Hamburg. Als erstes Bundesland wird Hamburg Sicherheitspartner der „Aktion Abbiegesassistent“ – die Hansestadt handelt bereits jetzt.
Mehrere Radfahrer sind auf Hamburgs Straßen in den vergangenen Jahren bei Kollisionen mit Lastwagen ums Leben gekommen. Radfahrer, die sich zuvor im toten Winkel der Lkw-Fahrer befanden und schlicht „übersehen“ wurden. Der Ruf nach elektronischen Abbiegeassistenten, die helfen solche Unglücke zu vermeiden, wurde deshalb immer lauter – und sie verhallten in Hamburg nicht ungehört.
Als erstes Bundesland wird die Hansestadt jetzt Sicherheitspartner der „Aktion Abbiegesassistent“ des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI). Das bedeutet: Hamburg verpflichtet sich, noch vor der verbindlichen EU-weiten Einführung von Abbiegeassistenten in Neufahrzeugen ab 2024 seinen eigenen Fuhrpark mit Abbiegeassistenten nachzurüsten, um so schwere Unfälle mit Radfahrern oder Fußgängern durch abbiegende Lkw zu reduzieren.
Hamburg rüstet 2200 Lkw mit Abbiegeassistenten aus
Erst Mitte Januar war ein 76 Jahre alter Radfahrer in Wandsbek bei einer Kollision mit einem Laster ums Leben gekommen – der Fahrer einer privaten Müllentsorgungsfirma hatte den Mann übersehen.
Hamburg und seine öffentlichen Unternehmen, darunter beispielsweise die Feuerwehr oder die Stadtreinigung, verfügen über rund 2200 Lkw mit einer zulässigen Gesamtmasse von mehr als 3,5 Tonnen. Die gesamte Flotte wird nach Angaben der Innenbehörde nun „sukzessive mit Abbiegeassistenzsystemen ausgerüstet“.
Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) sagte: „Abbiegeassistenzsysteme können Leben retten. Die Sicherheitspartnerschaft unterstreicht unser gemeinsames Anliegen, diese Systeme so schnell wie möglich in der Praxis einzusetzen. Wir gehen in Hamburg gerne mit gutem Beispiel voran und statten die städtischen Fahrzeuge mit dieser lebensrettenden Sicherheitstechnik aus.“
Das könnte Sie auch interessieren:
- Hamburger Firma entwickelt Abbiegeassistenten
- Tödlicher Abbiegeunfall: Lkw überfährt Radfahrer
- Radfahrerin überrollt: Lkw-Fahrer verurteilt
„Aktion Abbiegeassistent“ startete im Juli 2018
In einem ersten Schritt sei Anfang Januar mit dem Einbau der Geräte bei Lastern mit mehr als 7,5 Tonnen begonnen worden. Bereits im Frühjahr 2019 hatte Hamburg als bundesweit erste Großstadt einen Praxistest mit Abbiegeassistenten von drei Herstellern in 18 verschiedenen Lkw gestartet. Das Ergebnis war so überzeugend, dass nach der Testphase der flächendeckende Einbau dieser Systeme bei allen schweren Nutzfahrzeugen der Hamburger Behörden und öffentlichen Unternehmen beschlossen wurde. Die Geräte kosten zwischen 1000 und 200 Euro. Auch private Unternehmen wollen sich der Initiative anschließen.
Die „Aktion Abbiegeassistent“ des Bundesverkehrsministeriums startete im Juli 2018 und wird inzwischen von mehr als 100 Sicherheitspartnern unterstützt, darunter Landkreise, Städte und kommunale Betriebe – aber eben noch kein Bundesland. Am Donnerstag hat Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) bei einem Treffen mit Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CDU) in Berlin die Partnerschafts-Urkunde unterzeichnet. Für die Nachrüstung von Lkw und Bussen hat das Verkehrsministerium ein bundesweites Förderprogramm mit einem Volumen von zehn Millionen Euro aufgelegt.
"Hamburg ist das erste Bundesland, das als Vorbild vorangeht! Hamburg wird den gesamten städtischen Fuhrpark nachrüsten und künftig nur noch Neufahrzeuge mit Abbiegeassistenten anschaffen", sagte Scheuer. "Ich hoffe, dass weitere Länder folgen. Denn wir haben eine gemeinsame Verantwortung: Abbiegeassistenten retten Leben!“