Neustadt. Der Hang zu Protz und Pomp wird Mike Wappler immer wieder zum Verhängnis. Der jüngste Coup ist eine typische Wappler-Räuberpistole.
Auf seiner Website wirbt der Dumont-Verlag für ein Buch mit dem Untertitel „Ich hab sie alle abgezockt“. Es ist das "Opus Magnum" eines notorischen Kriminellen, eines Serienbetrügers, eines Hochstaplers. Unter dem Cover findet sich ein Hinweis: Lesungen dieses Autors seien „in naher Zukunft“ nicht geplant. Nun, wie denn auch.
Seit Mai sitzt der Buchautor Peter Mike Wappler in U-Haft, seit Mittwoch läuft vor dem Landgericht gegen ihn und den Mitangeklagten Daniel F. der Prozess wegen gewerbsmäßigen Betrugs. Wappler hat schon viele Jahre im Gefängnis gesessen, unter anderem weil er einen Hamburger Privatier um fast sechs Millionen Euro geprellt hat. Manche Medien haben ihn „Milliarden Mike“ getauft.
Wegen seines Hangs zu Protz und Pomp, zu Bling-Bling, zu schönen Frauen und schnellen Autos. Wappler ist 65 Jahre alt, das Gesicht braungebrannt, die grauen Haare zurückgekämmt. „Mike sieht gut aus, gar nicht zerstört“, sagt eine Frau im Zuschauerraum. Sie kenne ihn, mehr wolle sie aber nicht sagen.
Mike Wappler räumt Vorwürfe „dem Grunde nach“ ein
Der jüngste Coup ist eine typische Wappler-Räuberpistole, über seine Verteidigerin räumt er die Vorwürfe „dem Grunde nach“ ein. Zwei Gläubigern schwindelte er laut Anklage vor, er könne für sie hohe Bargeldsummen von ihren Schuldnern eintreiben. Bei einem Treffen mit dem ersten Opfer L. gab er vor, dass er über 20 Männer verfüge – für deren Einsatz müsse L. aber vorab zahlen.
Im September 2018 versicherte er dem Geschädigten, er habe auftragsgemäß 1,3 Millionen Euro eingetrieben. Das Geld sei von einem Rechtsanwalt in Zürich verwaltet worden, der plötzlich verstorben sei, und daraufhin sei dessen unter Mordverdacht stehende Freundin mit den Scheinen nach Russland durchgebrannt.
Im Glauben, Wapplers Komplize Daniel F., der sich als „Rechtsanwalt Bachmann“ ausgab, fliege nun nach Russland, um das Geld zurückholen, übergab der Geschädigte ihm noch mehr Geld. Insgesamt entlohnte er die Betrüger für nie geleistete Inkasso-Dienste mit rund 300.000 Euro in bar und Gold.
Eine Zuschauerin meint, Wappler sei „ein Künstler“
Für den zweiten Geschädigten wollten sie angeblich 1,7 Millionen Euro eintreiben – natürlich gegen Vorkasse. Im März 2019 bestellten sie ihn zur Übergabe ins Hotel Atlantic. Leider habe der Anwalt, der das Geld der Schuldner verwalte, einen Unfall erlitten und liege im Koma, logen sie. Ihn zockten die beiden laut Anklage um 91.000 Euro ab.
Am Ende der ersten Sitzung will die Frau, die nichts sagen will, doch noch etwas loswerden. Sie finde Wappler, sei „ein Künstler“. Nach vorläufiger Einschätzung des Gerichts muss er mehr als drei Jahre hinter Gitter. Mindestens.