Bramfeld. Das von Volkwin Marg entworfene, erst 30 Jahre alte Gebäude ist eigentlich geschützt. Warum trotzdem die Bagger kommen.

Das HEW-Schulungszentrum am Moosrosenweg war einer der ersten Ökobauten in Hamburg, wurde von Architekturkritikern hochgelobt, steht unter Denkmalschutz — und wird nun trotzdem abgerissen.

„Das öffentliche Interesse schlägt in diesem Fall den Denkmalschutz“, sagte Barbara Ketelhut, Sprecherin der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen. In einer Gremiensitzung fiel die Entscheidung. Das Bezirksamt Wandsbek erteilte nun vor wenigen Tagen die Abrissgenehmigung.

HEW-Schulungszentrum seit Herbst unter Denkmalschutz

Dabei hatte die Kulturbehörde das Gebäude erst im vergangenen September unter Schutz gestellt. Es verbinde eine energetisch sparsame, nachhaltige Bauweise beispielhaft mit der Vermittlung von Umweltbewusstsein und ökologischer Verantwortung in einer Ausbildungsstätte. Der Bau von Gerkan, Marg und Partner stehe für eine klare Architektursprache in der Tradition des Neuen Bauens. Auch Denkmalschützer hatten sich für den Erhalt des Schulungszentrum, erst Ende der Achtzigerjahre erbaut, stark gemacht.

Abgerissen wird es nun trotzdem – auch weil das Grundstück mit dem Schulungszentrum längst verkauft worden war — mit der konkreten Maßgabe, dort Wohnungen zu bauen. Darauf hatten sich die Parteien in den Koalitionsverhandlungen in Wandsbek geeinigt.

Neubauareal ein "Meilenstein für den Bezirk Wandsbek"

Das Areal ist mit 55.000 Quadratmetern eine der größten Entwicklungsflächen im Bezirk. Auf insgesamt drei Baufeldern an der Bramfelder Chaussee planen die Projektentwickler Evoreal und Quantum 1200 Wohnungen, zwei Kitas sowie Büroflächen und Gastronomie.

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Bei der Präsentation 2018 war von einem „Meilenstein für den Bezirk Wandsbek“ die Rede – Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) lobte die Projekte als „herausragende Beispiele dafür, wie man entlang der großen Ausfallstraßen bisher schlecht genutzte Flächen optimal entwickelt“.

Vorschläge für andere Nutzung des HEW-Schulungszentrum verworfen

Zunehmend kritische Töne kamen in die Debatte, als sich 2019 der Erbauer, Architekt Volkwin Marg, für den Erhalt stark machte und das Gespräch mit den Senatoren suchte. Nach einer Prüfung stellte die zuständige Kulturbehörde das Schulungszentrum unter Schutz, wohlwissend, damit ein „maximal schwieriges Problem zu schaffen“.

Sämtliche Vorschläge zur Nachnutzung, etwa auch als Schule, wurden nun aber verworfen. Dafür hielt die Behörde das HEW-Schulungszentrum für „funktional eher weniger geeignet“. Marg hatte auf den guten Zustand des Gebäudes verwiesen „Wollte man einen vergleichbaren Schulbau errichten, würde das heute mehr als 40 Millionen Euro kosten“, sagte er.

Begründung für Abriss dieselbe wie beim City-Hof

Wann die Bagger anrollen, ist unklar. Beim Investor Quantum wollte man sich nicht zu dem Fall äußern und verwies auf die Behörde.

In Ausnahmefällen können stadtentwicklungspolitische Erwägungen das Denkmalschutzinteresse überwiegen – mit dieser Begründung wurde auch der Abriss des City-Hofs am Klosterwall begründet.