Hamburg. In Altona dauert es ein Jahr bis zum Trauungstermin. Wie es doch kurzfristig klappt – und wie es in anderen Bezirken aussieht.

In Altona wird immer seltener geheiratet. Nur noch 740 Paare ließen sich dort im vergangenen Jahr trauen. 2016 waren es 1134. Ursache für den starken Rückgang ist offenbar eine nur im Bezirk Altona geltende Regelung, die die Heiratswilligen abschreckt. Denn Hochzeitstermine werden dort nur mit einem Jahr Vorlauf vergeben. Wer sich also heute im Altonaer Standesamt anmeldet, bekommt frühestens im Januar 2021 einen Trauungstermin.

Vielen Paaren dauert das zu lange. Sie weichen deshalb auf andere Standesämter in Hamburg oder im Umland aus. So auch ein Abendblatt-Leser, der seit Langem in Altona wohnt und dort auch heiraten wollte. Ende vergangenen Jahres hatte sich das Paar mit den erforderlichen Unterlagen im Rathaus eingefunden, um sich für die Eheschließung anzumelden und einen Termin zu reservieren. Im Juni dieses Jahres sollte die Trauung stattfinden, so wünschten es sich die beiden. Doch daraus wird nichts. „Der Standesbeamte sagte, Termine gebe es nur frühestens in einem Jahr, also erst ab Ende 2020“, berichtet der Leser. „Und überhaupt, so der Standesbeamte weiter, sei im Juni die Altonale, das große Stadtteilfest. Da werde nicht getraut.“

Ein-Jahres-Regelung in Altona

Im Altonaer Rathaus bestätigt man die Ein-Jahres-Regelung, die es in keinem anderen Hamburger Bezirk gibt. Seit 2013 Jahren gilt die Frist. Warum sie verhängt wurde, lässt sich auch nach mehreren Anfragen nicht eindeutig beantworten. Auf der Internetseite des Standesamts Altona heißt es: „Um Ihnen mehr Planungssicherheit für Ihre Hochzeit zu ermöglichen, reserviert das Standesamt Hamburg-Altona ab sofort Termine für Eheschließungen innerhalb des Rathauses immer ein Jahr vor Ihrem Wunschdatum.“

Demnach handelt hier eine Behörde vorbildlich, weil die Ein-Jahres-Frist den Paaren genug Zeit lässt, um eine Hochzeit mit großer Party in einem Restaurant oder einem anderen Veranstaltungsort zu organisieren.Fragt man die neue Altonaer Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg (Grüne), warum die Zahl der Trauungen so stark gesunken ist, klingt die Antwort etwas anders. „Der Rückgang bei den Eheschließungen ist dem Umstand geschuldet, dass das Standesamt Hamburg-Altona in dem Zeitraum seit 2016 jedes Jahr zwei bis drei Standesbeamtinnen durch Weggänge verloren hat“, sagt sie.

Zusatzausbildung zur Urkundsbeamtin

„Nach einem Weggang kann es bis zu einem Jahr dauern, bis eine neu eingestellte Standesbeamtin bei Eheschließungen eingesetzt werden kann.“ Um Eheschließungen vornehmen zu können, sei eine mindestens sechs Monate dauernde Zusatzausbildung zur Urkundsbeamtin erforderlich. „Des Weiteren zieht sich häufig auch das Auswahl- und Besetzungsverfahren über einen längeren Zeitraum hin, bis geeignete neue Mitarbeiterinnen gefunden sind; aktuell sind zwei Standesbeamtinnen-Stellen nicht besetzt“, so Stefanie von Berg.

Außerdem müsse das Standesamt steigende Geburtenzahlen bewältigen, im vergangenen Jahr habe es 500 Geburten mehr als 2016 gegeben. Fazit: „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist aus den genannten Gründen eine Erhöhung der Zahl der Eheschließungen nicht möglich.“ Die Ein-Jahres-Regelung wäre demnach, so ist jedenfalls aus diesen Ausführungen zu schließen, kein Akt der Kundenfreundlichkeit, sondern eine Folge von Personalmangel.

In anderen Bezirken kein Personalmangel

In anderen Bezirken gibt es diesen Personalmangel offenbar nicht. In Hamburg-Nord ist die Zahl der Trauungen in den vergangenen Jahren annähernd stabil geblieben. 2016 gaben sich dort 1369 Paare das Ja-Wort, 2019 waren es 1350. Auch in Wandsbek blieb die Zahl der Trauungen annähernd stabil (2016: 808; 2019: 850), ebenso in Harburg (2016: 599; 2019: 603) und in Bergedorf (2016: 507; 2019: 526). Eimsbüttel verzeichnete einen leichten Rückgang von 1142 (2016) auf 1006 (2019), ebenso Hamburg-Mitte (2016: 890; 2019: 793).

In allen Bezirksämtern sind auch kurzfristig Termine zu bekommen. Im Bezirk Nord können etwa Paare, die sich jetzt anmelden, noch im Februar heiraten. Ganz kurzfristig wäre nach Aussage des Sprechers Martin Roehl auch im Bezirk Altona etwas möglich – etwa dann, wenn bereits vergebene Trauungstermine abgesagt werden sollten.

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Auf einen solchen glücklichen Zufall – denn der wäre es – wollte sich der heiratswillige Abendblatt-Leser bei seiner Hochzeitsplanung nicht einlassen. Er erkundigte sich im Bezirksamt Mitte, ob dort am Wunschtermin eine Trauung möglich sei. Nein, lautete die Antwort. Ohnehin würde man bei der Terminvergabe zunächst einmal Paare aus dem Bezirk Mitte berücksichtigen , erst dann alle anderen.

Sorina Weiland, Sprecherin des Bezirks Mitte, bestätigt das. „Es ist ja eigentlich so vorgesehen, dass jeder in seinem Heimatbezirk heiratet“, sagt sie. „Wir müssen also erst mal unsere eigenen Leute unterbringen – und nicht Auswärtige.“ Der Abendblatt-Leser ist nun tatsächlich zum Auswärtigen geworden. Er heiratet im südlichen Umland. „Da war es kein Problem, einen Termin im Juni zu bekommen“, sagt er.