Hamburg. Alltägliche Ärgernisse häufen sich. Verbraucher sind genervt, stellen Lebensmittel- und Handybranche an den Pranger.
Hamburger konnten ihren Alltagsärger bei der Verbraucherzentrale ablassen: Etikettenschwindel, versteckte Preiserhöhungen, zu viel Zucker, niedrige Sparzinsen und vieles mehr. Die Ergebnisse des fünften "Verbraucherschutz-Pegels" veröffentlichte die Verbraucherzentrale Hamburg am Freitagvormittag. Etwa 2400 Umfrageteilnehmer reichten bis Ende Januar online knapp 37.700 Einzelbeschwerden ein.
Die Verbraucherzentrale fragte in acht Kategorien nach Alltagsärgernissen. Die Hamburger formulierten Beschwerden in diesen Kategorien – mit den meisten Kommentaren in der ersten und den wenigsten in der letzten Kategorie: Dazu zählen Lebensmittel, Verpackungen, Telefon und Internet, Finanzen und Versicherungen, Gesundheit und Patientenschutz, Energie, Sonstige Probleme sowie Urlaub und Reisen.
Verbraucherschutz-Pegel: Das nervt Hamburger am meisten
Ob im Supermarkt oder Telefonstore, Hamburger nervt so einiges in Sachen Service und Verpackung. Die Verbraucherzentrale Hamburg errechnete die Top-Ten-Ärgernisse der Hamburger:
- Zu viele unnötige Umverpackungen
- Zu viele Plastik(-beschichtete) Verpackungen
- Zu viel Zucker in Lebensmitteln
- Kein Durchblick beim Kleingedruckten
- Zu viel Luft in Verpackungen
- Niedrige Sparzinsen
- Irreführende Inhaltsangaben auf Verpackungen
- Kein verpflichtender Anteil an Mehrwegverpackungen bei Getränken
- Keine verpflichtende farbliche Nährwertkennzeichnung auf der Vorderseite von Lebensmittelverpackungen
Ernährung: Alltägliche Ärgernisse häufen sich
Den Hamburgern sind Ernährungsthemen besonders wichtig. Für keinen anderen der Themenbereiche der Befragung gab es so viel Feedback, fast alle adressierten mindestens eine Bewerde. Das ärgert an Lebensmitteln am meisten:
- Acht von zehn Hamburgern monierten unnötige Verpackungen und wünschen sich weniger Plastik
- Sieben von zehn äußerten den Wunsch nach weniger Zucker in Lebensmitteln
- Sechs von zehn fühlten sich mit Fruchtabbildungen und zu viel Luft in Verpackungen hinter das Licht geführt
- Mehr als fünf von zehn Hamburgern forderten verpflichtende Mehrwegverpackungen für Getränke und eine einfache, verpflichtende Nährwertkennzeichnung auf der Vorderseite von Lebensmittelpackungen
Verbraucherschutzsenatorin Cornelia Prüfer-Storcks möchte auf die Anliegen der Hamburger eingehen. "Schon beim Einkauf muss klar sein, wie die Gehalte an Zucker, Fett und Salz in einem Produkt aus ernährungsphysiologischer Sicht zu bewerten sind", sagt sie. Hamburg habe sich schon lange für den Nutri-Score eingesetzt, der nun endlich auf Bundesebene eingeführt werde. "Wir fordern, dass sich Deutschland auch innerhalb der Europäischen Union für eine einheitliche und verbindliche Deklaration mit dem Nutri-Score stark macht."
Telekommunikation: schlechter Kundenservice, viele Werbeanrufe
Viele Gedanken machten sich die Umfrageteilnehmer auch zum Service im Telekommunikationssektor. Mehr als 2000 Hamburger monierten Preise, Vertragsklauseln und Service. Diese Beschwerden machen die ersten vier Plätze in der Kategorie aus.
- Fünf von zehn Hamburger klagten über den schlechten Kundenservice der Anbieter
- Vier von zehn beschwerten sich über unerwünschte Werbeanrufe
- Fast vier von zehn störten sich an langen Vertragslaufzeiten von Mobilfunkverträgen
- Jeder Zehnte prangerte an, im Telefonshop Verträge aufgedrängt oder gar untergeschoben zu bekommen
Die Verbraucherzentrale informiert über Tücken und Fallstricke und unterstützt Betroffene, wenn sie Ärger mit Unternehmen haben. Diese Angebote seien stark nachgefragt, sagt der Hamburger Verbraucherzentralen-Vorstand Michael Knobloch. Umso wichtiger sei es, dass der Staat weitere Gesetze zum Schutz des Verbrauchers erlässt.
Verbraucherschutz-Pegel anlässlich des Weltverbrauchertags
Die Online-Befragung zu den Alltägsärgernissen wurde am Freitagvormittag anlässlich des Weltverbrauchertags am Sonntag, dem 15. März, veröffentlicht.
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Der Tag wurde anlässlich der Erklärung des damaligen US-Präsidenten John F. Kennedy im Jahr 1962 zum Weltverbrauchertag deklariert. Kennedy formulierte die grundlegenden Verbraucherrechte auf umfassende Information, freie Wahl Sicherheit und sichere Produkte sowie das Recht, gehört zu werden.