Hamburg/Tel Aviv. Sie war die Tochter des letzten Oberrabbiners von Hamburg. 1995 wurde sie Ehrensenatorin der Universität Hamburg.

Miriam Gillis-Carlebach ist im Alter von 98 Jahren in ihrer Heimat in Israel verstorben – am 1. Februar wäre ihr Geburtstag gewesen. Sie war die Tochter des letzten Oberrabbiners von Hamburg, Joseph Carlebach. Am 8. November 1938 war sie im Anschluss an ein Gestapo-Verhör mit 16 Jahren aus Hamburg mit einem Touristenvisum nach Palästina emigriert – kurz vor der Pogrom-Nacht.

Ihr Vater, Oberrabbiner Joseph Carlebach, ihre Mutter und drei ihrer acht Geschwister wurden im Dezember 1941 deportiert und im März 1942 in der Nähe von Riga erschossen.

Miriam Gillis zog vier Kinder groß, machte erst 1968 das Abitur nach, studierte und unterrichtete ab 1973 an der Bar-Ilan-Universität in Ramat Gan, sie war Professorin für Pädagogik, Soziologie und jüdische Geschichte. Ab 1992 leitete sie dort das nach ihrem Vater benannte Joseph-Carlebach-Institut für zeitgemäße jüdische Erziehung. Dort hat sie unter anderem die Schriften ihres Vaters, den sie selbst als Pädagogen bewunderte, herausgegeben. 1995 wurde sie Ehrensenatorin der Universität Hamburg. 45 Jahre hatte es gedauert, bis Miriam Gillis nach ihrer Emigration wieder nach Hamburg reisen wollte.