Hamburg. Bezirk Mitte verfolgt spektakulären Plan. Eine Studie soll im Sommer vorliegen. Auch ein Wassersportzentrum könnte entstehen.

Das Billebecken ist umgeben von einem Industriegebiet. Doch wenn es nach der Politik im Bezirk Mitte geht, könnte es zu einem Hotspot für Hamburger und Touristen werden. „Dieser Standort ist ideal geeignet für ein Flussbad, das wir in den nördlichen Bereich des Billebeckens in Hamm inte­grieren wollen. Wir sehen hier ein großes Potenzial, den zentrumsnahen Osten, der durch Industrie geprägt ist, noch lebenswerter zu machen“, sagte SPD-Fraktionschef Tobias Piekatz dem Abendblatt.

Die ersten Weichen für das ehrgeizige Projekt sind gestellt. Im Bezirk Mitte regieren seit Dezember SPD, CDU und FDP miteinander. Die sogenannte Deutschland-Koalition hat einen umfangreichen Antrag in die Bezirksversammlung eingebracht, der beschlossen wurde. In diesem wird das Bezirksamt aufgefordert, eine Studie in Auftrag zu geben, „wie das Billebecken entwickelt werden könnte. Dabei geht es auch darum, dass geprüft wird, wie ein Betreiberkonzept für ein Hafenbad an diesem Standort aussehen könnte, wenn Bäderland oder ein privater Pächter dieses betreiben würden“, sagte Piekatz.

Dänemark könnte als Vorbild dienen

Die Ergebnisse der Studie sollen im Sommer vorliegen. „Unser Ziel ist es, dass bis zum Jahresende ein Zeitplan und ein Konzept für ein Schwimmbad im Billebecken stehen“, so Piekatz. Das Billebecken verläuft zwischen der Großmannstraße und dem Ausschläger Billdeich. Dänemark könnte als Vorbild dienen. Als Beispiele nennt der SPD-Politiker das Islands Brygge Hafenbad in Kopenhagen und das futuristische, von dem bekannten dänischen Büro BIG (Bjarke Ingels Group) entworfene Meeresschwimmbad in Aarhus.

„Ziel ist es, dass bis zum Jahresende Zeitplan und Konzept für ein Schwimmbad im Billebecken stehen. “

Tobias Piekatz, SPD-Fraktionschef

Aber es geht noch um mehr: In dem Antrag spricht sich die Koalition auch dafür aus, „dass dort ein modernes Wassersportzentrum für Ruderer und Kanuten entstehen soll. Das könnte auch am nördlichen Ufer gebaut werden. Dort gibt es bereits Grundstücke, die sich dafür eignen würden“, sagte Piekatz. Für Timo Fischer, Fraktionschef der FDP in der Bezirksversammlung, steht fest: „Das Leben am Wasser gehört zu Hamburg. Das Flussbad ist eine erfrischende Idee für einen neuen Ort der Begegnung, Erholung und Bewegung.“ So könne das Billebecken für die Hamburger wie Gäste zu einem neuen Ort der Stadtnatur werden.

Wasserqualität der Bille ist sehr gut

Der Plan ist, ein oder mehrere Schwimmbecken in das Billebecken zu integrieren – inklusive Stege mit Liegeflächen für die Badegäste und Gastronomie. „Die Wasserqualität der Bille ist sehr gut, deshalb ist es auch für ein solches Projekt geeignet“, sagte Piekatz.

Bleibt die Frage der Kosten für ein Flussbad. „Die werden wir ermitteln, wenn die Studie vorliegt. Aber es dürfte eine Investition von fünf bis zehn Millionen Euro sein“, sagte Piekatz. Und dabei kommt „Mitte-Machen“ ins Spiel. „Im Rahmen dieses Programms stehen bis 2026 rund 100 Millionen Euro für Projekte im Hamburger Osten zur Verfügung. Es wird geprüft, ob sowohl das Wassersportzentrum als auch das Flussbad aus diesen Mitteln bezuschusst werden“, kündigte Piekatz an.

Ganzheitlicher Blick

In eigener Initiative beschäftigen sich Architektin Julia Erdmann und ihr Team vom Büro JES Socialtecture mit dem Thema. „Mit einem ganzheitlichen Blick entwerfen wir zurzeit Pläne für ein Billebad. Deshalb haben wir im vergangenen Jahr im Rahmen des Hamburger Architektursommers mit Jugendlichen aus der Stadt den Hammer Summer veranstaltet, in dem wir Strategien im Umgang mit dem Billebecken entwickelt haben.“ Der Wunsch der jungen Generation: „Baden in der Bille und Wassersport und das in einem produktiven, industriellen Quartier“, so Erdmann. Die Stadtgestalterin ist auf eine Zeichnung gestoßen, die zeigt, dass es bereits vor weit mehr als 100 Jahren ein Schwimmbad im Billebecken gab.

bille.jpg

Für die Nutzung des Billebeckens hat Fraktionschef Piekatz noch weitere Ideen. „Es könnten hier Liegeplätze für Hausboote geschaffen werden, die aber nicht zum Wohnen, sondern als Büros genutzt werden. Auch für Gastronomie würden sich diese Boote eignen. Wichtig ist aber auch, dass der Industriecharakters des Gebiets erhalten bleibt.“

Lesen Sie auch:

Bereits 2007 stellte der damalige Bürgermeister Ole von Beust (CDU) seine Pläne für ein Schwimmbad auf der Alster am Schwanenwik vor. Auf fünf stillgelegten Schuten sollten Schwimmbecken und ein neuer Steg mit rund 1300 Quadratmetern Liegefläche geschaffen werden. Von Beust freute sich auf einen „großen Gewinn für die Stadt“. Doch nach diesem begeisterten Anfang wurde das Projekt immer schwieriger. Erst wurde die Gesamtlänge reduziert, um die Segelschiffe nicht zu behindern, dann lehnte der Bezirk Nord die Pläne ab.

Die Begründung: Der Eintritt werde zu teuer für Familien, und ein Badeschiff beschädige die Optik der Außenalster. Stattdessen sollte ein Naturbad gebaut werden. 2009 wurde die Planung eingestellt; der Senat erklärte, die Kosten seien zu hoch. 2019 rückte die Elbe in den Fokus: Die Architekten Sven Breuer und Timo Reimer stellten ein Konzept für ein Badeponton am Bornsteinplatz vor, dort liegt der Ausgang des Alten Elbtunnels. Auf Anfrage sagte Reimer am Mittwoch, das Projekt werde weiterverfolgt.