Groß Borstel. Die Blütenpracht lockt zu Spaziergängen – auch abseits von angesagten Ausflugszielen an Elbe und Alster.

Man braucht kein Kaiserwetter, um in Hamburgs Natur Überraschendes zu entdecken – auch abseits bekannter Grünoasen und angesagter Ausflugsziele direkt am Wasser.

Beispiele sind rot blühende Prachthimbeeren, wilde­ Osterglockenfelder, Milchsterne, Wildtulpen und lila blühender Lerchensporn. Verwilderte Stechpalmen, Bambus oder Lorbeerkirschen lohnen das Hingucken ebenfalls.

Geheimziele für Oster-Touren in Hamburg

Überhaupt nichts gegen die Promenaden an der Elbe oder am Alsterufer, gegen den Volks- oder Jenischpark, gegen das Niendorfer Gehege oder den Ohlsdorfer Friedhof. Aber inmitten der Hansestadt gibt es weitere Ziele für ein Rendezvous mit der Pflanzenwelt. Abgelegenere Pfade empfehlen sich aktuell besonders, um sich ein bisschen aus dem Weg zu gehen.

„Durch den milden Winter ist die Natur der eigentlichen Jahreszeit voraus“, weiß Hans-Helmut Poppendieck, Vorsitzender des Botanischen Vereins zu Hamburg. „Es ist ein Erlebnis, an allen möglichen Ecken Unerwartetes und Buntes zu entdecken.“

Mancherorts lockt zu Ostern eine Blütenpracht. Der promovierte Biologe und Chemiker unterhielt ein fachlich inniges Verhältnis zur verstorbenen Ehrenbürgerin Loki Schmidt. Beide füllten ihr Motto mit Inhalt: Nur was man kennt und liebt, das schützt man auch.

Poppendiek: Sieben reizvolle Touren ins Grüne

Gemeinsam mit seinen Mitstreitern des Vereins veröffentlichte Poppendieck den „Botanischen Wanderführer für Hamburg und Umgebung“ sowie den „Hamburger Pflanzenatlas“. Wann immer es das Wetter zulässt, greift der 71 Jahre alte Naturliebhaber aus Groß Borstel zum Wanderstock – und bricht auf.

Der ehemalige Kustos am Herbarium Hamburgense der hiesigen Universität liebt botanische Exkursionen. Auf Bitte des Abendblatts empfiehlt er zu den Festtagen sieben reizvolle Touren ins Grüne. Getreu der Formulierung in Goethes Osterspaziergang offenbart sich vielfach ein „buntes Gewimmel“. Und Loki Schmidt wusste aus Erfahrung: „Wo es draußen ein wenig unordentlich ist, da wächst eher etwas Zauberhaftes.“

Ob des zu erwartenden Ansturms auf das Hamburger Grün appelliert die Umweltbehörde an die Hamburger, Achtsamkeit zu üben. Auch in den 450 Parks und 35 Hamburger Naturschutzgebieten seien die Abstandsregeln einzuhalten. Die Parks umfassen insgesamt 2700 Hektar.

Alter Botanischer Garten

Blickfang im Park: die Wildtulpe.
Blickfang im Park: die Wildtulpe. © Hans-Helmut Poppendieck | Hans-Helmut Poppendieck

Ebenso zentral wie idyllisch gelegen, genießt diese Naturoase ein Schattendasein. „Eine Attraktion und ein Paradies für Frühjahrsblüher“, weiß Poppendieck. „Die wilde Narzisse ist eine Schau.“ Zwar gehe das Blütenmeer allmählich zur Neige, dennoch lohne sich ein Besuch im Park am Dammtor. Sehenswert sind zudem Wildtulpen, Milchsterne und der Paradoxe Lauch. Letzterer wächst dort, wo während des Zweiten Weltkrieges ein Stollen in den Hang getrieben wurde – für einen Luftschutzbunker, der nie benutzt wurde.

Blohms Park in Horn

Dieses Areal liegt zwischen dem Rauhen Haus und der Horner Landstraße. Hier stand einst die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Villa des Großkaufmanns Heinrich Johann Merck. Im Park wachsen Blausterne und massenhaft lila blühender Lerchensporn. Im Süden befindet sich ein großer Bestand des Dänischen Aronstabs, dessen Blüte unmittelbar bevorsteht.

Rahlstedts alte Wälder

Ein echter Geheimtipp. Der Wehlbrook gehört zum Anfang des 13. Jahrhunderts gegründeten und immer noch teilweise zu erkennenden Rundlingsdorf Alt-Rahlstedt. Der Wald in dieser Kulturlandschaft ist uralt. Zu entdecken sind eine Menge Frühblüher. Außerdem verwildern hier Eiben, Stechpalmen, Bambus und Lorbeerkirschen.

Rathenaustraße (Teil des Alsterwanderwegs)

Nickender Milchstern an der Rathenaustraße.
Nickender Milchstern an der Rathenaustraße. © Hans-Helmut Poppendieck | Hans-Helmut Poppendieck

Zwischen der Hindenburgstraße im Süden und dem Bahnhof Ohlsdorf im Norden gibt es auf einem etwa anderthalb Kilometer langen Streifen zwischen Straße und Radweg Milchsterne zu bestaunen. Allerdings könnte Ostern für eine volle Entwicklung dieser Blütenpracht noch ein Hauch zu früh sein.

Rodenbeker Quellental

Direkt am Alsterwanderweg (Gemarkung Bergstedt) lockt das Ausflugsparadies mit bunten Waldblumen, die von den Wanderwegen aus schön zu sehen sind: gelbe, weiße und rosa Anemonen, Primeln und Lungenkraut, Goldsterne, Veilchen und zwei Arten knallig gelbgrüner Milzkräuter. Es gibt vorzügliche Rundwege – und der Wohldorfer Wald liegt in der Nähe.

Wissenswertes zum Thema Frühling:

  • Der kalendarische Frühlingsanfang ist am 20. März, meteorologisch beginnt der Frühling am 1. März
  • Krokusse gelten als Vorboten des Frühlings
  • Im Frühling blühen unter anderem auch: Tulpen, Alpenveilchen, Hyazinthen, Narzissen, Stiefmütterchen

Wesselhöftpark und Flottbeker Quellental

Die Prachthimbeere im Wesselhöftpark.
Die Prachthimbeere im Wesselhöftpark. © Hans-Helmut Poppendieck | Hans-Helmut Poppendieck

Ein kleiner, alter Wald, der früher (wie der benachbarte Jenischpark) zum Besitztum des hanseatischen Kaufmanns Caspar Voght gehörte. Dort gedeihen Buschwindröschen und Goldsterne. Botanisch interessant sind im Moment Pflanzen der weiblichen Pestwurz direkt am Bach. Ein paar Meter weiter säumen rot blühende Prachthimbeeren den Weg, der durch eine tiefe Schlucht führt. „Man kommt sich vor wie im Mittelgebirge“, sagt Dr. Hans-Helmut Poppendieck.

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Vierlande

Früher galten die zwischen den Bezirken Mitte und Bergedorf üppig gedeihenden Wildtulpen als Muttertagsblumen. Besonders viele von ihnen gibt es am östlichen Ende der Dove Elbe. Am besten hält man Ausschau entlang des Altengammer und Neuengammer Hausdeichs, beim Kirchwerder Friedhof sowie in Curslack an der Straße Auf der Böge.