Abendblatt-Umfrage war das Thema beim Neujahrsempfang
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Hamburg. Wenn sich zwei Parteien ein spannendes Rennen liefern, und das noch Regierungspartner sind, kann es nur ein Thema geben.
Der Neujahrsempfang des Abendblatts steht in Wahljahren traditionell unter politischen Vorzeichen. Wenn sich aber zwei Parteien sieben Wochen vor der Bürgerschaftswahl ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern, und das auch noch die Regierungspartner SPD und Grüne sind, kann es nur ein Thema geben. Und so ging es in fast allen Gesprächen um die neue Umfrage im Auftrag des Abendblatts, nach der die SPD auf 29 Prozent käme, die Grünen auf 26, die CDU auf 16, die Linke auf zehn sowie FDP und AfD je auf sieben Prozent.
Einer, der sieben Jahre lang Bürgermeister war, gab sich optimistisch: „Ich bin zuversichtlich, was das Wahlergebnis betrifft“, sagte Vizekanzler und Alt-Bürgermeister Olaf Scholz (SPD). „Die SPD holt über 30 Prozent und wird stärkste Partei und stellt den nächsten Bürgermeister Peter Tschentscher.“ Ihm persönlich sei die Bürgerschaftswahl nach wie vor sehr wichtig: „Ich bin mit dieser Stadt emotional tief verbunden.“
Die Sozialsenatorin und SPD-Landesvorsitzende Melanie Leonhard verwies auf die „beeindruckenden Zustimmungswerte“ für den Bürgermeister, mit dessen Arbeit laut Umfrage 60 Prozent der Hamburger zufrieden sind: „Dies zeigt: Die Hamburger wünschen sich mit großer Mehrheit, dass Peter Tschentscher auch in den kommenden fünf Jahren die Geschicke der Stadt lenkt.“
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Jens Kerstan: „Alles ist möglich“
Auch die Grünen zeigten sich zufrieden: „Diese Ausgangslage sorgt für gute Laune“, sagte Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne). „Alles ist möglich, auch Grün-Rot unter einer Ersten Bürgermeisterin Katharina Fegebank – das wäre gut für Klimaschutz, Lebensqualität und zukunftssichere Jobs.“
Die Grünen hatten sogar eigens ihre Bundesvorstands-Klausur nach Hamburg verlegt, damit die Parteispitze am Abendblatt-Empfang teilnehmen konnte. „Wir haben eine realistische Chance, Grün-Rot in Hamburg zu schaffen“, sagte der Grünen-Bundesvorsitzende Robert Habeck. „Klar ist aber: Wir sind der Herausforderer. Wir sind nicht Bayern-München, sondern vielleicht Gladbach, Leipzig oder Dortmund. Es wäre doch schön, wenn mal ein anderer die Meisterschaft gewinnen würde.“ Starke Stimmenzuwächse, ohne dass es für eine Erste Bürgermeisterin reicht, wären auch okay, aber: „Wir wollen den großen Erfolg.“
Der CDU-Landesvorsitzende Roland Heintze sagte: „Unser Wert ist stabil, aber es ist noch Luft nach oben. Wir müssen den Ton jetzt verschärfen und klarmachen, was schiefläuft in Hamburg – zum Beispiel in der Verkehrspolitik.“ CDU-Bürgerschaftsfraktionschef André Trepoll gewann den Zahlen etwas Positives ab: „Das Tolle ist, dass nun weitere Konstellationen möglich sind: neben Rot-Grün auch eine Deutschland-Koalition aus SPD, CDU und FDP. Das ist für uns eine gute Ausgangsposition.“
Hoffen auf eine stabile Regierung
Wie etliche Gäste wünschte sich PR-Lady Alexandra von Rehlingen eine Fortsetzung der rot-grünen Koalition: „Ich hoffe, dass das Duo Tschentscher/Fegebank an Bord bleibt. Die SPD in Hamburg ist anders als im Bund.“ Ähnlich äußerte sich Unternehmer und Ex-Wirtschaftssenator Ian Karan (parteilos): „Es wäre gut, wenn Rot-Grün weitermacht. Die machen einen guten Job.“ Er glaube, dass das Umfrage-Ergebnis auch „das sein wird, was wir bei der Wahl bekommen“.
Auch Rechtsanwalt Otmar Kury sagte: „Ich bin dafür, dass sich nichts ändert und es so bleibt, wie es ist. Wir brauchen Kontinuität in diesen Zeiten. Wenn 20 Schüsse auf eine Synagoge abgegeben werden wie in Halle, müssen wir die Werte unserer Verfassung hochhalten und stärken.“
Der 32. Neujahrsempfang des Hamburger Abendblatts:
Der 32. Neujahrsempfang des Hamburger Abendblatts
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ECE-Chef Alexander Otto wollte zum Ausgang der Wahl am 23. Februar zwar keine Prognose abgeben, sagte aber: „Ich glaube, dass Stabilität Hamburg gut tun würde.“ Die wünschte sich auch Star-Architekt André Poitiers: „Ich hoffe auf eine stabile Regierung, denn es sind mutige Entscheidungen zu treffen – etwa hinsichtlich einer autoarmen und lebenswerten Stadt. Eine Zersplitterung in viele kleine Parteien würde die Entwicklung der Stadt behindern.“
Stefan Gwildis: „SPD macht seit Jahren gute Arbeit“
Stefan Gwildis wagte sich etwas weiter vor: Er könne sich „sehr gut vorstellen“, dass die SPD bei der Bürgerschaftswahl stärkste Kraft wird. „Die SPD macht seit Jahren gute Arbeit“, sagte der Musiker. Doch er freue sich auch über den Zulauf der Grünen. „Das ist in einer Stadt wie Hamburg gut und richtig. Sicher wurden viele neue Anhänger von Gretas starker Message motiviert.“
„Zehn Prozent sind eine gute Ausgangsbasis, um im Wahlkampf noch zuzulegen“, sagte Sabine Boeddinghaus, Fraktionschefin der Linkspartei. Sie sorge sich aber, dass es angesichts der Zuspitzung auf das Duell Tschentscher-Fegebank kaum noch um Inhalte gehe. „Dabei müssen wir dringend über die Solidarität in der Stadt, die fehlenden günstigen Wohnungen und die Armutsbekämpfung sprechen.“
FDP: „Wir wollen keine autofreie Stadt“
Ähnliche Sorgen machte sich auch Carl Jarchow, FDP-Bürgerschaftsabgeordneter und ehemaliger HSV-Chef: „Wir haben das Problem, wahrgenommen zu werden, weil sich alle auf Rot-Grün konzentrieren. Wir müssen Aufmerksamkeit für unsere Themen herstellen. Wir wollen zum Beispiel keine autofreie Stadt.“ Über eine „stabile Ausgangsbasis“ freute sich hingegen FDP-Fraktionschef Michael Kruse: „Ich bin optimistisch, dass die sieben Prozent noch nicht das Ende sind – wir wollen zweistellig werden.“ Sein Tipp? „Schwierig, aber ich glaube, dass Peter Tschentscher vorn liegen wird.“
AfD-Fraktionschef Alexander Wolf fand die sieben Prozent für seine Partei nicht überraschend: „Wir sind stabil in den Umfragen, aber ich rechne damit, dass wir noch das eine oder andere Prozent mehr bei der Wahl bekommen. Im Interesse Hamburgs hoffe ich, dass die Grünen nicht stärkste Kraft werden.“
Marvin Willoughby, Geschäftsführer des Basketball-Klubs Hamburg Towers, ärgerte sich hingegen über den Umfragewert der AfD: „In meiner Stadt Hamburg will ich einfach nicht, dass eine Partei wie die AfD sieben Prozent bekommt. Man kann konservativ sein, rechts sein, erzkonservativ sein, aber die AfD ist für mich eine Nazipartei.“
Die Moderatorinnen Bettina Tietjen und Julia-Niharika Sen waren sich einig, dass Frauen in der Politik Mangelware seien und sie daher eine Bürgermeisterin an der Spitze von Hamburg gern sehen würden. Gleichwohl räumten sie ein, dass „Peter Tschentscher einen guten Job macht und sich gerade als Klimabürgermeister präsentiert“.
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