Hamburg. Seit Jahren wird dafür gekämpft, das Tempo in der Friedrichsberger Straße zu drosseln. Der Busverkehr könnte darunter leiden.

Voller Erwartung stehen die Kinder der Kita Frieberg in der Hochbahn-Zentrale in der Steinstraße. „Jetzt geht’s los!“, verkündet ein kleiner Junge. Die Kitakinder haben einen Brief verfasst, den sie heute der Hochbahn-Sprecherin Constanze Dinse und dem Hochbahn-Busexperten Axel Armbruster überreichen. Knisternde Spannung liegt in der Luft, als ein Vater das Wort ergreift und den Brief laut vorliest – schließlich geht es um nicht weniger, als die Verkehrssicherheit vor der Kita zu erhöhen. Die Hochbahn-Sprecherin nimmt den Brief anschließend schmunzelnd entgegen.

Die zwei- bis sechsjährigen Mädchen und Jungen bitten in ihrem Brief die Hamburger Hochbahn um Unterstützung für ein Tempolimit in der Friedrichsberger Straße. „Viele von uns wollen später auch mal Busfahrer werden. Aber noch sind wir klein. Und deswegen passiert es schnell, dass wir nicht auf den Verkehr achten“, schreiben die Kinder der Kita Frieberg. „Deswegen brauchen wir mehr Schutz.“ Die Kinder weisen in ihrem Schreiben auf den starken Verkehr vor ihrer Kita hin, dieser soll durch eine Geschwindigkeitsbegrenzung langsamer werden.

Schon seit zehn Jahren haben der Stadtteilrat Barmbek-Süd als auch der Elternrat der benachbarten Adolph-Schönfelder-Schule und der Kita Frieberg sowie die Anwohner auf ein Tempolimit vor der Kita auf der Friedrichsberger Straße gepocht. Doch die bisherigen Bemühungen führten nie zum Erfolg. Erst nach der Reform der Straßenverkehrsordnung (StVO) im Jahr 2016 konnte die Initiative neuen Anlauf nehmen. „Mit der neuen StVO kann Tempo 30 nun vor Schulen und Kindergärten auch an Hauptverkehrsstraßen eingerichtet werden ohne eine vorliegende besondere Gefahrenlage, die bislang dafür Voraussetzung war“, erklärt Isabel Mayer, Mitglied des Stadtteilrats Barmbek-Süd.

Hochbahn fürchtet um Anschlüsse

Dieser neue Spielraum soll nun für die Verkehrssicherheit der Kitakinder ausgeschöpft werden. „Aber die Innenbehörde nutzt die Hochbahn als vorgeschobenes Argument gegen eine Tempo-30-Zone“, klagt Karsten Wenzlaff, Vater eines Kitakindes. „In der Straße vor der Kita verkehren Busse der Hochbahn. Laut der Innenbehörde würde eine Geschwindigkeitsbegrenzung vor der Kita dem Ziel eines schnellen und wirtschaftlichen Busverkehrs im Wege stehen.“ Der engagierte Vater äußerte die Hoffnung, dass das Tempolimit vor der Kita mit Zustimmung der Hochbahn nun doch verwirklicht werden kann.

Die Hochbahn will den Brief in Ruhe bewerten. Sprecherin Constanze Dinse gab zu bedenken, dass durch eine Geschwindigkeitsreduktion das Niveau der Reisegeschwindigkeit nicht zu halten wäre. Daraus würde sich das Risiko für die Fahrgäste erhöhen, den Anschluss an die S-Bahn zu verpassen. Sie macht aber Hoffnung, dass an die Kitakinder gedacht werde: „Nichtsdestotrotz werden wir nun mit den Behörden bewerten, inwiefern Veränderungstempos realisierbar wären“.

Unter dem Motto "Vorfahrt für die Kinder" haben die Unterstützer der Initiative für kommenden Donnerstag zu einer Demonstration in Barmbek aufgerufen. „Wir wollen mit dieser Demonstration das Thema Verkehrssicherheit vor den Wahlen in der Öffentlichkeit und der Politik verankern“, so Wenzlaff. Start ist um 15 Uhr an der Adolph-Schönfelder-Schule in der Brucknerstraße 1.