Hamburg. Der Hamburger bringt mit jungen Häusern an Nord- und Ostsee frischen Wind in die Branche. Und er hat noch einiges vor.
Für einen Wein ist es zu früh. Stattdessen lieber eine Cola light hier im Neumann’s an der Langen Reihe. Alkohol ist für später angesagt – wenn Jens Sroka am Abend ein paar Freunde in seine Wohnung um die Ecke einlädt und sie bekocht. Das macht er gern und häufiger.
Lässig in Jeans und hochgekrempeltem Langarmshirt sitzt der Hotelier am Tisch. Freizeitlook statt Anzug und Krawatte. Der Geschäftsführer der Heimathafen-Hotels ist erfolgreicher Unternehmer – und das Gegenteil eines steifen Geschäftsmanns. Genau wie in seinen Hotels, zu denen die Beachmotels in St. Peter-Ording und Heiligenhafen sowie das Lighthouse Hotel & Spa in Büsum und die Bretterbude gehören, alle geduzt werden, bietet er auch beim Gespräch mit dem Abendblatt das Du an.
Unkompliziert und herzlich ist der Mann. Aber voller Tatendrang. Gerade erst hat er die Eröffnung des mittlerweile fünften Hauses im Heimathafen-Portfolio gefeiert, schon heckt er wieder neue Projekte aus.
Er wohnt in Hohenfelde und ist in fünf Minuten in St. Georg
Draußen der Trubel der Langen Reihe, drinnen moderne-rustikale Einrichtung mit viel Holz, schick und gemütlich. Eine warme Ästhetik, die ein bisschen an das gerade eröffnete Lighthouse Hotel & Spa erinnert, das Büsum weiter nach vorn bringen soll. Das Neumann’s gehört zu seinen Lieblingsrestaurants. Schließlich sind es von seiner Wohnung in Hohenfelde hierher nach St. Georg nur ein paar Schritte. Und doch sei St. Georg schon „ein anderes Pflaster“, sagt der 44-Jährige. Lauter, bunter. Genau dieser Kontrast gefalle ihm.
„Ich mag es, dass ich in fünf Minuten bei uns bin, da ist es ruhiger“, sagt Sroka. Dort in seinem ganz persönlichen Heimathafen lebt er seit zwei Jahren auf rund 140 Quadratmetern, gemeinsam mit seinem Mann Christian, einem Kommunikations- und Marketingmanager. Nach einer Zwischenstation mit seinem früheren Partner auf dem Land bei Heide in Schleswig-Holstein mit Pferden, Hunden und Katzen hat es ihn wieder in die Stadt gezogen. „Das Leben auf dem Land hat mich geerdet“, sagt Sroka. Stadtmensch bleibt der gebürtige Hamburger dennoch.
„Hier auf St. Georg leben viele meiner Freunde“, sagt er. Nichts gegen Harvestehude, wo er zuvor gewohnt hat, aber die Menschen dort seien doch gesetzter, manche machten ihm zu sehr „auf dicke Hose“. Rumprahlen und angeben, das ist nichts für ihn. „Ich bin großzügig, gerade bei Freunden und meinem Partner“, sagt er.
Jens Sroka will noch mehr
Statussymbole scheinen ihm nicht wichtig zu sein. Na gut, er fährt einen Geländewagen – aber den brauche er für seine vielen Autofahrten durchs ganze Land. Für teure Accessoires sei er außerdem zu schusselig. „Ich verliere ständig Sonnenbrillen und Portemonnaies“, sagt der Unternehmer und zeigt sein leeres Handgelenk. „Armbanduhren trage ich schon gar nicht mehr, die verliere ich auch“, sagt er und lacht ein warmes Lachen. Was er an seinem früheren Wohnort am Jungfrauenthal nicht mochte: „Die Menschen dort sind schon alle so angekommen.“
Ist er das nicht auch? Jemand, der innerhalb von sechs Jahren fünf Hotels gebaut und weitere in Planung hat? Der so erfolgreich ist, dass Gemeinden und Touristiker auf ihn zukommen und sich wünschen, dass er auch bei ihnen vor Ort aktiv wird? Er hat doch alles erreicht, könnte sich entspannt zurücklehnen und das Erreichte genießen. Das macht er auch – und will doch mehr.
Sein Arbeitsalltag? Pläne schmieden, neue Ideen und Projekte entwickeln, kreativ sein, umherreisen, Gegenden auskundschaften und gucken, wo noch ein weiteres Heimathafen-Hotel hinpassen würde. „Es gibt so viele unentdeckte Küstenorte“, sagt er und verrät nicht, welche er meint. Zu groß ist die Sorge, dass ihm jemand zuvorkommen könnte. Sroka prägt längst den Tourismus an Nord- und Ostsee, indem er verschlafene Orte wachküsst: vor zwölf Jahren St. Peter-Ording mit dem Strandgut Resort, dann Heiligenhafen und derzeit Büsum, wo im kommenden Jahr Baubeginn für eine weitere Bretterbude und Beachmotels sein wird. Seinen eigentlichen Berufswunsch, Schauspieler, hat er trotz Talents irgendwann aufgegeben. Nicht weil seine Eltern etwas dagegengehabt hätten, aber „es gab zu viele Fragezeichen“, sagt Sroka.
Alles begann in St. Peter-Ording
Fragezeichen mag er nicht. Sicher ist er als Unternehmer mutig, geht Risiken ein. Aber sie sollten kalkulierbar sein. Bevor er sein erstes Beachmotel in St. Peter-Ording 2014 eröffnen konnte, hatte er viele schlaflose Nächte, weil Nachbarn gegen das Projekt geklagt hatten und Sroka bereits viel Geld investiert hatte. „Heute bin ich souveräner geworden.“
In St. Peter-Ording begann seine Karriere. Seinem Vater gehörte dort das Viersterne-superior-Hotel Ambassador. Als dieser in den Ruhestand gehen möchte, kaufen Jens und sein älterer Bruder Joern den Eltern das Hotel ab und bauen um. Das Geschäft läuft gut. 2006 errichten die Brüder das Strandgut Resort – damals etwas völlig Neues im bis dahin verschlafen-spießigen Küstenort. Dann folgt das Beachmotel, diesmal ohne seinen Bruder. Nesthäkchen Jens, der Jüngste bei zwei Schwestern und einem Bruder, macht das im Alleingang. Und das Hotel wird ein voller Erfolg. Bis heute. Sogar so erfolgreich mit einer so hohen Auslastung, dass Sroka diese verringern möchte. Wie? Ganz einfach: Die Zimmer werden teurer.
Nach dem Beachmotel in St. Peter folgen das Beachmotel Heiligenhafen inklusive Beachapartments, Bretterbude und das Lighthouse. Bald öffnen das Fliegerdeich Hotel & Spa in Wilhelmshaven, ein weiteres Hotel – das Friesland – soll in Wilhelmshaven entstehen, Hotels in Dänemark und in Hamburg zwischen Hauptbahnhof und Deichtorhallen. Auch Süddeutschland und die Berge kämen infrage.
Jetzt geht der Blick auch in Richtung Dänemark
Angekommen ist er vielleicht, aber noch nicht am Ende. Dazu bietet sein Geschäftsfeld zu viele Möglichkeiten. Wer ständig neue Hotels baut, müsste doch ein Arbeitstier sein, lange Arbeitstage und viel Stress haben. Stattdessen sagt er „Ich arbeite nicht viel“ und fügt hinzu: „Die Work-Life-Balance muss stimmen.“ Sroka will sein Leben genießen und hat sich auf eine Viertagewoche festgelegt. Wieder so etwas Unerwartetes. Aber dass eine Fünftagewoche mit 80 Stunden notwendig sei, um produktiv und erfolgreich zu sein, ist wohl nur eine überholte Denkweise.
Weil er schlau ist, lässt Sroka arbeiten und hat vieles delegiert. Er vertraut seinen Hoteldirektoren und Mitarbeitern. „Ich bin kein Kontrollfreak“, sagt er. Er arbeite, um zu leben – und nicht umgekehrt. Die Jahre in Asien waren abschreckend genug. „Die Menschen dort leben, um zu arbeiten“, sagt er. Nach seiner Ausbildung zum Hotelfachmann im Hotel Atlantic Kempinski hat er in verschiedenen Hotels in Thailand gearbeitet, 80 bis 90 Stunden die Woche waren die Regel. Jetzt sei ihm seine private Zeit wichtiger.
Arbeit ist für ihn Mittel zum Zweck, „um mir mein Leben zu finanzieren“. Und doch ist es natürlich auch seine große Leidenschaft. „Die Hotellerie ist vielseitig. Du hast Service, die Rezeption, Buchhaltung, Entwicklung – und kannst kreativ sein und immer dicht am Menschen.“ Kein Tag sei wie der andere. „Es gibt immer neue Herausforderungen, und man lernt spannende Leute kennen.“
Mick Jagger war schon zu Gast
Spannende Leute hat er auch während seiner Zeit als Sales Manager im Atlantic kennengelernt, als er nach seiner Ausbildung für die Stars zuständig war. Mick Jagger und die Rolling Stones waren zu Gast und hatten etliche Sonderwünsche: „Jaggers Zimmer mussten wir extra abdunkeln. Außerdem verlangte er im Fernsehen einen Cricket-Kanal. Und Keith Richards wollte einen besonderen Wodka aus Russland“, erinnert er sich. Hat Jens Sroka alles hinbekommen, war ja sein Job. Mit der amerikanischen Rapperin Lauryn Hill war er im Zirkus – „eine Vollkatastrophe war das. Die war völlig unorganisiert“, sagt er. Morgens um vier Uhr hatte sie einen frisch gepressten Orangensaft verlangt. Cher, George Clooney, Nicole Kidman – er hat sie alle betreut. Die Zeit sei eine Top-Ausbildung gewesen.
Die perfekten Gastgeber sind für Sroka die Österreicher: „Davon können wir uns eine Scheibe abschneiden. Die sind mit Leidenschaft dabei.“
Wenn Jens Sroka selbst auf Reisen ist, übernachtet er auch am liebsten in Hotels und macht gern Städteurlaub. Hotels bucht er aber nicht nur auf Reisen. Sein Mann Christian und er sind da ganz unkonventionell, sie genießen das Leben und nennen es „Staycation“, wenn sie Urlaub in der eigenen Stadt machen und sich in ein Hotel einbuchen. Im Hotel Vier Jahreszeiten war Sroka schon Gast, zuletzt im Park Hyatt. „Das ist Erholung ohne lange Anreise mit Wellnessbereich und guten Restaurants.“ Und hilft, die Work-Life-Balance zu halten.