Hamburg. Vor 30 Jahren wurde der Nationalpark eingerichtet – er ist auch wichtig für nachhaltigen Tourismus. Online-Angebot in Coronakrise.

Als öde Schlickwüste könnten ihn höchstens Ignoranten bezeichnen. Alle anderen sind stolz auf den Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer. Deutschlands kleinstes Biosphärenreservat (seit 1992) ist Hamburgs Beitrag zu einem weltweit einzigartigen Gebiet, das 2011 auch als Teil des Unesco-Weltnaturerbes Wattenmeer in die Liste des Erbes der Welt eingeschrieben wurde.

Der hamburgische Anteil daran liegt rund 105 Kilometer Luftlinie vom Rathaus entfernt vor Cuxhaven an der westlichen Elbmündung und beträgt knapp 137 Quadratkilometer. Er grenzte an den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer und umfasst neben den eigentlichen Wattgebieten auch die zu Hamburg gehörende Insel Neuwerk und die Düneninseln Scharhörn und Nigehörn.

Vor 30 Jahren beschlossen Bürgerschaft und Senat, das Gebiet zum Nationalpark zu machen. Der strenge Schutz dieses einmaligen Lebensraums wurde damit festgeschrieben. Unmittelbarer Anlass war damals ein alarmierendes Seehundsterben, das – dank der Schutzmaßnahme – in dieser Form mittlerweile der Vergangenheit angehört.

Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer ist besonders für seine vielen Seevögel bekannt

Das zeigen aktuelle Zahlen: Während der Wurfperiode im Juni 2019 wurden im Wattenmeer 9683 Jungtiere gezählt – die höchste jemals registrierte Zahl. Aufgeteilt auf die Regionen verzeichneten Niedersachsen und Hamburg mit 2711 Jungtieren einen Anstieg um 26 Prozent.

Insgesamt leben vor Ort rund 2000 Tierarten, davon 250 in den Salzwiesen. Der Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer ist besonders für seine vielen Seevögel bekannt, darunter Küstenschwalben, Kormorane und Austernfischer. Nirgends hängt der Horizont tiefer, und nirgends in Hamburg kann man nachts so viele Sterne sehen.

Was viele nicht wissen: Der Nationalpark gilt als eines der unberührtesten, wildesten Schutzgebiete Deutschlands überhaupt. Mehr als 90 Prozent der Wildnisfläche in Schutzzone I dürfen nicht betreten werden, Wattwanderungen und Kutschfahrten sind nur auf ausgewiesenen Wegen erlaubt.

Damit auch alles so unberührt bleibt, ist im „Gesetz über den Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer“ genau festgelegt, was vor Ort erlaubt und was verboten ist. Demnach darf im Nationalpark logischerweise nicht gejagt, gezeltet oder geangelt werden, es ist aber beispielsweise auch untersagt, „mit Ballonen oder sonstigen Luftfahrzeugen zu starten oder zu landen, Feuerwerkskörper, Drachen, Drohnen oder Flugmodelle jeglicher Art fliegen zu lassen sowie auf den Gewässern (…) mit Kite-Surfbrettern zu fahren oder Schiffsmodelle fahren zu lassen“.

Gelbe Wattwagen bringen Besucher nach Neuwerk.
Gelbe Wattwagen bringen Besucher nach Neuwerk. © picture alliance

Langer Weg bis zum Titel "Weltnaturerbe"

Bis zur Titelvergabe „Weltnaturerbe“ war es übrigens ein weiter Weg: Die Hansestadt stieg im Jahr 2008 zunächst aus den gemeinsamen Planungen mit den anderen Anrainern aus, weil die damalige CDU-Alleinregierung Nach­teile bei der geplanten Elbvertiefung befürchtete.

Erst drei Jahre später machte Hamburg dann doch mit. „30 Jahre Nationalpark, das sind 30 Jahre Schutz, 30 Jahre Erhalt und 30 Jahre Umweltbildung“, sagt Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne). „Der Naturschutz ist wichtig für den Wattenmeer-Nationalpark und zugleich ist er das Rückgrat für einen nachhaltigen Tourismus.“

Bis zu 120.000 Menschen Besucher jährlich

Bis zu 120.000 Menschen besuchen jährlich den Hamburgischen Nationalpark. Eine wichtige Rolle spielt vor Ort der Verein Jordsand, der auf Neuwerk seit 1982 Gäste betreut und sich mit viel Engagement am Umweltbeobachtungsprogramm beteiligt.

Zur Information der Besucher wurde im Jahr 2004 das „Nationalpark-Haus Neuwerk“ eröffnet. Von dort starten regelmäßige Exkursionen ins Watt, zu den Salzwiesen, zur Vogelbeobachtung und zu den Seehundbänken. Anlässlich des Jubiläums, so kündigt Kerstan an, wolle er sich bemühen, dass der Verein Jordsand auf Neuwerk eine dauerhafte und erweiterte Bleibe für seine ehrenamtlichen Mitarbeiter bekomme.

Salzwiesen und das Wasser der Nordsee prägen das Bild.
Salzwiesen und das Wasser der Nordsee prägen das Bild. © Imago

Wegen der Coronakrise bleibt das Haus mindestens noch bis Ende April geschlossen. Auch alle aktuell geplanten Veranstaltungen fallen bis auf Weiteres aus. In der Zwischenzeit gibt es allerdings auf der Website www.nationalpark-wattenmeer.de die Möglichkeit, sich schon einmal auf einen Besuch vor Ort einzustimmen.

Informationen zum Coronavirus:

Das gesamte Wattenmeer bildet das größte zusammenhängende Sand- und Schlickwattsystem der Welt, in dem alle biologisch-dynamischen Prozesse weitgehend ungestört ablaufen können. Es erstreckt sich über 500 Kilometer entlang der Nordseeküste von Dänemark, Deutschland und den Niederlanden.

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