Hamburg. Ein Physiklehrer am Gymnasium Ohlstedt setzte im Unterricht eine Hochfrequenz-App ein. Wollte er damit laute Schüler disziplinieren?
Aufruhr am Gymnasium Ohlstedt: Ein Physiklehrer soll seine Schüler im vergangenen Jahr mit schrillen Hochfrequenztönen beschallt haben, um für Ruhe im Klassenzimmer zu sorgen. Er benutzte dazu offenbar eine Smartphone-App.
Nach Darstellung der Schulleitung setzte der befristet angestellte Lehrer in seinem Unterricht eine App namens "phyphox" ein. Das Programm sei von der Universität Aachen entwickelt worden und verfüge über einen Generator, mit dem Töne in unterschiedlichsten Frequenzen erzeugt werden könnten, heißt es in einer Stellungnahme, die dem Abendblatt vorliegt.
Laute Schüler zum Schweigen gebracht?
Den Ton aus der App habe der Pädagoge nicht nur zur Demonstration, sondern auch als "akustisches Signal", vergleichbar etwa zu einer Klingel eingesetzt, so die Leitung des Gymnasiums weiter. Er sei sich dabei nach eigenen Angaben aber der Tragweite seines Vorgehens nicht bewusst gewesen. Dass Schülerinnen oder Schüler dies belasten würde, sei ihm nicht aufgefallen oder an ihn herangetragen worden.
Die "Bild"-Zeitung hatte am Donnerstag berichtet, der Lehrer habe die schrillen Töne aus der App auch dafür genutzt, um laute Schüler zur Räson zu bringen. Die extrem hohen Töne seien von den Schülern teilweise als schmerzhaft wahrgenommen worden. In ihrer Stellungnahme geht die Schulleitung allerdings nicht davon aus, dass die Hochfrequenztöne zur Disziplinierung genutzt wurden.
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Der Einsatz der App flog auf, nachdem sich Eltern kurz vor Weihnachten 2018 über den Unterricht des Lehrers beschwerten. Die Schulleitung belehrte den Kollegen daraufhin "deutlich und unmissverständlich", dass dies ein "nicht akzeptabler Vorgang" gewesen sei.
Lehrer musste sich entschuldigen
"Der Kollege musste sich im Beisein der Schulleitung gegenüber den Schülern erklären und entschuldigen", heißt es aus der Leitung des Gymnasiums. "Ein weiteres Verwenden des Hochfrequenzsignales wurde ihm ausdrücklich untersagt." Der Lehrauftrag des Pädagogen sei mittlerweile beendet und die Schulaufsicht informiert worden.
Aus Sicht der Hamburger Schulbehörde ist die Leitung des Gymnasium korrekt mit dem Vorfall umgegangen. "Ein Unterrichtseinsatz einer solchen App im Rahmen von naturwissenschaftlichen Experimenten kann sinnvoll sein, darüber hinaus aber sicher nicht", sagte der Sprecher der Behörde, Peter Albrecht, dem Abendblatt.