Hamburg. Hamburg mietet das denkmalgeschützte Gebäude an der Schlüterstraße – für knapp 20 Euro pro Quadratmeter.

Diese „Perle“ hätte Hamburg einfacher haben können, sagt Finanz- und Bezirkssenator Andreas Dressel (SPD). Es sei ein Jammer, dass die Stadt Anfang der 2000er-Jahre unter einem CDU-geführten Senat nicht das ehemalige Fernmelde- und Postamt an der Schlüterstraße gekauft habe, als es noch zu einem vergleichsweise günstigen Preis möglich gewesen wäre. Nun wird das „Schmuckstück“, wie es Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) nennt, der Stadt zwar zur Miete überlassen – allerdings zu Konditionen, die man kaum günstig nennen kann.

Doch was die Wissenschaft in Hamburg dadurch gewinne, rechtfertige diese Ausgaben, sagten Dressel und Fegebank, als sie am Montag die Zukunftspläne für das denkmalgeschützte Gebäude vorstellten. Es soll ab 2023 den Campus Von-Melle-Park der Universität Hamburg im Bezirk Eimsbüttel erweitern, zu einem repräsentativen Zentrum für die Geistes- und Sozialwissenschaften in der Stadt werden, es soll Wissenschaftler der Uni, außeruniversitäre Forscher und die Stadtgesellschaft zusammenbringen.

Neues Gebäude für die Uni Hamburg wird aufwendig saniert

Dafür wird das von 1902 bis 1907 errichtete, prachtvolle Gebäude mit neugotischer Fassade bis auf seine historische Grundstruktur zurückgebaut, saniert und dann erweitert: um einen zentralen Veranstaltungssaal mit Café, ein neues Innengeschoss im Innenhof sowie um Hofeinbauten.

Für diese Maßnahmen soll der Eigentümer sorgen, das Immobilienunternehmen Peakside. Es entstehe eine zusätzliche Fläche von bis zu 8000 Quadratmetern, sagte Peakside-Gesellschafter Boris Schran. Die gesamte Mietfläche werde sich am Ende auf etwa 52.000 Quadratmeter belaufen.

So viel zahlt Hamburg für die Nutzung des ehemaligen Postamtes

Von 1. Januar 2023 an wird die Stadt, vertreten durch die Sprinkenhof GmbH, das Gebäude für 30 Jahre mieten. Nettokaltmiete, Neben- und Verwaltungskosten belaufen sich anfangs zusammen auf 19,45 Euro pro Quadratmeter; ab dem vierten Jahr steigt die Miete um 1,14 Prozent jährlich, Neben- und Verwaltungskosten steigen jährlich ab Mietbeginn um 2,5 Prozent, so dass für den gesamten Mietzeitraum rund 440 Millionen Euro anfallen werden, wie Dressel sagte.

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Diese „Riesensumme“ erkläre sich erstens dadurch, dass die Sanierung und der Innenausbau des denkmalgeschützten Gebäudes aufwendig und kostspielig für Peak­side sei. Zweitens handele es sich bei dem alten Fernmeldeamt um ein „Filetstück“ in bester Lage in Rotherbaum, das sich nicht mit einem normalen Bürogebäude vergleichen lasse.

Fegebank: Schwierige Verhandlungen enden mit "spektakulärem Erfolg"

Mit der Unterzeichnung des Vertrags endet ein langes Ringen um die Nutzung des Baus. Über viele Jahren hatten sich der rot-grüne Senat und der Bezirk um die Anmietung des Gebäudes bemüht. Die Verhandlungen seien schwierig gewesen, hieß es. „Von einem „spektakulären Erfolg für den Wissenschaftsstandort Hamburg“ sprach am Montag Katharina Fegebank.

„Sehr froh“ zeigte sich Hochschulpräsident Dieter Lenzen. Die Universität wachse, stelle viele neue Mitarbeiter ein, insbesondere infolge der Auszeichnung als Exzellenzuni und der Einwerbung des Geldes für vier große Forschungsvorhaben (Exzellenzcluster), sagte er.

Wer von der "Forschungskonzentration" profitieren soll

Lenzen will in dem Gebäude auf eine „Forschungskonzentration“ in den Geisteswissenschaften setzen. So zählen zu den künftigen Nutzern seitens der Uni die Forscher des Exzellenzclusters zu Manuskriptkulturen „Understanding Written Artefacts“, außerdem der Fachbereich Psychologie, Erziehungswissenschaftler sowie Graduiertenkollegs (Nachwuchsforscher) und Kollegforschungsgruppen, die mit Gastforschern an Projekten arbeiten.

„Je enger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beieinander untergebracht sind, desto leichter wird die Zusammenarbeit in Forschung und Lehre“, sagte Lenzen. Die Uni wird sich mit rund 3,8 Millionen Euro an den Gesamtkosten beteiligen.

Bezirksamtsleiter Gätgens: "Ein bisschen Oxford in Eimsbüttel"

Ebenfalls in das Gebäude ziehen wird das German Institute of Global and Area Studies (GIGA), dessen Forscher sich mit Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in Afrika, Asien, Lateinamerika und Nahost beschäftigen und bisher am neuen Jungfernstieg und an der Rothenbaumchaussee arbeiten. GIGA-Chefin Amrita Narlikar sagte, das Gebäude erinnere sie an ihr altes College in Oxford. Auch Bezirksamtsleiter Kay Gätgens erklärte, das Gebäude sorge für Glanz, für „ein bisschen Oxford in Eimsbüttel“.

Außerdem soll das Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft (ZBW) in dem Gebäude unterkommen, die weltweit größte Bibliothek für wirtschaftswissenschaftliche Literatur. Da GIGA und ZBW auch von Bund finanziert werden, wird sich dieser mit rund 5,2 Millionen Euro an den Kosten beteiligen.