sagte der Geschäftsführer des Golf-Clubs, Christopher Lampe, dem Abendblatt. „Selbstverständlich befolgen unsere Mitglieder diese Vorgaben.“ So spielen sie nur in Schleswig-Holstein.

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Der Föderalismus sorgt für einen Flickenteppich: Während in Schleswig-Holstein vom 4. Mai an Golfplätze wieder öffnen können, wartet Hamburg derweil noch ab. Schleswig-Holstein sei seinen eigenen Weg gegangen, heißt es bei der Hamburger Innenbehörde. Dadurch sei jetzt eine groteske Situation entstanden. „Wir hatten für Hamburg darauf gehofft, dass der Sport schon früher eine klare Perspektive erhält“, sagte ein Sprecher der Innenbehörde dem Abendblatt. "Wir gehen davon aus, dass es am Mittwoch zur Öffnung des Individualsports in Hamburg kommt", so der Sprecher.

In Bremen und Niedersachsen kennt man das Problem

Damit dürfte die absurde Grenze auf dem Wendloher Golfplatz beseitigt werden, die allerdings kein Einzelfall ist. Auch beim Golf-Club Bremer Schweiz spaltet das unterschiedliche Handeln der Länder den Platz. Dort darf Golf nur auf den hinteren neun Löchern gespielt werden, während die Front Nine weiterhin geschlossen bleibt. Der Grund: Das Areal liegt zur einen Hälfte auf dem Landesgebiet von Bremen, zu anderen in Niedersachsen. Nachdem der Bremer Senat das Golfspiel wieder erlaubt ist, gibt es in Niedersachsen noch keine Freigabe.

„Zwar sind wir satzungsgemäß ein Bremer Verein. Allerdings kommt das in diesem konkreten Fall nicht zum Tragen“, sagt Ralph Bünning, Vorsitzender des GC Bremer Schweiz. Stattdessen komme das Seuchenschutzgesetz zu Anwendung, das sich auf die Fläche bezieht. Und so spielen sie in der Bremer Schweiz und auf dem Golfplatz Wendlohe bis zu einer einheitlichen Reglung unter den bizarren Blüten des Föderalismus in Deutschland.