Hamburg. Zahl der Infizierten steigt nicht mehr so stark wie vor zwei Wochen. Schutzkleidung wird immer knapper. Kriminalität geht zurück.

Die Zahl der in Hamburg mit dem Coronavirus Infizierten ist auf mehr als 2000 gestiegen. Nachdem am Sonntag 143 weitere Fälle von Erkrankungen mit Covid-19 bestätigt wurden, stieg die Zahl der gemeldeten Fälle auf insgesamt 2078.

Am Sonnabend waren 176 Neuinfizierte registriert worden, am Freitag 145. Damit bestätigt sich die Einschätzung von Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) aus der vergangenen Woche, dass es bislang keine exponentielle Steigerung der Infiziertenzahl gibt, wohl aber einen recht stetigen Anstieg um rund 150 Fälle pro Tag – abgesehen von einem Ausreißer vor einer Woche, der aber durch eine Computerpanne bedingt war. Relativ betrachtet, flacht der Zuwachs daher ab: Gab es vor zwei Wochen noch tägliche Steigerungsraten von bis zu 33 Prozent, waren es am Sonntag nur noch sieben Prozent.

Zahl der Krankenhauspatienten mit Corona steigt kräftig an

Die berichteten Krankheitsverläufe gehen nach Mitteilung des Senats zwar weiterhin „in der Regel mit leichten bis mittleren grippeähnlichen Symptomen einher“. Dennoch steigt die Zahl der Krankenhauspatienten mit Corona über das Wochenende kräftig an: Am Sonntag befanden sich 149 Infizierte mit Wohnort Hamburg in stationärer Behandlung – ein Anstieg gegenüber Freitag (104) um gut 43 Prozent. 40 Personen mussten auf einer Intensivstation behandelt werden – ein Plus von knapp 42 Prozent seit Freitag (31).

Nach wie vor ist die Hansestadt einer der Hotspots der Coronapandemie in Deutschland: Wie aus Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) hervorgeht, gab es am Sonnabend (dem aktuellsten Vergleichstag) rund 100 Infizierte pro 100.000 Einwohner. Von den Großstädten war nur München mit 140 Fällen stärker betroffen. Stuttgart kam ebenfalls auf einen Wert von 100 Infizierten pro 100.000 Einwohner.

In Hamburg starben bislang vier Coronapatienten

Zum Vergleich: In Berlin waren es 65, in Köln 67 und in Frankfurt 41. Ein Grund dürfte sein, dass nur Hamburg Anfang März Schulferien hatte und entsprechend viele Menschen das Virus aus den später zu „Risikogebieten“ erklärten Skigebieten in ihre Heimat mitbrachten. Das erklärt auch den hohen Wert in München: Aus der bayerischen Landeshauptstadt fahren traditionell viele Menschen auch außerhalb der Ferien übers Wochenende zum Skifahren in die Alpen.

Allerdings haben viele Städte mehr Sterbefälle zu verzeichnen: In Berlin starben laut RKI bereits neun Menschen an der Erkrankung Covid-19, in Köln sieben und in Stuttgart fünf. In Hamburg waren es bisher vier, in München drei.

Unterdessen ist der für morgen geplante Start des Bergedorfer Corona-Testzentrums am Veto der Gesundheitsbehörde gescheitert – es wäre das erste in Hamburg gewesen. „Wir bekommen keinerlei behördliche Unterstützung mehr. Damit sind alle kurzfristig anberaumten Verträge für die Fläche – einen Parkplatz an der Straße Am Schleusengraben – sowie Lager und Logistik hinfällig“, sagte der frustrierte Gregor Brinckmann, Mediziner und Vorstandsmitglied des Hamburger Hausärzteverbands. Er hatte das Projekt seit mehr als zwei Wochen vorbereitet.

Gesundheitsbehörde sieht keinen Bedarf für Testzentren

„Die Kassenärztliche Vereinigung ist derzeit in der Lage, alle medizinisch notwendigen Tests durchzuführen“, stellte Gesundheitsbehörden-Sprecher Dennis Krämer klar. „Es besteht insofern aktuell kein medizinischer Bedarf für Testzen­tren.“ Dennoch seien die mehrmals von der Gesundheitssenatorin angekündigten Zentren nach wie vor „möglich“.

Schutzausrüstung sei zwar nach wie vor knapp, so der Senat. Aber man erwarte nun eine große Menge Nachschub, um den Mangel in Arztpraxen und bei einem Teil der Hamburger Krankenhäuser zu mildern. Dennoch appellierte die Gesundheitsbehörde weiterhin an Unternehmen, die über Schutzkleidung verfügen und nicht zum Gesundheitswesen zählen, diese zur Verfügung zu stellen. Die E-Mail-Adresse dazu lautet: corona-firmenspende@bgv.hamburg.de

In einem internen Behördenpapier war die Versorgungslage mit Medikamenten und Schutzausrüstung für Hamburg zuvor als „angespannt“ und in vielen Fällen auch mit „zur Neige gehend“ beschrieben worden. Besonders betroffen seien Pflegeheime. Das Institut für Hygiene und Umwelt soll jetzt eine Empfehlung ausarbeiten, wie Schutzausrüstung wiederverwendet werden kann.

Polizei registrierte 70 Verstöße gegen Allgemeinverfügung

Die Zahl der Notrufe bei der Rettungsleitstelle der Feuerwehr wegen möglicher Coronainfektionen hatte am vergangenen Mittwoch mit 198 einen vorläufigen Höchststand erreicht. Am Donnerstag und Freitag blieben sie mit jeweils 187 auf hohem Niveau. Seit dem 13. März liegt die Zahl fast durchgängig über 100. In den letzten Tagen hatte etwa jeder siebte Anruf in der Rettungsleitstelle einen Coronabezug.

Nach Abendblatt-Informationen soll am Dienstag der Erlass einer weiteren sogenannten Allgemeinverfügung bekannt gegeben werden. Diese soll besonders gefährdete Gruppen noch besser schützen, unter anderem in Alten- und Pflegeheimen. Dort sind bislang noch Besuche in geringem Umfang gestattet, etwa im Gegensatz zu Schleswig-Holstein.

Die bislang geltenden Einschränkungen wurden laut Polizeisprecherin Nina Kaluza am Wochenende von den allermeisten Hamburgern beachtet. „Es war eine Fortführung der gesamten Woche“, sagte Kaluza am Sonntag. Etwa 70 Verstöße wurden demnach am Sonnabend von den Beamten registriert. Zu Ingewahrsamnahmen kam es nicht.

Kriminalität in Hamburg sinkt um fast 25 Prozent

Meistens habe eine freundliche Ansprache der Beamten genügt. Ohnehin regis­triert die Polizei in der Coronakrise einen deutlichen Rückgang der Straftaten. Seit Mitte März ist die Kriminalität in Hamburg um fast 25 Prozent gesunken, auch der Verkehr auf den Straßen ging an Werktagen um ein Drittel zurück.

Sonntagabend landete der A310 der Luftwaffe am Hamburger Flughafen, wo Rettungswagen und Notärzte schon warteten. An Bord waren sechs schwer kranke Corona-Patienten aus Norditalien.
Sonntagabend landete der A310 der Luftwaffe am Hamburger Flughafen, wo Rettungswagen und Notärzte schon warteten. An Bord waren sechs schwer kranke Corona-Patienten aus Norditalien. © Michael Arning | Michael Arning

Am Sonntagabend landete ein Flugzeug der Bundeswehr auf dem Airport Helmut Schmidt in Fuhlsbüttel. An Bord waren insgesamt sechs italienische Coronapatienten aus Bergamo. Jeweils zwei von ihnen sollen im Bundeswehrkrankenhaus in Wandsbek, in Westerstede (Niedersachsen) und in Koblenz (Rheinland-Pfalz) behandelt werden. Der Transport steht offenbar in keinem Zusammenhang mit der avisierten Behandlung von Italienern und Franzosen in Hamburg. Zehn Italiener mit schwerem Infektionsverlauf sollen in der Asklepios Klinik Harburg aufgenommen werden, zwei Franzosen im UKE.

Mehr S-Bahn- und Bus-Fahrten, Taxis und Mojas nachts billiger

Unterdessen gab der Senat bekannt, dass der Nahverkehr überall dort verstärkt werde, wo die Einhaltung eines ausreichenden Abstands „derzeit schwierig ist“. Dazu gehörten zum Beispiel der Airbuszubringer-Bus X 86 sowie die Buslinien 12, 13, 29, 130, 146, 230 und 153. Auf den S-Bahn-Linien S 3 und S 31 sollen stets Vollzüge mit sechs Wagen eingesetzt werden, auf den Linien S 1 und S 21 ausschließlich durchgängige Fahrzeuge. In Bahnhöfen mit erhöhtem Fahrgastaufkommen sollen zusätzliche Mitarbeiter auf die Einhaltung der erforderlichen Abstände achten.

Im Gegenzug kann auf Buslinien, die stark unterausgelastet sind (etwa Schülerverkehre), das Angebot verringert werden. Und an den Wochenenden wird der Schnellbahn-Nachtverkehr reduziert – das Partyvolk muss ja zu Hause bleiben. Dafür können vom 1. April an Taxis und Moia-Fahrzeuge nachts zu Sonderkonditionen gebucht werden.