Hamburg. UKE wird in das Milliardenprojekt eingebunden. U5 soll Station Behrmannplatz am Siemersplatz bekommen – und bis Stellingen führen.
Die neue Hamburger U-Bahnlinie U 5 soll eine eigene Haltestelle auf dem Gelände des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE) bekommen und danach über eine Haltestelle in der Nähe des Siemersplatzes und über Hagenbecks Tierpark weiter bis nach Stellingen führen. Das geht aus einer Präsentation von Hochbahn und Verkehrsbehörde hervor, die dem Hamburger Abendblatt exklusiv vorliegt. Sie soll voraussichtlich am Dienstag veröffentlicht werden.
Demnach ist die Entscheidung über den bisher noch offenen Streckenverlauf zwischen Gärtnerstraße und Stellingen nun endgültig gefallen. Die bisher ebenfalls erwogene kürzere Strecke von der Gärtnerstraße direkt nach Nordwesten über Lohkoppelweg wurde damit verworfen.
U5: Was gegen den direkten Weg sprach
„Der direkte Anschluss des UKE ist deutlich vorteilhafter im Sinne der verkehrlichen Wirkung und Erschließungswirkung. Deshalb ist die Variante über den Lohkoppelweg ausgeschieden“, heißt es in einem Fragen-und-Antwort-Katalog der Hochbahn, der dem Abendblatt ebenfalls vorliegt.
Anders als von SPD-Bürgermeister Peter Tschentscher in der Bürgerschaft angekündigt, wird der Siemersplatz in Lokstedt zwar nicht unmittelbar an die U 5 angeschlossen. Dafür soll es laut Präsentation eine Haltestelle namens Behrmannplatz rund 200 Meter weiter westlich an der Vogt-Wells-Straße etwa auf Höhe Alter Schulweg geben.
Haltestelle UKE: 30.000 Fahrgäste jeden Tag
Vor dort führt die U 5 laut Karte parallel zur Julius-Vosseler-Straße bis zur aktuellen U-2-Station Hagenbecks Tierpark und weiter über eine Station Sportplatzring bis zur Station Stellingen. „Änderungen können sich im Laufe der Planung immer ergeben“, heißt es in dem Hochbahn-Dokument. „Der grobe Streckenverlauf liegt mit der Entscheidung für die Anbindung des UKE für den Bereich von der Gärtnerstraße bis Stellingen aber fest.“
Wie es nach der Station Stellingen weitergeht, ist also offenbar noch nicht abschließend entschieden.
Der Senat begründet seine Entscheidung mit Nutzungsprognosen der UKE-Haltestelle. Demnach werden dort täglich etwa 30.000 Menschen mit der neuen U-Bahn ankommen oder abfahren. „Der hohe Nutzenzuwachs übersteigt die höheren Kosten der längeren Strecke“, heißt es im Hochbahn-Papier. Vor Mitte der 2020er-Jahre werde mit dem Bau der U-5-Mitte aber nicht begonnen.
U5 zum UKE: CDU lobt Einlenken des Senats
Am Ende hat wohl das UKE den Ausschlag gegeben – und nicht der von Bürgermeister Peter Tschentscher versprochene Anschluss des Siemersplatzes. Dass die U5 nun über das Uniklinikum fahren und danach eine Haltestelle „Behrmannplatz“ ein Stück westlich vom Lokstedter Verkehrsknoten ansteuern soll, lässt sich am besten mit der erwartet starken Nutzung der Haltestelle begründen, die ab Mitte des kommenden Jahrzehnts auf dem UKE-Gelände entstehen soll.
Ein wesentlicher Faktor dafür, dass die U5 nun doch nicht bereits auf Höhe Gärtnerstraße gen Arenen abbiegen, sondern die längere und damit teurere Strecke über UKE und Siemers-/Behrmannplatz nehmen soll, ist die in den kommenden Jahren laut Senats-Prognosen stark wachsende Zahl von Menschen, die das UKE besuchen. „Der hohe Nutzenzuwachs einer Haltestelle auf dem UKE-Gelände übersteigt die höheren Kosten der längeren Strecke“, heißt es in einem Frage-und-Antwort-Papier der Hochbahn, das dem Abendblatt vorliegt.
UKE boomt in den kommenden Jahren weiter
Nach den Senats-Prognosen wird das Verkehrsaufkommen am UKE aus Patienten, Besuchern, Personal und Studierenden am UKE von etwas mehr als 13.000 Menschen pro Tag im Jahr 2018 bis 2030 um 63 Prozent steigen – und bis 2040 sogar um 126 Prozent auf dann um die 30.000 Menschen anwachsen. Damit würde sich die längere Strecke über das UKE schnell bezahlt machen, so die Argumentation.
Die Nutzungsberechnungen sind auch deshalb wichtig, weil der Bund nur Projekte des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) fördert, deren Wirtschaftlichkeit im Rahmen der sogenannten „Standardisierten Bewertung“ nachgewiesen wurde. Dabei ist eine hohe Auslastung elementar. Ohne Bundeszuschüsse sind solche Milliardenprojekte kaum zu finanzieren.
U 5: Sechs Stationen vom UKE bis zum Volkspark
Nach der bisherigen Planung soll die U-5-Haltestelle nicht direkt an der Martinistraße, also am Haupteingang des Klinikums, sondern auf dem nördlichen Teil des UKE-Geländes liegen. „In der laufenden Planung wird gemeinsam mit dem UKE ermittelt, welche (Schutz-) Maßnahmen während der Bauzeit (u. a. Lärm, Erschütterungen, Baustellenverkehr) für einen sicheren Krankenhausbetrieb notwendig sind“, heißt es in dem Hochbahn-Papier. „Das UKE ist von Anfang an in die Planungen eingebunden.“
Mit der jetzigen Entscheidung liegt laut Hochbahn der gesamte Streckenverlauf der U5 zwischen Gärtnerstraße und Stellingen fest. „Die U 5 fährt somit ab der Gärtnerstraße über das UKE zum Siemersplatz/Behrmannplatz und von dort aus weiter Richtung Hagenbecks Tierpark und Sportplatzring bis nach Stellingen“, heißt es in dem Hochbahn-Papier.
Insgesamt gibt es dann sechs Stationen von UKE bis Arenen: UKE, Behrmannplatz, Hagenbecks Tierpark, Sportplatzring, Stellingen und Arenen. Die Strecke von Borgweg über das UKE wird laut Hochbahn-Papier eine Länge von 16 Kilometern umfassen.
Was die Bauzeit beeinflusst
„Die Haltestellen werden in offener Bauweise hergestellt, es wird zunächst von der Oberfläche eine Baugrubenumschließung hergestellt, anschließend der Boden ausgehoben und dann die Haltestelle selbst gebaut“, heißt es zur geplanten Bauweise. „Die Bauzeit ist von vielen Einflussfaktoren abhängig. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass der Bau der Haltestelle UKE mehrere Jahre dauern wird. Genauere Zeitangaben können derzeit aber noch nicht gemacht werden. Derzeit wird aber in enger Abstimmung mit dem UKE eine verträgliche Abwicklung untersucht.“
Ein Baubeginn der sogenannten U 5 Mitte sei „nicht vor Mitte der 2020er-Jahre zu erwarten“, so das Papier. „Zurzeit lässt sich leider noch nicht gesichert sagen, in welchen Teilabschnitten und in welchen Zeiträumen die U 5 Mitte genau realisiert wird.“ Zu Kosten werden keine Angaben gemacht.
Dennis Thering (CDU): Fragen werden erst nach der Wahl beantwortet
Der CDU-Bürgermeisterkandidat Marcus Weinberg sagte, es sei „klug und konsequent, dass der Senat die Forderung der CDU nach einer direkten Haltestelle der U 5 am Universitätskrankenhaus Eppendorf jetzt umsetzt“. Das UKE als drittgrößter Arbeitgeber der Stadt mit 11.000 Mitarbeitern und mehr als 1700 Betten nur mit einer 400 Meter entfernten Haltestelle anzuschließen, sei unverständlich gewesen. „Dieses planerische Versäumnis ist geheilt.“
Der Eppendorfer CDU-Spitzenkandidat Götz Wiese schloss sich an und forderte eine sorgfältig Planung, damit „auch die Bauphase in Eppendorf erträglich ist“. Der CDU-Verkehrspolitiker Dennis Thering sprach von einer „richtigen Entscheidung“. Er kritisierte aber, dass die U 5 nicht direkt am Siemersplatz halte, wie SPD-Bürgermeister Tschentscher versprochen habe. „Es werden alle entscheidenden Fragen auf nach der Wahl gelegt“, monierte Thering. „Was kostet das Projekt, wie lange wird gebaut, welche Beeinträchtigungen für die Hamburger gehen mit dem Bau einher?“ All das sei offen.