Hamburg. Eltern von Grundschule in Alsterdorf kämpfen für einen sicheren Schulweg und fühlen sich von der Politik im Stich gelassen.
Die Eltern der Grundschule Alsterdorfer Straße geben nicht auf. Seit Monaten kämpfen sie schon für eine Tempo-30-Zone vor dem Gebäude – bisher ohne Erfolg. Nun haben sie nochmals einen offenen Brief an Bürgermeister Peter Tschentscher und Innensenator Andy Grote geschrieben.
„Mit großem Bedauern müssen wir feststellen, dass die berechtigten Interessen der Winterhuder Eltern und Kinder weiterhin nicht ernst genommen werden“, heißt es darin. „Wir müssen außerdem annehmen, dass die Aussage Ihrer SPD, 200 Schulen, Kitas und andere soziale Einrichtungen doch noch einmal auf Tempo 30 prüfen zu wollen, ein reines Wahlkampf-Manöver ist. Seit Wochen warten wir auf eine Antwort auf unsere Frage an Sie, ob vor unserer Grundschule in der Alsterdorfer Straße nun endlich Tempo 30 kommt. Die blieb bis heute aus. Hier werden die Sorgen der Eltern nicht ernst genommen und die Sicherheit unserer 350 Kinder weiterhin täglich gefährdet.“
Die Eltern fordern Tschentscher in ihrem Brief auf, endlich zu handeln: „Lassen Sie Ihrer gut klingenden Ankündigung nun endlich Taten folgen und zeigen Sie uns Wählerinnen und Wählern, dass die Sicherheit der Kinder für die SPD wirklich wichtig ist.“ Die Unterzeichner appellieren an Tschentscher und Dressel: „Die Eltern und Kinder können derzeit leider kein anderes Gefühl bekommen, als dass sie von der Politik und der Polizei im Stich gelassen werden. Denn anders sind die Schreiben, welche unsere Elterninitiative bekommen hat, nicht zu werten. Es wäre sehr bedauerlich, wenn sich dieses Gefühl vertiefen würde. Wir möchten Sie daher wiederholt bitten, sich dafür einzusetzen, dass auch unsere Kinder Tempo 30 auf der Alsterdorfer Straße bekommen und somit den sicheren Schulweg, der ihnen laut Gesetz zusteht. Es ist niemanden in Winterhude zu vermitteln, dass alle Schulen an der Alsterdorfer Straße - eine sogar nur 200 m entfernt - eine Geschwindigkeitsbegrenzung haben, nur unsere nicht.“
Langwieriger Kampf gegen Politik und Verwaltung
Parallel dazu hat Lars Nupnau, Vater eines Jungen aus dem vierten Jahrgang und Mitinitiator der Initiative, einen formellen Antrag für eine Tempo-30-Strecke bei der Polizei gestellt. In dem Antrag argumentiert der Vater mit Hilfe der Straßenverkehrsordnung, warum eine solche Zone rechtlich eigentlich angemessen sei. „Die detaillierte Beschreibung dieser Muss-Vorschrift trifft in jedem Punkt auf die Situation auf der Alsterdorfer Straße in der Höhe des Eingangs zum Schulgelände der Grundschule Alsterdorfer Straße vollumfänglich zu“, schreibt er in dem Antrag. Und weiter: „Aus diesem Grund beantrage ich zum Schutz der Schüler der Grundschule die Anordnung einer Streckengeschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 30 vor dem Eingang der Grundschule Alsterdorfer Straße 39."
Nupnaus Ziel ist es, im Falle einer formellen Ablehnung Rechtsmittel einlegen zu können. „Ich wollte mit diesem Antrag außerdem der Aussage des Leiters der Verkehrsdirektion widersprechen, dessen Argument ja war man könne die Schilder nicht aufstellen, da das Schulgebäude nach hinten versetzt steht. Das Gegenteil ist nach deutschem Recht vorgesehen “, sagt der mittlerweile sichtlich genervte Vater. „Bei diesem langwierigen Kampf gegen die Mühlen von Politik und Verwaltung glaube ich nicht, dass mein Sohn noch von der hoffentlich kommenden Tempo 30 Strecke geschützt werden wird. Aber es gibt sehr viele kleinere Kinder hier im Viertel, die auch weiterhin unserer Aufmerksamkeit verdienen.“
Keine Gefahrenlage erkennbar
Die Eltern sind frustriert von dem langen und zähen Kampf, um die Sicherheit ihrer Kinder. „Es muss erst einen Unfall geben, bevor wir Tempo 30 vor unserer Grundschule bekommen“, sagt Judith Elmendorf, die die Initiative mit ins Leben gerufen hat und deren Tochter in die dritte Klasse der Grundschule geht.
„Der Leiter der Abteilung für Grundsatzangelegenheiten des Straßenverkehrs in der Innenbehörde, sagte in einem gemeinsamen Gespräch, dass es leichter wäre, uns Tempo 30 zu geben, wenn eine Gefahrenlage erkennbar sei, also zum Beispiel durch einen Unfall. Laut Innenbehörde brauchen wir scheinbar erst ein verletztes Kind, bevor der Verkehr vor der Schule endlich beruhigt wird - das darf doch wohl nicht wahr sein.“ Und fügt betroffen hinzu: „Wir wollen dieses Tempo-30-Schild jetzt, um genau einen solchen Unfall zu vermeiden.“