Hamburg. Der Orkan ist vorbei – das nächste Tief stürmt auf Hamburg zu. Frachter verliert Container. Frau wird auf Straße geweht und stirbt.

Das Schlimmste ist wohl überstanden, doch mit Blick auf die kommenden Tage kann von Entspannung beim Wetter nicht die Rede sein. Offenbar bewegt sich schon das nächste Sturmtief namens „Tomris“ auf Hamburg zu. Die Entwicklungen am Dienstag.

Sturm spült Strand von Wangerooge weg

Von den Ausläufern des Orkantiefs „Sabine“ sind in Niedersachsen vor allem Küsten- und Inselbewohner betroffen. Für die deutsche Nordseeküste warnte das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) am Dienstag vor Sturmflut. Auf Wangerooge ist man besonders besorgt, denn dort richtete der Sturm schon erheblichen Schaden am Strand an.

Die Reederei Frisia teilte mit, dass aufgrund des Sturmtiefs der Schiffsverkehr mit Norderney und Juist bis einschließlich Mittwoch noch komplett eingestellt sei. Wegen zu starker West-Seitenwinde und der Startbahnausrichtung konnten auch die Inselflieger weiterhin nicht von Norddeich abheben. Vom Flugplatz Harle aus flogen die zweimotorigen Maschinen dagegen planmäßig nach Wangerooge. „Bei Bedarf fliegen wir auch nach Langeoog oder Norderney“, sagte FLN-Geschäftsführer Olaf Weddermann.

„In der Nacht wird die Grenze zur schweren Sturmflut erreicht, vielleicht liegen wir sogar darüber“, warnte ein Sprecher des Niedersächsischen Landesbetriebs für Küsten- und Naturschutz (NLWKN). Das bedeute etwa für die Insel Norderney, dass das Wasser 2,01 Meter höher aufläuft als das mittlere Tidehochwasser.

Die Wellen der Sturmflut vom Montag haben die alte Strandmauer am Nord-/Ostufer von Wangerooge freigelegt. Die Abbruchkante ist hier bis zu sechs Meter hoch.
Die Wellen der Sturmflut vom Montag haben die alte Strandmauer am Nord-/Ostufer von Wangerooge freigelegt. Die Abbruchkante ist hier bis zu sechs Meter hoch. © dpa | Peter Kuchenbuch-Hanken

„Zwei Meter wären für uns der Super-GAU“, sagte Wangerooges Bürgermeister Marcel Fangohr (parteilos). Nachdem bereits Teile des Hauptstrands oder auch im Osten der Insel durch leichte Sturmfluten am Montag abgebrochen waren, befürchtete er, dass kein Sand übrig bleiben könnte. „Dann ist nur noch Kieswerk zu sehen.“ Nach einer Besichtigung zog der Bürgermeister am Dienstag eine erste Bilanz: „Bis jetzt sind 80 Prozent von dem, was wir letztes Jahr aufgeschüttet haben, weg.“

Frau von Windböe auf Fahrbahn geweht – tot

Eine 82 Jahre alte Frau ist durch eine Windböe mit ihrem Einkaufstrolley auf eine Straße gezogen und dort von einem Auto tödlich verletzt worden. Die 77-jährige Autofahrerin habe der Frau am Dienstag in Nienburg nicht mehr ausweichen können, teilte die Polizei mit. Es sei zu einem Frontalzusammenstoß gekommen.

Die 82-Jährige sei mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht worden, wo sie wenig später gestorben sei. Nach Angaben der Polizei war die Frau zu Fuß auf dem Bürgersteig unterwegs, als die Windböe den Trolley erfasste, der die Frau dann auf die Straße zog.

Luchs im Harz durch Sturm "Sabine" getötet

Während des Orkans „Sabine“ ist ein Luchs in einem Gehege bei Bad Harzburg von umstürzenden Bäumen erschlagen worden. Drei weitere Tiere seien in den Bergwald geflohen, berichtete am Dienstag die „Goslarsche Zeitung“. In dem Luchsgehege an den Rabenklippen seien im Sturm zwei Buchen umgekippt und hätten den Zaun zerstört, sagte Luchsprojektleiter Ole Anders den Angaben nach.

Erst im abflauenden Wind am Dienstag habe man das Gelände durchsuchen können. Dabei wurde der Kater Tamino tot gefunden, wie Anders der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. Die Luchsdame Pamina sei im Gehege geblieben.

Doch drei Tiere namens Alice, Ellen und Paul seien weggelaufen. Sechs Helfer in drei Fahrzeugen suchten am Dienstag nach ihnen. „Es ist aber eine Suche nach der Nadel im Heuhaufen“, sagte Anders der Zeitung. Wer einem der Luchse begegne, solle sich ruhig verhalten und die Sichtung später beim Nationalpark oder im Luchsgehege melden. Das Gehege bleibt wegen der Schäden bis auf weiteres geschlossen, die öffentliche Fütterung der Tiere entfällt.

Frachter verliert Container in der stürmischen Nordsee

Im Sturm vor der niederländischen Küste hat ein Frachter nach Behördenangaben fünf Container verloren. Die Unglücksstelle in der Nordsee liege etwa 43 Kilometer nördlich der Insel Ameland, schrieb die niederländische Küstenwache am Dienstag im Kurznachrichtendienst Twitter. Als der Containerfrachter „OOCL Rauma“ den Verlust meldete, sei er außerhalb der üblichen Schifffahrtsroute gefahren. Zur Unglücksursache gab es keine Angaben.

Das niederländische Schiff kam aus Kotka in Finnland und lief nach Rotterdam. In drei Containern sei Papier gewesen, bei zweien werde der Inhalt noch geklärt, teilte die Behörde mit. Ein Flugzeug der Küstenwache sichtete drei Container treibend im Meer. An die Schiffe in dem Seegebiet wurde ein Warnhinweis mit der Position der Container übermittelt.

Auch das Maritime Lagezentrum des deutschen Havariekommandos wurde über den Unfall informiert, wie eine Sprecherin in Cuxhaven sagte. Die Zuständigkeit liege aber bei den niederländischen Behörden.

Anfang Januar 2019 hatte der Containerriese „MSC Zoe“ auf der Fahrt von den Niederlanden Richtung Deutsche Bucht im Sturm mehr als 340 Container verloren. Der offizielle Abschlussbericht zu diesem Unglück steht noch aus.

Elbe tritt zum dritten Mal über die Ufer – schwere Sturmflut droht

Tief „Sabine“ hat in Hamburg seine Spuren hinterlassen: Am Dienstagnachmittag trat die Elbe zum dritten Mal binnen etwas mehr als 24 Stunden über die Ufer. Nach Angaben der Innenbehörde erreichte die dritte Sturmflut um 18.26 Uhr einen Wasserstand von 2,27 Metern über Normalhöhennull und war damit wieder etwas höher als das Morgenhochwasser.

Um 5.42 Uhr hatte die Elbe am Pegel St. Pauli einen um 1,74 Meter höheren Stand als das mittlere Hochwasser, wie ein Sprecher des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie mitteilte. Das war zwar deutlich weniger als bei der schweren Sturmflut am Montagnachmittag, aber immer noch hoch genug, dass der Fischmarkt erneut überschwemmt wurde.

Zwei weitere Sturmfluten werden für Mittwoch erwartet. Am Morgen könnte es gegen 6.30 Uhr erneut zu einer schweren Sturmflut kommen. Von einer solchen spricht man, wenn der Pegelstand mehr als 2,50 Meter über dem mittleren Hochwasser liegt. Auch das Nachmittagshochwasser am Mittwoch könnte noch als Sturmflut (plus mindestens 1,50 Meter) auflaufen, danach endet die historische Serie von Sturmfluten.

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Abtragungen auf Sylt und Föhr

Die Sturmfluten am Montag und Dienstag haben in Schleswig-Holstein und Hamburg bislang keine größeren Schäden angerichtet. Die Deiche an der Nordseeküste hätten den Fluten „problemlos standgehalten“, sagte der Sprecher des Landesbetriebs für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein, Hendrik Brunckhorst, am Dienstag.

Auf den Inseln Sylt und Föhr ist es alllerdings zu Sandabtragungen am Strand gekommen. Das Ausmaß dieser Schäden sei noch nicht genau festgestellt, sagte Brunckhorst. An die Dithmarscher Küste seien Pflanzen, aber auch Müll angeschwemmt worden.

Oberleitung zwischen Elmshorn und Itzehoe gestört

Die Oberleitungsstörung zwischen Elmshorn und Itzehoe, die seit dem frühen Morgen den Bahnverkehr behindert, konnte am Nachmittag behoben werden. Die Strecke ist wieder frei, es könne aber zu Verzögerungen kommen, teilte die Bahn mit.

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Feuerwehr kämpft weiterhin mit Sturmschäden

Die Hamburger Feuerwehr rückte auch am Dienstag noch zu zahlreichen Einsätzen wegen Sturmschäden aus, überwiegend wegen abgeknickter Äste und umgestürzter Bäume: So fiel ein sehr großer Baum auf geparkte Fahrzeuge am Schröderstiftweg. Verletzt wurde niemand.

Außerdem gab es zwei Einsätze in Billstedt. Dort drohten Bäume auf zwei Schulgebäude in der Bonhoeffer Straße sowie im Barsbütteler Weg zu stürzen.

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Ein Dutzend Flüge wegen Wetterlage gestrichen

Wegen der Wetterlage in Deutschland müssen auch am Dienstag einzelne Flüge gestrichen werden. "Etwa ein Dutzend Flüge sind jeweils bei den Ankünften und Abflügen betroffen", teilte Flughafen-Sprecherin Janet Niemeyer mit. Laut Website des Flughafens gehören dazu Flüge von und nach München, Istanbul und Amsterdam.

Bäume im Gleis – keine Züge nach Altona

Zwei umgestürzte Bäume in Langenfelde sorgten dafür, dass die Züge des Fernverkehrs am Dienstag zeitweise nicht über Hamburg-Altona verkehren können. Bis die Bäume beseitigt waren, begannen und endeten alle Züge in Hamburg Hauptbahnhof.

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Feuerwehr Hamburg warnt mit Böllerschüssen vor Sturmflut

Vor dem Eintritt von Sturmfluten wird die Bevölkerung in Hamburg mit Böllerschüssen gewarnt. Die Feuerwehr hat diese daher am Dienstagvormittag, sechs Stunden vor der nächsten Flut am Nachmittag, abgegeben.

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S-Bahnhof Elbbrücken weiter gesperrt – das sagt die Bahn

Der S-Bahnhof Elbbrücken ist weiterhin wegen des Hochwassers gesperrt: Laut Deutscher Bahn werden die Bahnen "bis mindestens Dienstagmittag" durchfahren.

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Ein Video eines Twitter-Nutzers zeigt, wie hoch das Wasser bei der schweren Sturmflut am Montagnachmittag stand:

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Wie es zu der Überflutung kommen konnte, werde noch ermittelt, sagte eine Bahn-Sprecherin. Die Baustelle sei noch nicht ganz fertiggestellt. Noch am Dienstag sollte an einer provisorischen Uferaufhöhung direkt neben der Station gearbeitet werden, die später durch eine dauerhafte Erhöhung ersetzt werde. „So soll für die Zukunft sichergestellt werden, dass die Station auch bei Hochwasser angefahren werden kann.“

Sturmschäden sorgen für Verzögerungen im Zugverkehr

Die Hamburger Feuerwehr rückte auch am Dienstag noch zu zahlreichen Einsätzen wegen Sturmschäden aus, überwiegend wegen abgeknickten Ästen und Bäumen, die umzustürzen drohen.

Auch im Umland sorgen Sturmschäden nach "Sabine" weiter für Einsätze, unter anderem auf der Bahnstrecke Hamburg-Sylt: Ab etwa 05.45 Uhr fuhr zwischen Elmshorn und Itzehoe kein Zug, wie eine Bahnsprecherin berichtete. Die erste Prognose, dass der Schaden durch herabfallende Äste bis 9.45 Uhr behoben sein würde, bestätigte sich nicht: Auch am Mittag war der Streckenabschnitt noch gesperrt. Ein Ersatzverkehr mit Bussen wurde eingerichtet. Auch

Wissenswertes zu Sturmfluten in Hamburg:

  • Sturmfluten an der Nordseeküste wirken sich regelmäßig auf Hamburg aus
  • Dann tritt in Hamburg die Elbe, die zwischen Brunsbüttel und Cuxhaven in die Nordsee mündet, über die Ufer
  • Am häufigsten überflutet bei Hochwasser werden in Hamburg der Fischmarkt sowie der Bereich im Museumshaven Övelgönne
  • In Hamburg werden Sturmfluten in drei Klassen eingeteilt
  • Als Sturmflut gilt in Hamburg ein Pegelstand von 1,5 bis 2,5 Meter über dem mittleren Hochwasser (MHW)
  • Als schwere Sturmflut gilt ein Pegelstand der Elbe von 2,5 bis 3,5 Meter über MHW
  • Als sehr schwere Sturmflut gilt ein Pegelstand von mehr als 3,5 Meter über MHW
  • Über Wasserstände und drohende Sturmfluten informiert das Hamburger Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH)

Nächster Sturm am kommenden Wochenende?

Derweil bewegt sich das nächste Sturmtief bereits auf Hamburg zu: Dominik Jung, Meteorologe bei Wetter.net, prognostiziert für Sonntag eine ähnliche Lage wie bei "Sabine" in der Woche zuvor. Am Dienstag sei es zwar noch zu früh für Details, so Jung: "Aber es scheint auf alle Fälle wieder stürmisch zu werden und auch sehr, sehr nass. Damit steigt schon wieder die Hochwassergefahr."

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