Hamburg. Torsten Jansen, Trainer der Hamburger Handballer, über den 29:21-Erfolg gegen Lübeck-Schwartau. Zwei Spieler verletzt.
Als die Zuschauer in der mit 3758 Besuchern ausverkauften Sporthalle Hamburg, jedenfalls jene, die fest zum Handball Sport Verein Hamburg (HSVH) hielten, mehr als drei Minuten vor dem Schlusspfiff von ihren Sitzen aufstanden, hatte das nicht nur mit dem Totalausfall der digitalen Zeitmessung auf beiden Anzeigentafeln zu tun (Die Hallentechnik streikte).
Der Auftritt des HSVH gegen den VfL Lübeck-Schwartau hatte in der Tat eine längere Würdigung als die sonst üblichen zwei Minuten verdient. Mit 29:21 (12:9) hatten die Hamburger im dritten Anlauf zum ersten Mal dieses Nordderby in der 2. Bundesliga gewonnen, und die souveräne Art und Weise in einigen Phasen der zweiten Halbzeit ließ klammheimlich die Vorstellung aufkommen, dass für das Team von Trainer Torsten Jansen in dieser Saison doch mehr möglich sein könnte als der angestrebte einstellige Tabellenplatz.
"Kirche im Dorf lassen"
Davon will natürlich niemand beim Tabellensechsten etwas wissen, zumindest offiziell nicht, und Mannschaftskapitän Lukas Ossenkopp bat dann auch, „die Kirche im Dorf zu lassen“. Die Fortschritte gegenüber der vergangenen Saison sind jedoch augenfällig, vor allem in den Heimspielen. „Wir sind zu Hause viel stabiler in der Deckung geworden, lassen uns auch von zwischenzeitlichen schwächeren Phasen nicht aus dem Konzept bringen, ziehen unser Spiel durch. Im vergangenen Jahr wäre diese Begegnung vielleicht noch gekippt, diesmal haben wir die Schwartauer immer auf Distanz gehalten. Wenn sie den Rückstand mal auf drei Tore verkürzt haben, sind wir sofort danach wieder auf fünf oder sechs Tore Vorsprung davongezogen.“ Über weitergehende Ambitionen könne man aber erst reden, wenn auch auswärts die nötige Konsequenz und Konstanz aufgebracht werde. Die fehlt zwar nicht immer, aber immer noch zu oft. Zum Beispiel am vergangenen Sonnabend bei Tabellenführer Eisenach bei der 29:34-Niederlage.
Die lastete in dieser Woche schwer auf ihm, gestand Trainer Jansen, insofern sei der Derbysieg „Balsam für seine Seele“ gewesen. Auszusetzen hatte er dennoch etwas. Dass in der ersten Halbzeit die zahlreichen Chancen nicht genutzt wurden, beklagte der Weltmeister von 2007, auch wenn er zugeben musste, dass bei den schwachen Schwartauern (elf technische Fehler, HSVH vier) mit dem gebürtigen Hamburger Dennis Klockmann (37) der wohl beste Torhüter der 2. Bundesliga zwischen den Pfosten stand. Allerdings lösten auch HSVH-Keeper Aaron Edvardsson und von der 50. Minute an Marcel Kokoszka nach spektakulären Paraden regelmäßig Beifallsstürme ihrer Fans aus.
Jansen: "Wir waren überlegen"
„Wir waren das gesamte Spiel über klar überlegen, hätten uns schon in der ersten Halbzeit bei besserer Chancenverwertung absetzen können“, sagte Jansen, der seiner Mannschaft angesichts des dichten Programms bis zum Jahresende drei Tage freigab. „Wir haben immer wieder das Tempo zur richtigen Zeit angezogen, in der Abwehr stark gestanden, sehr viel antizipiert und uns sehr gut bewegt.“ In der zweiten Hälfte verwandelten die Hamburger 17 ihrer 23 Würfe (72 Prozent), ein überragender Wert. Ein Sonderlob, „sonst nicht meine Art“ (Jansen), erteilte der Trainer Spielmacher Philipp Bauer. Nach zuletzt nicht immer überzeugenden Kostproben seines großen Könnens traf der 23-Jährige diesmal mit allen seinen sieben Würfen, zum Teil aus dem Unterarm, wofür er Ovationen von den Tribünen erhielt.
Die ganz große Freude kam nach dem Spiel indes nicht auf, zwei Verletzte trübten die Stimmung. Dominik Axmann (20) musste mit Verdacht auf erneuten Mittelfußbruch, derselbe Fuß wie in der Saisonvorbereitung, ins Krankenhaus gefahren werden. Tobias Schimmelbauer (32), der schon nach zwei Minuten mit schmerzverzerrtem Gesicht vom Spielfeld trottete, scheint sich eine Kapselverletzung in der rechten Schulter zugezogen zu haben, auch könnte es sich um einen Labrum-Einriss handeln, einer Beschädigung der Umrahmung der Gelenkpfanne. Wie lange beide Spieler ausfallen, ist derzeit nicht abzusehen.
Einziger Trost: Linksaußen Jonas Gertges (21) vertrat Schimmelbauer mit couragierten Aktionen, warf zwei Tore bei drei Versuchen. „Wir haben einen großen, guten Kader“, sagte Jansen.
HSV Hamburg: Edvardsson (8 Paraden), Kokoszka (3) – Bauer (7 Tore), Weller (5/1 Siebenmeter), Ossenkopp (4/3), Forstbauer, Bergemann (beide 3), Vogt, Gertges (2), Lackovic, Schöngarth, Tissier (alle 1), Axmann, Schimmelbauer, Kleineidam..