Hamburg. Der Rückgang ist immens. Welche Gründe dafür ausgemacht werden. Scharfe Kritik an den Forderungen der Grünen.
Endet der Boom im Hamburger Wohnungsbau? Die Zahl der fertiggestellten Wohnungen durch private Unternehmen ist 2019 im Vergleich zu 2018 um 23,4 Prozent gesunken. Während im Rekordjahr 2018 noch 5632 Wohnungen erstellt wurden, waren es 2019 nur noch 4313 Wohnungen, gab die Nordvertretung des Bundesverbandes der Freien Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW) bekannt.
„Die Baubeginne der vergangenen Jahre hätten eigentlich höhere Fertigstellungszahlen für Hamburg erwarten lassen“, sagte Sönke Struck, Vorstandschef des BFW-Nord. Als Grund sieht Struck den „Personalmangel und die daraus resultierenden Kapazitätsengpässe in der Bauwirtschaft“. Projekte, die man früher in 18 Monaten zu Ende gebracht habe, würden jetzt 24 Monate dauern. Dennoch sei die Zahl ausreichend, um gemeinsam mit den anderen Bauträgern, vor allem Genossenschaften und SAGA, das Ziel von insgesamt 10.000 Wohnungen auch in 2019 wieder zu erreichen.
Private Unternehmen wollen 2020 nur noch 5009 Wohnungen bauen
Mehr Sorge bereitet dem Verband die Zahl der geplanten Baubeginne in diesem Jahr. Die privaten Unternehmen wollen nur noch 5009 Wohnungen bauen, 2019 lag diese Zahl bei der Abfrage unter den Mitgliedsunternehmen noch bei 7338. „Die rückläufigen Zahlen sind ein Warnschuss“, sagte Struck. Der Verband führt den Rückgang auf die Unsicherheit vieler Unternehmen zurück: „Wer kann sagen, wie die Hamburger Wohnungsbaupolitik nach der Bürgerschaftswahl aussehen wird? Haben wir dann hier auch Berliner Verhältnisse und diskutieren über einen Mietendeckel oder Enteignungen?“
Den Forderungen der Hamburger Grünen bei der Wohnungsbaupolitik erteilte der Verband eine klare Absage. Besonders das Plädoyer der Grünen, städtische Grundstücke nur noch in Erbpacht zu vergeben, sei ein Irrweg. Aus Sicht des Verbands würde das vor allem den Bau von Eigentumswohnungen bremsen, da diese auf Erbpacht-Basis sehr schwierig zu vermarkten seien: „Und damit sinkt auch die Zahl der Mietwohnungen, da jede zweite Eigentumswohnung vermietet wird.“ Auch die Forderung der Grünen, den Drittelmix zu verändern, sei falsch. Wie berichtet wollen die Grünen, dass bei Neubauvorhaben in begehrten Wohnlagen der Anteil der öffentlich geförderten Wohnungen von einem Drittel auf 50 Prozent steigt. „Dann lassen sich viele Bauprojekte nicht mehr rechnen“, sagt Vorstandsmitglied Jan Petersen.
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Bündnis für das Wohnen muss nach jeder Wahl neu verhandelt werden
Eine klare Absage gab es ebenfalls für die Grünen-Forderung nach einer neuen städtischen Wohnungsbaugesellschaft, die sich besonders um den Bau von Wohnungen für Menschen kümmern soll, die von Obdachlosigkeit bedroht sind. „Wir haben mit der SAGA ein hochprofessionelles Unternehmen, das sich auch um diese Klientel kümmert“, sagte Struck.
Spannend wird jetzt, wie die Wohnungswirtschaft mit dem Senat zusammenarbeiten wird, falls die Grünen das Ressort Stadtentwicklung und Wohnen übernehmen sollten. Noch wird dieses Ressort von Dorothee Stapelfeldt (SPD) geführt. Struck lobt ausdrücklich die Zusammenarbeit mit ihr im Bündnis für das Wohnen. Dieses Bündnis muss allerdings nach jeder Wahl neu verhandelt werden. Bereits im September 2019 gab es massiven Streit, ausgelöst durch Mietrechtsreformen und Erbpacht-Pläne. Struck machte deutlich, dass man das Bündnis gern fortsetzen wolle: „Es ist ein bundesweit einmaliges Projekt.“ Allerdings gäbe es keine Neuauflage „um jeden Preis“.