Hamburg. Sturmtief fegt mit Tempo 100 durch den Norden. Bahn streicht Züge, Flughafen Hamburg zahlreiche Abflüge. Der Live-Blog.
Dieser Wintersturm hält uns in Atem: Der Orkan "Sabine" hat ernste Auswirkungen auf Hamburg und den Norden Deutschlands gezeigt. An vielen Stellen fielen Bäume um und drohten Menschen zu verletzen oder Häuser zu beschädigen. Einen schweren Sturmschaden gab es an einem Haus im Treppenviertel von Blankenese. In Pinneberg wurden Häuser evakuiert, weil ein Kran auf sie zu fallen drohte. 120 Menschen waren betroffen.
Der Fernverkehr der Deutschen Bahn wurde eingestellt, vielerorts fuhren nur Regionalbahnen. Doch deren Verbindungen von Hamburg Richtung Bremen und Hannover wurden nach 19 Uhr ebenfalls eingestellt. Dasselbe galt für den Metronom. Erst am Montag soll entschieden werden, wann was wieder fährt. Der Hamburger Flughafen hat bereits für Montag Abflüge gestrichen.
Die Hamburger U-Bahn reagierte zunächst mit einem Tempolimit. Zwei Strecken wurden mehrfach zeitweise durch umgestürzte Bäume unterbrochen. Auf der Linie U1 fuhr bis Sonntag zum Betriebsschluss zwischen Volksdorf und Großhansdorf ein Ersatzverkehr. Am Montag sollen die U-Bahnen normal fahren.
Auch Straßen waren durch abgeknickte Bäume blockiert. Die Hamburger Feuerwehr sprach kurz vor 23 Uhr von über 300 Einsätzen infolge des Sturms.
In Schleswig-Holstein fiel in einigen Haushalten zeitweise der Strom aus. Bei Tangstedt im Kreis Stormarn blies der Sturm einen Ast in eine Maststation, wie die Schleswig-Holstein Netz AG mitteilte.
Am Nachmittag war das Sturmtief laut Deutschem Wetterdienst (DWD) mit Tempo 100 auf die Küste getroffen. Seit dem Morgen galt an der Nordseeküste eine Unwetterwarnung: Bis zum Montagmorgen muss dort mit Orkanböen zwischen 110 km/h und 130 km/h gerechnet werden. Auch am Montag rechnet der DWD mit teils schweren Sturmböen mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 100 km/h.
Lesen Sie hier alle Entwicklungen im Newsblog:
- Sturmflut in Hamburg
- "Aufenthaltszüge" am Hauptbahnhof und in Altona
- Blankenese: Haus zerstört
- Hamburg Airport: Abflüge und Ankünfte Montag gestrichen
- Feuerwehr Hamburg: Bislang keine Verletzten
- Obdachlosenunterkünfte bleiben offen
- Intercity fährt gegen umgestürzten Baum, U-Bahn blockiert
- Eurowings: Kein Abflug oder Ankunft mehr in Hamburg
- "Sabine" trifft mit Tempo 100 auf die Küste
- Ausläufer des Orkantiefs locken „Katastrophen-Touristen“
- Hamburg: Auch Einschränkungen im Fernverkehr
- Schulkinder können zu Hause bleiben
- Regionalligaspiel von Altona 93 abgesagt
- Feuerwehr prüft Wahlkreuz auf Rathausmarkt
- Vorboten erreichen den Norden
- Nordseeinseln: Fährbetrieb vielerorts eingestellt
- Friedhöfe am Sonntag geschlossen
- Deutsche Bahn stellt Hotline und informiert über Ausfälle
- Hamburg Airport streicht erste Flüge
- Feuerwehr rät zur Vorsicht und gibt Tipps
- Mehrere Sturmfluten an Nordseeküste und Elbe erwartet
- Bahn verlängert Ticketgültigkeit – und fährt nicht mehr nach Westerland
- Letzter Sylt Shuttle nach Westerland um 12.05 Uhr
- Letzter "blauer Autozug" nach Sylt um 11.05 Uhr
- Hamburg Airport "gut vorbereitet"
- Fährverkehr nach Föhr und Amrum wird eingestellt
Sturmflut in Hamburg
Sturmflut am Montag: Das in Hamburg beheimatete Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) warnt vor der Gefahr einer Sturmflut an der Nordseeküste und in Bremen und Hamburg. Am Montag würden das Nachmittag-Hochwasser an der Nordseeküste und in Emden sowie das Abend-Hochwasser in Bremen und Hamburg 1,5 bis 2 Meter höher als das mittlere Hochwasser liegen, so das BSH. Die Sturmflutgefahr bestehe bis etwa 17.30 Uhr. Auch der Hamburger Fischmarkt dürfte überflutet werden.
"Aufenthaltszüge" am Hauptbahnhof und in Altona
Die Deutsche Bahn hat am Hamburger Hauptbahnhof einen und im Bahnhof Altona zwei sogenannte Aufenthaltszüge bereitgestellt. Hier können Reisende mit Fahrkarte die Nacht verbringen. Wie der Metronom mitteilte, könne erst am Montagmorgen entschieden werden, wann welche Züge wieder fahren. Die Deutsche Bahn sprach von einer Wiederaufnahme des Fernverkehrs um frühestens 10 Uhr am Montag.
Blankenese: Baum auf Haus – Pinneberg: Häuser evakuiert
In Blankenese ist am Sonntagabend ein Baum in ein Haus gestürzt. Das Dach und zwei Wände seien eingestürzt, sagte ein Feuerwehrsprecher dem Abendblatt. Nur durch Glück sei niemand verletzt worden. Der Wind drückte gefährlich auf die Fassade. Das Gebäude steht an der Blankeneser Hauptstraße. In Lurup kippte ein 15 Meter hoher, zweieinhalb Tonnen schwerer Baum auf ein Einfamilienhaus. Die Feuerwehr hob ihn beiseite und zersägte ihn.
In Pinneberg hat die Feuerwehr in der Nähe des Sportzentrums an der Straße Sandkuhlen mehrere Gebäude evakuiert. Ein 33 Meter hoher Kran (Auslage: 45 Meter) drohte zu kippen. Von den 120 betroffenen Bewohnern seien fast alle bei Verwandten und Freunden untergekommen, hieß es vom Kreisfeuerwehrverband Pinneberg. Eine Familie musste in ein Hotel.
Orkan "Sabine": Die Bilder
Sturmtief "Sabine": Zug- und Flugausfälle in Hamburg
Hamburg Airport: Abflüge am Montag gestrichen
Der Hamburger Flughafen hat auch am Montag zahlreiche Abflüge gestrichen. Nach den Abflug- und Ankunfttafeln des Airports fielen schon am Sonntagabend zahlreiche Flüge aus. Auch Urlauber von den Kanaren kamen nicht mehr nach Hamburg. Starten sollte allerdings der Airbus A380 von Emirates nach Dubai. Ob er abhob, war bis Mitternacht nicht klar. Für Montag wurden bereits etwa 40 Ankünfte und Abflüge gestrichen. Weitere Streichungen und Verspätungen könnten hinzukommen, hieß es.
Feuerwehr: Bislang keine Verletzten
Die Hamburger Feuerwehr rückte bis 20 Uhr zu rund 190 Einsätzen aus. Vor allem umgestürzte Bäume und wegfliegende Baustellenbefestigungen machten den Einsatzkräften zu schaffen. Ein Sprecher des Lagedienstes sagte, es gebe bis dato keine Verletzten. Leicht verletzt wurden jedoch die Fahrer zweier Autos, die auf der Autobahn A1 in Höhe der Anschlussstelle Harburg (Richtung Süden) in einen umgestürzten Baum fuhren.
Obdachlosenunterkünfte bleiben offen
Hamburg lässt die beiden Notunterkünfte für Obdachlose am Sonntag geöffnet. Hilfsbedürftige sind in den Gebäuden an der Friesenstraße (Hammerbrook) und Kollaustraße (Lokstedt) vor „Sabine“ geschützt. Es wird überlegt, die Öffnungszeiten auf Montag auszudehnen. Man werde „auf die Witterungslage flexibel reagieren“, teilte Fördern und Wohnen (f&w) mit. Regulär würden die Einrichtungen um 9.30 Uhr schließen.
Intercity fährt gegen umgestürzten Baum, Hamburger U-Bahn blockiert
Die Hamburger Hochbahn fährt aus Sicherheitsgründen auf Teilen des Streckennetzes nur bis zu 40 Kilometer pro Stunde. Ein Ersatzverkehr wurde am Sonntagabend kurzzeitig zwischen Garstedt und Ochsenzoll eingerichtet (U1), weil ein Baum auf die Gleise stürzte. An der Hammer Kirche (U2) gab es am Abend ebenfalls einen Feuerwehreinsatz wegen eines Baumes.
Der Fernverkehr der Deutschen Bahn wurde deutschlandweit eingestellt. Wann die Züge wieder fahren, ist ungewiss. Informationen zu den Regionalzügen finden Sie unter anderem hier. Die Bahnhofstafel finden Sie hier.
Im Emsland ist ein Intercity gegen einen umgestürzten Baum gefahren. In dem Zug aus Amsterdam Richtung Berlin befanden sich rund 300 bis 350 Reisende, wie eine Bahnsprecherin sagte. Die Feuerwehr schneide derzeit die Strecke bei Schüttorf frei. Auch ein Notfallmanager der Bahn ist demnach vor Ort. Offen war zunächst, ob der IC seine Fahrt aus eigener Kraft fortsetzen kann oder von einer E-Lok zurück nach Bad Bentheim geschleppt werden muss.
Eurowings: Kein Abflug oder Ankunft mehr in Hamburg
Die Fluggesellschaft Eurowings hat fast alle Flüge für die Dauer des Sturmtiefs „Sabine“ abgesagt. Man streiche die Verbindungen von den Flughäfen Hamburg, Berlin, Hannover, Dortmund, Düsseldorf, Köln und Stuttgart, teilte die Lufthansa-Tochter mit. Lediglich von München und Stuttgart aus gebe es noch vereinzelt Flüge.
Fluggäste sollten nicht mehr zu den betroffenen Flughäfen anreisen. Sie könnten ihre Buchungen kostenfrei umbuchen. Eurowings strebt an, den Flugbetrieb am Montag wieder aufzunehmen.
"Sabine" trifft mit Tempo 100 auf die Küste
Am frühen Sonntagnachmittag wurden an der Nordseeküste bereits Sturmböen von bis zu 100 Kilometern pro Stunde und einzelne Orkanböen (Tempo 110) erreicht, sagte Felix Herz vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Hamburg der Nachrichtenagentur AFP. „Es geht jetzt richtig los.“ In den nächsten Stunde werde sich der Sturm bis auf das Festland schieben.
In Berglagen wie dem Brocken in Harz, dem Feldberg im Schwarzwald oder den Alpenspitzen wurde mit extremen Orkanböen von 160 bis 180 Kilometer pro Stunde gerechnet.
Ausläufer des Orkantiefs locken „Katastrophen-Touristen“
Die ersten Ausläufer des Orkantiefs „Sabine“ haben am Sonntag zahlreiche „Katastrophen-Touristen“ an Schleswig-Holsteins Nordseeküste gelockt. Sie wollten hautnah erleben, wie sich der Wintersturm austobt. Winddicht eingepackt stemmten sich im nordfriesischen St. Peter-Ording zahlreiche Eltern mit ihren Kindern und Hundehalter mit ihren vierbeinigen Lieblingen gegen die schweren Sturmböen. Auch Kite-Surfer nutzten dort den heftigen Wind.
Die Nordfriesen im Ort selber bereiteten sich eher gelassen auf das Unwetter vor. Nur die vorsorglich auf den Kopf gedrehten Strandkörbe auf den Terrassen der Restaurants und die eingeholten Flaggen an den Fahnenmasten der Hotels zeigten den Respekt der Einheimischen vor dem „Blanken Hans“. Auch die Tiere des Westküstenparks blieben am Sonntag unter sich: Der Zoo blieb wegen „Sabine“ geschlossen, wie ein Schild am Eingang mitteilte.
Deutsche Bahn: Auch Fernverkehr in Hamburg betroffen
Am Sonntagnachmittag wurde die Strecke zwischen Cuxhaven und Hamburg eingestellt. Die Deutsche Bahn dehnt die Einschränkungen im Regionalverkehr auf den Fernverkehr aus. Auf diesen Strecken verkehrten am Sonntag zwischenzeitlich keine Fernverkehrszüge:
- zwischen Norddeich und Hannover/Koblenz
- zwischen Hamburg und Kiel/Westerland
- zwischen Hamburg und Kopenhagen/Aarhus
Der Sylt-Shuttle hat den Betrieb eingestellt. Außerdem sind Regionallinien in Schleswig-Holstein und Niedersachsen von Ausfällen und Verspätungen betroffen. Im Busverkehr der Deutschen Bahn könne es auch zu Ausfällen kommen, gab das Unternehmen bekannt.
Unterricht findet statt, Kinder können aber zu Hause bleiben
Der Unterricht an Hamburgs Schulen findet am Montag regulär statt. Das teilte die Schulbehörde am Sonntagnachmittag mit. Eltern könnten aber ihr Kind vom Unterricht abmelden, wenn ihnen der Schulweg zu gefährlich erscheint. "Sollten an und um Schulgebäude Unwetterschäden entstehen, die den Schulbetrieb beeinflussen, können Schulleitungen vor Ort in Absprache mit der Schulaufsicht abweichende Entscheidungen treffen und ggf. den Unterricht aussetzen, müssen aber in jedem Fall die Eltern oder Sorgeberechtigten darüber informieren, damit immer klar ist, wo und in wessen Verantwortung sich ein Kind befindet", heißt es in der Mitteilung. Eine Notfallbetreuung werde an jedem Schulstandort sichergestellt.
Sollte sich die Unwetter-Situation in Hamburg gegenüber den aktuellen Meldungen ändern, werde die Schulbehörde erneut informieren.
Regionalligaspiel von Altona 93 abgesagt
Wegen des angekündigten Orkans ist das Spiel in der Fußball-Regionalliga Nord zwischen Altona 93 und der zweiten Mannschaft von Hannover 96 abgesagt worden. Die Partie war am Sonntag für 14 Uhr angesetzt worden.
„Aufgrund der bevorstehenden Wetterlage haben sich die Verantwortlichen des Vereins und des Verbands entschieden, die Partie aus Sicherheitsgründen abzusagen“, teilte der Hamburger Club auf Facebook mit. „Der Schutz von Akteuren, Mitarbeitern und Zuschauern muss immer im Vordergrund stehen.“ Ein Ersatztermin werde in Kürze bekannt gegeben.
Feuerwehr prüft Wahlkreuz auf Rathausmarkt
Der Wind in Hamburg wird stärker. Am Mittag musste die Feuerwehr ausrücken, um die Standfestigkeit des symbolischen Wahlkreuzes, das seit vergangenem Freitag auf dem Rathausmarkt steht, zu prüfen. Bürger hatten der Feuerwehr mitgeteilt, dass das Kreuz wackele. Die Feuerwehr konnte nach der Prüfung Entwarnung geben. "Das Kreuz steht fest", so ein Sprecher des Lagedienstes. Es gab bereits zwei weitere Einsätze: An der Kielerstraße hatten sich Bauplanen an einem Gerüst gelöst. Am Semperplatz in Winterhude mussten herabgefallene Äste fortgeräumt werden.
Vorboten erreichen den Norden
Die ersten Vorboten des Orkantiefs "Sabine" haben Deutschland erreicht. Im Westen und Nordwesten gab es nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) bereits erste stürmische Böen.
"Es wird jetzt langsam stärker", sagte Michael Hagen vom DWD in Offenbach.
Nordseeinseln: Fährbetrieb vielerorts eingestellt
Wegen des anrückenden Orkantiefs „Sabine“ sind etliche Fährverbindungen zu den Nordseeinseln am Sonntag eingestellt worden. Betroffen war die Verbindung nach Wangerooge, auf der auch am Montag mit Einschränkungen zu rechnen ist.
Zwischen Borkum und Eemshaven wurde eine Pendelfahrt gestrichen, die Nachmittagfähre von Emden nach Borkum sollte eine Stunde früher als üblich ablegen. Auch für Montag und Dienstag wurde mit möglichen Verzögerungen gerechnet.
In Helgland hat die Reederei Cassen Eils am Sonntag wegen des angekündigten Orkans über der Nordsee bereits um 7.30 Uhr statt um 14 Uhr in Helgoland Richtung Cuxhaven abgelegt. Am Montag bleibt der Fährbetrieb zwischen Cuxhaven und Helgoland eingestellt. Das teilte die Reederei auf ihrer Internetseite mit.
Friedhöfe am Sonntag geschlossen
Wegen der Sturm- und Orkanwarnung werden am Sonntag die Friedhöfe Ohlsdorf, Öjendorf Volksdorf und Wohldorf geschlossen.
Deutsche Bahn schaltet Hotline
Die Deutsche Bahn stellt Kunden ab 12 Uhr eine kostenlose Hotline zur Verfügung. Unter der Telefonnummer 08000 99 66 33 können sich Reisende über die aktuelle Verkehrslage und Auswirkungen des Sturmtiefs auf den Bahnverkehr informieren.
Die Deutsche Bahn nannte am Sonntag Zugausfälle auf den folgenden Teilstrecken:
- RE5 Cuxhaven–Hamburg
- RE6 (Husum–Westerland (Sylt)): Zugverkehr wird vorübergehend eingestellt.
- RB62 (Heide–Itzehoe): Linie entfällt ab 12 Uhr.
- RB73 (Eckernförde–Kiel): Linie entfällt ab 13 Uhr.
- RB75 (Rendsburg–Kiel): Linie entfällt ab 13 Uhr.
- RB83 (Kiel–Lübeck): Linie entfällt ab 13 Uhr.
- RE7 (Kiel–Hamburg): Züge dieser Linie entfallen auf diesem Abschnitt. Die Zugteilung und -vereinigung in Neumünster findet nicht statt.
Hamburg Airport streicht erste Flüge
Der Flughafen Hamburg hat für Sonntag vorsorglich Flüge wegen des Sturmtiefs "Sabine" gestrichen. Betroffen sind je 20 Ankünfte und Abflüge. Der erste Ausfall betraf den für 10.40 Uhr geplanten Flug nach London/Gatwick. Auch nach Düsseldorf und München wurden bereits Flüge gestrichen. Betroffen sein werden voraussichtlich auch Flüge nach London/Heathrow, Frankfurt, Köln/Bonn, Wien, Mailand und Amsterdam.
Über den Tag könne es zu weiteren Ausfällen kommen, sagte Sprecherin Stefanie Harder am Morgen auf Anfrage des Abendblatts. "Die Flugsicherung schaut auf ganz Europa. Jede Fluggesellschaft entscheidet für sich, welche Flüge gestrichen werden", sagt sie. Harder rät Fluggästen: "Wer für heute oder morgen einen Flug gebucht hat, sollte sich die Internetseiten vom Airport und der jeweiligen Fluggesellschaft anschauen und bestenfalls versuchen umzubuchen." Die meisten Airlines würden sich kooperativ zeigen. Eurowings und Lufthansa kündigten bereits an, dass es bis mindestens Dienstagvormittag "im gesamten Luftverkehr vermehrt zu Flugannulierungen und Verspätungen" kommt.
Auch die Flughafenbelegschaft bereitet sich auf Orkan "Sabine" vor. Zum Beispiel müssten ab einer bestimmten Windstärke Gerätschaften besser gesichert und Fluggastbrücken zum Ein- und Aussteigen durch eine Leiter ausgetauscht werden, so die Sprecherin.
Feuerwehr rät zur Vorsicht und gibt Tipps
Die Hamburger Feuerwehr will wegen des Sturmtief "Sabine" am Sonntagnachmittag laut Lagendienst die Zahl der Einsatzkräfte erhöhen. Zwei zusätzliche Drehleitern stünden schon für den Dienst bereit.
Auf Twitter gibt die Feuerwehr Tipps zum Verhalten während des Sturms: Bis zum Nachmittag sollten bewegliche Dinge wie Mülltonnen und Pflanzen gesichert, Fenster und Türen geschlossen und Fahrzeuge sicher geparkt werden. Für die Zeit während des Orkans rät die Feuerwehr dazu, sich nicht im Freien aufzuhalten oder zumindest Schutz fern von Baugerüsten und Wäldern zu suchen, da Gegenstände, Äste und Dachteile umherfliegen könnten. Im Notfall sollen Hamburger den Notruf 112 wählen.
Mehrere Sturmfluten erwartet
Laut dem Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie sind insbesondere an der nordfriesischen Küste bereits in der Nacht zum Montag erhöhte Wasserstände zu erwarten: Bis Mittwoch rechnen die Experten "mit mehreren Sturmfluten an der deutschen Nordseeküste, im Weser- und Elbegebiet".
Die Feuerwehr Hamburg hat bereits vorsorglich auf den zu erwartenden Sturm reagiert und stellt mehr Personal für die Notrufzentrale bereit. Auch eine enge Abstimmung mit dem Technischen Hilfswerk ist geplant, um typische Wettereinsätze wie umgestürzte Bäume und vollgelaufene Keller schnell bewältigen zu können.
Bahn verlängert Ticketgültigkeit – und fährt nicht mehr nach Westerland
Die Deutsche Bahn warnt bereits seit Freitag ihre Fahrgäste vor "erheblichen Beeinträchtigungen im Zusammenhang mit Sturmtief 'Sabine', insbesondere im Norden und Westen Deutschlands". Das Unternehmen empfiehlt, geplante Reisen zwischen Sonntag und Dienstag auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Bereits gebuchte Tickets für diesen Zeitraum können von Sonnabend "bis mindestens Dienstag, 18.2.2020, genutzt werden", schreibt die Bahn in ihrer Mitteilung. Die Zugbindung von vergünstigten Fahrkarten sei ebenfalls aufgehoben worden, so dass Fahrgäste, die dringend vor dem Sturm an ihr Ziel kommen müssen, am Sonntagvormittag fahren könenn. Alternativ könnten Fahrkarten auch kostenfrei storniert werden.
Letzter Sylt-Shuttle nach Westerland um 12.05 Uhr
Am Sonntag kündigte die Deutsche Bahn wegen des anrückenden Orkantiefs den Ausfall zahlreicher Zugverbindungen an. So seien die Küstenregionen und stark sturmgefährdete Regionen wie Emden, Norddeich, Kiel und Westerland ab der Mittagszeit nicht mehr mit Fernverkehrszügen zu erreichen, teilte das Unternehmen am Morgen mit. Diese Einschränkung betreffe beispielsweise IC-Züge zwischen Norddeich und Hannover/Koblenz, ICE-Verbindungen zwischen Hamburg und Kiel beziehungsweise Westerland sowie die Strecken des EC zwischen Hamburg und Kopenhagen/Aarhus. Der Sylt Shuttle verkehrt demnach von Niebüll das letzte Mal um 12.05 Uhr, von Westerland um 12 Uhr.
Die Deutsche Bahn hat sich nach eigenen Angaben intensiv auf das Sturmtief vorbereitet. So habe man unter anderem Mitarbeiter und Reparaturfahrzeuge an strategisch relevanten Stellen zusammengezogen. Zudem seien mobile Einsatztrupps mit Kettensägen in Bereitschaft, um im Ernstfall Gleise und Oberleitungen von umstürzenden Bäumen befreien zu können.
Letzter "blauer Autozug" nach Sylt um 11.05 Uhr
Der "blaue Autozug Sylt" teilte am Sonnabend mit, dass alle Verbindungen zwischen Niebüll und Westerland am Sonntagnachmittag wegen des Sturms entfallen werden. Der voraussichtlich letzte Autozug von Niebüll nach Westerland werde um 11.05 Uhr fahren, in der Gegenrichtung soll der letzte Zug um 12.30 Uhr verkehren. Auch das Bahnunternehmen Metronom teilte mit, dass es wegen des Sturms zu Ausfällen und Verspätungen kommen könne.
Hamburg Airport "gut vorbereitet"
Am Hamburg Airport sah man am Sonnabendabend dem Sturm gelassen entgegen. Eine Sprecherin sagte auf Abendblatt-Anfrage: "Wir sind gut vorbereitet und werden die Lage beobachten, um rasch und angemessen reagieren zu können." Inwiefern sich die Abfertigung der für Sonntag geplanten Flüge verschieben oder ob es zu Ausfällen kommen werde, sei noch nicht abzusehen. Die Lufthansa hingegen rechnet bereits damit, dass es "bis mindestens Dienstagvormittag" zu "Beeinträchtigungen" kommen kann. Ein Umtausch gebuchter Flugtickets in Bahnfahrkarten sei nicht möglich, so die Airline.
Der ADAC warnt Autofahrer davor, bei schwerem Sturm noch ins Auto – oder gar auf das Motorrad – zu steigen: "Bereits ab Windstärke 5 (29 bis 38 km/h Windgeschwindigkeit) ist Vorsicht angesagt; bei schwerem Sturm (ab Windstärke 10) oder gar Orkanwarnung sollten Sie überhaupt nicht mehr Auto oder Motorrad fahren."
Fährverkehr nach Föhr und Amrum wird eingestellt
Der Fährverkehr zwischen dem Festland und den Nordseeinseln Föhr und Amrum sowie die Fähren zu den Halligen werden wegen des Orkans ab Sonntagmittag eingestellt, meldet die Wyker Dampfschiffs-Reederei auf ihrer Webseite. Auch die Fährverbindung der Reederei Cassen-Eils zwischen der Hochseeinsel Helgoland und Cuxhaven wird am Sonntag und Montag unterbrochen – der Katamaran "Halunder Jet", der zwischen März und November von Hamburg nach Helgoland fährt, verkehrt fahrplangemäß noch nicht wieder. (mit dpa)