Hamburg. Was man über Symptome und Behandlungen wissen muss. Falschmeldungen bei Facebook. Hat sich das Virus verändert?

Im niedersächsischen Lüneburg ist am Mittwoch eine Person mit Verdacht auf eine Coronavirus-Infektion in das Städtische Klinikum Lüneburg eingewiesen worden. Das bestätigte Angela Wilhelm, Sprecherin des Krankenhauses, gegenüber dem Abendblatt. Die Person sei in einem Isolierzimmer untergebracht. Mit den ersten Ergebnissen der Untersuchung sei am Donnerstag zu rechnen. Nähere Informationen zu dem Patienten wurden mit Hinweis auf die ärztliche Schweigepflicht nicht gegeben.

Marion Wunderlich, Leiterin des Gesundheitsamts in Lüneburg, teilte auf Anfrage mit, dass man nach Vorschrift gehandelt habe. "Der erkrankten Person geht es gut." Mit den Ergebnissen der Untersuchung werde im Laufe des Donnerstags gerechnet. "Wenn sich der Verdacht nicht bestätigt, werden die eingeleiteten Maßnahmen aufgehoben. Bei positivem Befund bleiben die Maßnahmen aufrechterhalten", sagte Wunderlich.

Am Donnerstag gab der Landkreis Lüneburg Entwarnung. Verfolgen Sie hier die aktuellen Entwicklungen:

Spahn über Coronavirus: Beginn einer Epidemie

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erwartet eine deutlich stärkere Verbreitung des neuartigen Coronavirus in Deutschland. „Wir befinden uns am Beginn einer Corona-Epidemie in Deutschland“, sagte er. „Die Infektionsketten sind teilweise – und das ist eine neue Qualität – nicht nachzuvollziehen.“ Vor diesem Hintergrund sei es fraglich, ob die bisherige Strategie zum Eingrenzen des Virus und zum Beenden der Infektionsketten weiter aufgehe. Das Coronavirus war jüngst bei zwei Menschen in Nordrhein-Westfalen und drei Personen in Baden-Württemberg neu nachgewiesen worden.

Im Verdachtsfall: Zu Hause bleiben und den Arzt anrufen

Angesichts der steigenden Zahlen von Menschen in Italien, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben, hat auch Hamburg weitere Maßnahmen getroffen. Gleichzeitig spürt die Wirtschaft erste Konsequenzen, vor allem im Hafen, der enge Kontakte zu China pflegt.

Wer meine, betroffen zu sein, solle erst einmal in der Praxis seines Hausarztes anrufen oder die Notfallnummer 116 117 wählen, sagt Jochen Kriens, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg. Keinesfalls solle man in einem Verdachtsfall dagegen in die Praxis gehen, um Ansteckungen weiterer Patienten zu verhindern.

Die Hamburger Gesundheitsbehörde nennt dazu weitere Kriterien: "Diese Empfehlung gilt in erster Linie für Personen, die sich in den vergangenen 14 Tagen in betroffenen Regionen aufgehalten haben, oder Kontakt zu Personen hatten, die dort gewesen sind", sagte Dirk Engelmann, ein Sprecher der Gesundheitsbehörde, dem Abendblatt.

Unikliniken Schleswig-Holstein können Coronavirus schnell erkennen

Ob ein Patient tatsächlich am Coronavirus erkrankt ist, kann das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein jetzt besonders schnell feststellen. Wie die Klinik mitteilt, stehe neben dem Standardtest der Weltgesundheitsorganisation WHO auch ein von der amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC (Center of Disease Control and Prevention) entwickelter Test zur Verfügung: "Ob eine Infektion vorliegt oder nicht, kann damit am Campus Kiel wie am Campus Lübeck am selben Tag getestet werden, an dem die Probe eingeht."

Die Angst vor Infektionen in Hamburg wächst

In Hamburg wächst die Sorge vor Ansteckungen. Es meldeten sich mehr Bürger in Arztpraxen und Krankenhäusern, hieß es am Mittwoch aus der Gesundheitsbehörde. Zum Teil seien Menschen auch in die Notaufnahmen gekommen, wo eventuell eine Probe genommen werde. Es gebe bislang aber keinen bestätigten Fall eines Patienten mit dem Virus Sars-CoV-2, sagte eine Sprecherin.

Die Behörde riet besorgten Bürgern, sich zunächst telefonisch beim ärztlichen Bereitschaftsdienst 116117 zu melden. Auskünfte erteilen auch die Gesundheitsämter der Bezirke und der Hamburg-Service unter der Nummer 115. Am Flughafen, Hauptbahnhof und Zentralen Busbahnhof wollte die Taskforce der Gesundheitsbehörde Informationen für Reisende aus Italien auslegen.

Wer übernimmt Hotelkosten bei Quarantäne?

Zurzeit sind viele Menschen im Urlaub und in einigen Hotels stehen wegen der Corona-Infektionen bereits Gäste unter Quarantäne. Doch wer bezahlt für die Hotelkosten? Dazu sagte Oliver Matzek, Spezialist für Reiserecht: „Einen solchen Fall hatte ich noch nicht. Wenn jemand allerdings in Quarantäne gesteckt wird, so geschieht dies auf staatliche Anweisung. Daher müsste sich aus den jeweiligen staatlichen Regelungen ergeben, ob der Staat für die Kosten aufkommt. Vermutlich ist dies üblicherweise so. Was allerdings weitere Kosten angeht (Schadensersatz), so kann der Staat üblicherweise nicht in Haftung genommen werden, jedenfalls ist dies in Deutschland so. Dies ist nur dann der Fall, wenn falsch gehandelt wird. Dies ist bei einer Epidemie wohl nicht der Fall.“

Touristen in Quarantäne: Wer zahlt für Rückflüge?

Und wer bezahlt, wenn man seinen Heimflug wegen der Quarantäne, die man sich ja nicht ausgesucht hat, verpasst? „Das sind außergewöhnliche Umstände. Dafür gibt es keine allgemeinen Regelungen. Die Betroffenen müssen sich jeweils an ihre Airline oder den Reiseveranstalter wenden“, sagte Carola Scheffler vom Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft.

Magdalena Hauser von der Fluggesellschaft Condor äußerte sich zu der besonderen Situation auf Teneriffa: "Gäste, die derzeit im betroffenen Hotel auf Teneriffa unter Quarantäne stehen, und ihren Rückflug deshalb nicht antreten können, werden gebeten, sich für die Buchung ihres Rückflugs an ihren Reiseveranstalter zu wenden, wenn es sich bei ihrer gebuchten Reise um eine Pauschalreise handelt. Gäste, die ihren Flug direkt bei Condor gebucht haben, buchen wir in diesem Fall unter Vorlage der Hotelbuchungsbestätigung kostenfrei auf einen anderen Rückflug um."

Lufthansa fliegt weiterhin nach Norditalien

Zu Flügen nach Norditalien sagt Sandra Kraft von der Lufthansa: „Bei uns ist es so, dass wir weiterhin Norditalien anfliegen. Wenn ein Kunde aber seinen bereits gebuchten Flug nicht antreten möchte, zeigen wir uns kulant und bieten eine kostenlose Umbuchung.“ Das gilt zunächst bis zum 31. März und für Tickets, die zwischen dem 24. Februar und 2. März ausgestellt worden sind für folgende Fluglinien: Lufthansa, Eurowings, Austrian Airlines und Swiss. Nach Teneriffa fliegt Lufthansa nicht."

Wie das Robert-Koch-Institut die Lage einschätzt

In Deutschland könnten Coronavirus-Ausbrüche aus Expertensicht zunächst unter dem Radar der Behörden bleiben. Es sei „durchaus möglich, dass wir nicht alle diese Ausbrüche sofort erkennen“, sagte der Vizepräsident des Robert Koch-Instituts (RKI) in Berlin, Lars Schaade, am Mittwoch im RBB-Inforadio. Werden sie schließlich entdeckt, könnten sie dann schon ein etwas größeres Ausmaß angenommen haben.

Dann könnten immer mehr Fälle auftreten, bei denen sich nicht mehr nachverfolgen lässt, welche Kontakte zur Ansteckung führten. Es könne dadurch zu einer weiteren Ausbreitung kommen. „Das ist durchaus etwas, mit dem wir rechnen müssen“, sagte Schaade. „Das wird dann wahrscheinlich lokal beginnen, könnten auch mehrere lokale Ausbrüche sein.“ Die Strategie der Eindämmung sei dann kaum mehr möglich.

Nach Maßnahmen wie der Abriegelung betroffener Städte gefragt, sagte Schaade, aus infektionsepidemiologischer Sicht gebe es nicht sehr viel, was dafür spreche. Wichtigster Punkt sei, Kontakte zwischen Gesunden und Kranken zu reduzieren. Das sei auch ohne diesen Schritt möglich. Außerdem könne das Virus auch aus anderer Richtung als aus der Stadt kommen, es sei von einer weltweiten Verbreitung auszugehen.

Engpässe bei Desinfektionsmitteln im Norden erwartet

Wegen des neuartigen Coronavirus rechnet die Apothekerkammer in Schleswig-Holstein mit einem Engpass bei Flächen- und Händedesinfektionsmitteln. Die Nachfrage sei immens, sagte Geschäftsführer Frank Jaschkowski am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Atemschutzmasken seien ausverkauft. Deren Nutzen gilt aber ohnehin als sehr begrenzt. In Schleswig-Holstein gibt es bisher keinen bestätigten Fall einer Infektion mit dem neuen Coronavirus Sars-CoV-2.

Server von RKI und Gesundheitsmnisterium überlastet

Zeitweise waren die Webseiten vom Robert-Koch.-Istitut (RKI) und Bundesgesundheitsministerium nicht mehr zu erreichen. Wie das Bundesgesundheitsministerium auf Anfrage mitteilt, stehen diese Probleme im Zusammenhang mit den stark erhöhten Anfragen zum Coronavirus. Wie tagesschau.de berichtet, gilt das auch für die Webseite des RKI.

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Facebook geht gegen falsche Coronavirus-Meldungen vor

Eine neue Facebook-Richtlinie untersagt Werbung, die falsche Informationen zum Coronavirus beinhaltet oder die generell Panik bezüglich der Krankheit verbreitet. Das berichtet das Portal Heise online. Sowohl auf Facebook als auch bei der Tochter Instagram seien Falschinformationen zum Coronavirus bereits seit einem Monat verboten und würden entsprechend gelöscht. Dabei gehe es um Inhalte, in denen Heilungsversprechen gemacht und Präventionsmaßnahmen empfohlen würden, die nicht haltbar seien

Ansteckungsgefahr in Hamburg weiterhin gering

Die Ansteckungsgefahr sei in Hamburg weiterhin gering. Es gebe bisher keinen bestätigten Fall. Engelmann betonte auch, dass Hamburg auf eventuelle Krankheitsfälle gut vorbereitet sei: "Wir halten alles vor. Wir können jederzeit Maßnahmen und Kapazitäten kurzfristig hochfahren."

Asklepios-Kliniken gut vorbereitet

Die Asklepios Kliniken teilen mit, dass sie grundsätzlich auf Patienten mit Infektionskrankheiten vorbereitet sind, auch auf solche, die eine Quarantäne benötigen. Als spezifische Maßnahmen sind unsere Mitarbeiter, vor allem in den Zentralen Notaufnahmen, mit umfangreichem Schulungsmaterial, basierend auf den Vorgaben des RKI sowie durch unser Hygienepersonal informiert worden", sagte ein Asklepios-Sprecher.Das Informationsmaterial werde ständig aktualisiert. Außerdem verfüge der Konzern mit dem Labor Medilys selbst über die Möglichkeit auf das Coronavirus zu testen. Mit den zuständigen Behörden "stehen unsere Kliniken im ständigen Austausch. Dazu zählt auch die Teilnahme an den Sitzungen/Telefonkonferenzen der sogenannten Task Force.

Virus verändert sich möglicherweise

Möglich ist auch, dass das Virus sich verändert. Die Infektiologin Prof. Marylyn Addo vom Universitätsklinikum Eppendorf hat am Dienstagabend in der NDR-Sendung Visite gesagt: "Es gibt einen Anhalt dafür, dass die, die im Januar infiziert wurden, schlimmere Verläufe hatten als die, die im weiteren Verlauf infiziert wurden. Auch da müssen wir beobachten, was die wissenschaftlichen Daten zeigen. Vielleicht schwächt sich das Virus jetzt schon ab".

Barmer verlängert Info-Hotline

Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen in Europa verlängert die Krankenkasse Barmer ihre Hotline zum Coronavirus. Experten geben hier Tipps, wie man sich und die Familie schützen kann und bereits Verdachtsfälle erkennt. Die kostenlose Hotline steht uneingeschränkt allen Bundesbürgern rund um die Uhr zur Verfügung unter 0800 84 84 111.

Coronavirus: Folgen für den Hamburger Hafen

Die deutsche Schifffahrt leidet, insbesondere der Einbruch der Wirtschaftsleistung in China bereitet den Reedern Sorgen. "Chinas Anteil am Weltmarkt beträgt inzwischen 18 Prozent. Wenn Corona nicht bald eingedämmt wird, bekommt nicht nur die Schiffahrt sondern der Welthandel insgesamt erhebliche Probleme", sagte der Geschäftsführer des Verbands Deutscher Reeder (VDR), Ralf Nagel, am Mittwoch.

Fehlende Lkw-Fahrer und Hafenarbeiter sowie unterbrochene Produktionsketten in chinesischen Fabriken seien bereits spürbar, sagte der Präsident des VDR, Alfred Hartmann. Noch könne man die Rückgänge nicht quantifizieren. "Es ist noch schwer zu unterscheiden, was auf die Corona-Epidemie zurückzuführen ist und was auf die chinesischen Neujahrsferien, die ja drei Wochen dauerten", sagte Hartmann. Wenn aber nicht nur der Export sondern auch der Rohstoffimport in China betroffen sei, werde das erhebliche Auswirkungen für die deutsche Schifffahrt haben.

Auswirkungen nur "eine Frage der Zeit"

Schon jetzt seien die Charterraten für Massengutfrachtschiffe um 50 bis 75 Prozent gegenüber Ende 2019 eingebrochen, sagte Scott Jones von der Reederei Oldendorff in Lübeck. Lagen diese vor dem Jahreswechsel bei 20.000 US-Dollar (umgerechnet 18.370 Euro) pro Tag, seien sie inzwischen auf 5000 bis 10.000 Dollar gefallen.

Die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Epidemie dürften sich in absehbarer Zeit auch in den Häfen von Wilhelmshaven und Bremerhaven bemerkbar machen. Zwar seien die konkreten Folgen für den Seehandel mit China noch unklar. Aber: „Sicher ist, dass es Auswirkungen haben wird“, sagte Bremenports-Sprecher Holger Bruns. Belastbare Daten dazu gebe es noch nicht.

Im JadeWeserPort in Wilhelmshaven ist nach Angaben des Terminalbetreibers Eurogate derzeit noch nichts zu spüren. Aber mit Blick auf gestrichene Schiffsabfahrten in Asien sei das wohl nur eine Frage der Zeit, betonte Eurogate-Sprecher Steffen Leuthold. Eine Prognose über das Ausmaß könne er noch nicht geben.

Nach Angaben des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) rechnen mehrere Branchen in den kommenden Wochen mit Engpässen bei Lieferungen aus Fernost, unter anderem Elektro, Automobil, Pharma und Papier.