Hamburg. Unbekannte griffen Senator und dessen Sohn (2) an. Grote wolle sich nicht einschüchtern lassen und zeigte sich am Abend auf dem Kiez.
Auf der Internetseite Indymedia ist am Sonnabend ein anonymes Bekennerschreiben zum Anschlag auf Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) und dessen Sohn (2) veröffentlicht worden.
Der Post ist mit den Worten "Angriff auf Hamburger Innensenator Andy Grote" überschrieben. Danach soll der Anschlag am Freitagmorgen an der Hein-Hoyer-Straße auf Hamburg-St. Pauli für "die Parkbankcrew", "die Verletzten und Angeklagten im Rondenbargverfahren", sowie "für uns" erfolgt sein.
Bekennerschreiben zu Anschlag auf Andy Grote
Drei maskierte Täter hatten am Freitag die Limousine von Innensenator Andy Grote (SPD) mit Steinen und Farbbeuteln beworfen. Grote war zum Zeitpunkt des Anschlags auf dem Weg in die Innenbehörde am Johanniswall. In dem Dienstfahrzeug saß auch sein erst zwei Jahre alter Sohn, den Grote zuvor noch in den Kindergarten bringen wollte.
Bekenner behaupten, Grote schon länger auszuspähen
Laut Bekennung hatten die Täter die tägliche Routine des Innensenators zuvor beobachtet und zur Tatzeit auf ihn gewartet. "Als die BMW-Limousine der Fahrbereitschaft des Hamburger Senats ihn wie immer an seinem Wohnort im Hinterhof abgeholt hatte und an uns vorbeifuhr, wurde sie von Farbflaschen getroffen. Grote sitzt in der Regel auf dem Beifahrersitz", hieß es weiter.
Dass er seinen Sohn regelmäßig morgens zur Kita bringen würde, sei "totaler Quatsch", so die anonyme Gruppe. "Selbstverständlich galt der Angriff nicht dem Kind", hieß es weiter. Das sei ein tragischer Zufall gewesen.
Anonyme Gruppe kritisiert Grotes Politik
Die unbekannten Verfasser solidarisieren sich in dem Schreiben mit drei Personen, die Anfang Juli 2019 in einem Hamburger Park festgenommen worden waren und denen zur Last gelegt wird, zum zweiten Jahrestag des G-20-Gipfels einen Brandanschlag geplant zu haben, sowie mit den "Gefährt*innen", die versucht hatten, im Oktober einen Brandanschlag auf den Chef der Hamburger Senatskanzlei, Jan Pörksen, zu verüben.
"Einige wilde Vögel haben die Verfolgungsbehörden ins Visier genommen, aber die Schwärme fliegen weiter und werden ihnen auch zukünftig auf den Kopf scheißen und zu gegebenem Zeitpunkt 'die Gewehre auf sie drehen – das wird sich lohnen'", heißt es weiter.
Außerdem kritisierte die anonyme Gruppe, Grote habe in den vergangenen Jahren "einiges unternommen, das Leben derjenigen, die in dem von ihm so geliebten St. Pauli nicht mehr viel zu verlieren haben, weiter zu verschlechtern". Obdachlose und "People of Color" würden von "Grotes Polizei gejagt, drangsaliert, vertrieben und verhaftet". Auch die Vorkehrungen, die zu Grotes Sicherheit rund um seinen Wohnort getroffen würden, missfallen den Verfassern des Bekennerschreibens.
Unbekannte Verfasser zählen Gründe auf
Neben "hundertfacher Körperverletzung und Freiheitsberaubung während des G20 2017" empfindet die Gruppierung auch die "tausendfachen rassistischen Kontrollen zur vermeintlichen 'Bekämpfung der Drogenkriminalität'" sowie "das neue Hamburger Polizeigesetz" als Unterdrückung.
Am Ende des Schreibens spricht die anonyme Gruppe noch eine Drohung aus: "Grote hat der Presse schon mal gedroppt, er würde gerne in einer neuen Hamburger Regierung wieder Innensenator werden. Nur zu Andy, wir sehen uns auf der Straße …"
Grote von Unterstützung beeindruckt
Die Innenbehörde war zunächst für eine Stellungnahme nicht zu erreichen, der Innensenator soll sich von dem Angriff jedoch unbeeindruckt zeigen. So fand am selben Abend auch planmäßig die Weihnachtsfeier mit seinem Team auf dem Hamburger Kiez statt. Zunächst war Grote mit seinen elf Mitarbeitern in einem Restaurant essen, danach ging es ins Schmidt Theater, wo derzeit das Stück "Die Königs vom Kiez" aufgeführt wird.
Grote wolle sich nicht einschüchtern lassen. Außerdem sei er von der breiten Unterstützung, die ihm seit Freitag entgegengebracht werde, äußerst positiv beeindruckt.