Hamburg. Abendblatt-Aktion: CO2-Rechner zeigt, was jeder gegen Erderwärmung tun kann. Der Lebensstil macht den Unterschied.

Kleine rote Balken wachsen auf dem Tablet-Bildschirm. Sie zeigen das Leben von Familie Bartels – oder zumindest, was davon in der Atmosphäre landet. Im CO2-Rechner trägt Lisa Hauswald ein, was Johanna Bartels verheizt, verfährt, isst und kauft.

Johanna hat ihre Eltern von der Klimaretteraktion von Abendblatt und Umweltbehörde überzeugt. Mit 16 Jahren ist sie die jüngste Teilnehmerin. „Der Klimaschutz kommt im Unterricht mittlerweile so oft vor, dass ich mir denke: nicht schon wieder!“, erzählt sie. Sie wisse, dass jeder mehr fürs Klima tun müsse. Deswegen ist Johanna nicht nur Vegetarierin, sondern macht seit diesem Jahr einen veganen Dienstag. „In der Mittagspause ist es nicht leicht, vegan zu essen“, erzählt Johanna, „aber dann koche ich mir eben zu Hause eine Linsensuppe.“

CO-Ausstoß jedes Einzelnen zählt

Für das Klima zählt der CO2-Ausstoß jedes Einzelnen. Das Treibhausgas sammelt sich in der Atmosphäre und begünstigt die Erderwärmung. „Um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen, sollte jeder Mensch auf der Welt bis 2050 seinen CO2-Ausstoß auf weniger als eine Tonne im Jahr reduzieren“, sagt Lisa Hauswald. Davon sind wir aktuell weit entfernt, jeder Deutsche verursacht im Durchschnitt 11,6 Tonnen CO2 pro Jahr.

Das Gas entsteht in allen Lebensbereichen, auch durch Heizung und Stromerzeugung. Johannas Elternhaus wurde 1974 gebaut und nie energetisch saniert. Ihre Familie bezieht deutschen Strommix mit 30 Prozent erneuerbarer Energie. So werden bei den Bartels pro Person und Jahr 1,6 Tonnen CO2 freigesetzt. Johannas Familie könnte durch den Umstieg auf Ökostrom über 90 Prozent des CO2 aus ihrem Stromverbrauch einsparen, regt Lisa Hauswald an. Sie macht die Familie auf Fallstricke beim klimafreundlichen Strom aufmerksam: „Label wie Ok-Power oder Grüner Strom kennzeichnen wirklich nachhaltigen Strom.“ Genauso wichtig sei aber das Stromsparen, zum Beispiel, indem man mit Deckel koche oder den Backofen früher ausschalte und die Nachwärme nutze.

Wer das Klima schützen will, muss sich kulinarisch einschränken

Mobilität kommt vielen beim Klimaschutz als Erstes in den Kopf. Bei Johanna liegen Schule und Fußballverein in der Nähe, und sie fährt mit dem Fahrrad. Durch die wenigen Autofahrten schneidet Johanna im Vergleich zum Durchschnitt gut ab: nur 0,7 Tonnen CO2 hat sie verursacht statt 2,2 Tonnen. Besonders schädlich sind Flugreisen auf einen anderen Kontinent. Sie setzen fünf bis sechs Tonnen CO2 pro Person frei.

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Bei der Ernährung ist es schwieriger. Johannas Essen verursacht 1,2 Tonnen CO2 im Jahr, obwohl es klimafreundlich vegetarisch und teilweise regional und saisonal ist. Im Schnitt macht das Essen 1,7 Tonnen aus. Wer das Klima schonen will, muss sich kulinarisch einschränken. An saisonalem Gemüse hat Deutschland im Moment eben fast nur Kohl und Sellerie zu bieten.

Shopping und Besuche im Theater, Kino oder Restaurant verursachen im Schnitt fünf Tonnen CO2, bei Johanna aber nur 1,7. „Wenn ich etwas kaufe, überlege ich mir vorher, ob ich es in einem halben Jahr noch benutzen werde“, erklärt sie. Johannas Bilanz nach eineinhalb Stunden Daten-Eintippen: Sie verursacht 5,8 Tonnen CO2 im Jahr. „Ich bin überrascht, dass es nur die Hälfte vom Durchschnitt ist“, sagt sie. Die Familie möchte in den nächsten Monaten versuchen, Strom zu sparen, und darauf achten, wie lange sie duscht.

Der Lebensstil macht einen großen Unterschied fürs Klima. Wer sich an Johanna messen will: Der eigene CO2-Fußabdruck lässt sich auf www.hamburg.co2-rechner.de bestimmen.