Berlin. Osterzeit ist Reisezeit. Doch wie gestaltet sich der Oster-Ausflug während der Corona-Pandemie? Was ist erlaubt, was ist verboten?

Der Landkreis Ostprignitz-Ruppin ist bekannt für Seen, Schilf und Schlösser, Fontane hat der Landschaft mit seinem Werk ein Denkmal gesetzt. Zuletzt war der Landkreis für Erholungsuchende aber besonders ungemütlich: Ortsfremden, die Zweitwohnsitz oder Datsche aufsuchen wollten, rückte das Ordnungsamt auf die Pelle. Ostprignitz-Ruppin hatte mit die strengsten Einreisebeschränkungen in der Corona-Krise. Zwei Gerichte haben die besonderen Regeln als unbegründet gekippt.

Es geht um die Grundsatzfrage: Wie sehr darf der Staat die Reise- und Bewegungsfreiheit begrenzen? Oder wie der Klägeranwalt Marc Wesser formuliert: „Das Urteil ist wichtig für den Rechtsstaat Deutschland und die Freiheitsrechte in unserem Land.“ Was ist noch erlaubt, was ist verboten? Und wie kommt man derzeit überhaupt noch durchs Land? Ein Überblick:

Reisen in der Corona-Krise: Was ist verboten?

Bundesweit gelten Kontaktverbote. Wer die Wohnung verlassen möchte, darf das nur noch allein, mit Angehörigen, die in derselben Wohnung leben, oder mit einer anderen Person. Besonders streng sind die Maßnahmen in den Bundesländern Bayern, Berlin, Brandenburg, Sachsen, Saarland, Sachsen-Anhalt. Dort gelten Ausgangsbeschränkungen. Lesen Sie mehr: Das sind die Regeln und Strafen des Corona-Kontaktverbots

Das Verlassen der eigenen Wohnung ist nur mit triftigem Grund erlaubt – darunter fallen der Weg zur Arbeit oder Supermarkt, aber auch Sport und Spaziergänge an der frischen Luft. Auch Besuche bei getrennt lebenden Partnern sowie bei pflegebedürftigen Angehörigen, die in einer eigenen Wohnung leben, sind noch möglich. Die Regelungen der Bundesländer unterscheiden sich jedoch im Detail. Diese sind auf den Internetseiten der jeweiligen Länder einsehbar.

Was ist erlaubt?

Auch wenn touristische Ziele wie Museen, Seilbahnen oder die Gastronomie in der Corona-Krise auch am Osterwochenende geschlossen sind: Ausflüge in die Natur sind in Bundesländern ohne Ausgangsbeschränkungen durchaus möglich. Im niedersächsischen Harz wird wegen des zu erwartenden guten Wetters sogar mit einer großen Zahl an Tagestouristen gerechnet. Die Polizei will das Abstandsgebot kontrollieren.

An Nord- und Ostsee sind die Touristengebiete dagegen für Fremde gesperrt, nur Einheimische dürfen an die Strände. Hamburger sind an den Ostertagen im Alten Land unerwünscht.

Die Bundesregierung rät indes von allen Reisen ab. „Eine Pandemie kennt keine Feiertage“, betont Bundeskanzlerin Angela Merkel. Übernachtungen soll es nur in notwendigen Fällen und „ausdrücklich nicht zu touristischen Zwecken“ geben. Auch August Markl, Präsident des Autofahrerclubs ADAC, ruft dazu auf, „Fahrten nach Möglichkeit zu unterlassen, die verzichtbar sind. Dazu zählen leider auch Verwandtenbesuche.“ Mehr zum Thema: Was ist an Ostern in der Corona-Krise erlaubt?

Stau auf Autobahnen durch Osterreisewelle bleibt wohl aus

Der Mega-Stau auf den Autobahnen – Gründonnerstag zählt zu den fünf staureichsten Tagen des Jahres – bleibt wohl aus. Dennoch werden die Fernstraßen nicht vollständig leer sein, erwartet ADAC-Präsident Markl. Etliche Fernpendler seien auf dem Heimweg zur Familie beziehungsweise am Ostermontag auf dem Rückweg zum Arbeitsort.

Wer unterwegs ist, müsse an den Feiertagen mit Lkw-Verkehr rechnen. Um die Versorgung mit Lebensmitteln zu sichern, wurde in allen Bundesländern das Sonn- und Feiertagsfahrverbot für Lkw befristet aufgehoben. Kleinere Staus seien daher an Engstellen oder in Baustellenbereichen auch an diesem Osterwochenende denkbar.

Flug-, Bus- und Zugverkehr in Corona-Krise stark gesunken

Der größte deutsche Flughafen in Frankfurt hat eines der beiden Terminals komplett geschlossen, in ganz Deutschland ist der Flugverkehr eingebrochen: Die Deutsche Flugsicherung (DFS) zählt derzeit noch rund 15 Prozent der sonst üblichen Flugbewegungen. In der letzten März-Woche nutzten noch 206.000 Passagiere die Flughäfen – das sind fünf Prozent der normalen Auslastung.

Lufthansa und Eurowings bieten auf den wichtigsten Strecken innerhalb Deutschlands, Europas und zu einer Handvoll Ziele weltweit einen Rumpf-Flugplan. Ausländische Airlines halten die wichtigsten Verbindungen zu Knotenpunkten und Hauptstädten aufrecht. Lesen Sie auch: Lufthansa beendet Flugbetrieb von Germanwings wegen Corona

Auch bei der Eisenbahn ist die Nachfrage stark eingebrochen. Die Deutsche Bahn lässt zwar noch 75 Prozent ihrer Fernzüge fahren, darin sitzen jedoch nur noch zehn bis 15 Prozent der sonst üblichen Fahrgäste. Vermehrte Nachfrage übers Osterwochenende erwartet Bahnchef Richard Lutz nicht. Im Nahverkehr zählt der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen 80 bis 90 Prozent weniger Fahrgäste. Der Fahrplan von Bussen und Bahnen sei auf 50 bis 75 Prozent des üblichen Taktes ausgedünnt worden.

Flixbus und Blablabus haben den Linienbetrieb weitgehend eingestellt – Flixbus betreibt für Heimkehrer noch drei Linien von Berlin nach Polen.

Lkw-Verkehr – Tankstellenshops und Rastanlagen für Fahrer geöffnet

Lkw-Fahrer stellen in der Corona-Krise die Versorgung der Repu­blik sicher. Unterwegs wird die Versorgung jedoch zum Problem: Auch die Gaststätten an der Autobahn haben geschlossen. Laut ADAC haben die Tankstellen-Shops jedoch geöffnet und ihr gas­tronomisches Angebot oft erweitert. Zudem stellen die 400 „Tank&Rast“-Anlagen an den Autobahnen sowie die rund 100 Autohöfe des Verbands Veda laut ADAC sicher, dass Toiletten, Duschen und Tankstellen rund um die Uhr geöffnet sind.

Lkw-Fahrer könnten Duschen und Toiletten derzeit kostenlos nutzen. Durch die ständige Präsenz von Reinigungspersonal oder erhöhte Reinigungszyklen werde die Hygiene sichergestellt. „In diesen Tagen zeigt sich die Bedeutung der Arbeit von Unternehmen und Beschäftigten in der Logistik. Bestmögliche Unterstützung, aber auch Wertschätzung sollten eine Selbstverständlichkeit sein“, sagt ADAC-Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand.