München. Laut Verbandspräsident Bernhard Kempen hätte sich die Uni-Leitung schützend vor das Grundrecht der Lehrfreiheit stellen sollen.
Der Präsident des Deutschen Hochschulverbands, Bernhard Kempen, hat zu einer ausgewogenen Debattenkultur an Universitäten aufgerufen. „Ich will nicht hoffen, dass wir an den Universitäten Sicherheitsdienste oder Polizei brauchen, um Lehrveranstaltungen abzuhalten“, sagte Kempen am Sonnabend im Bayerischen Rundfunk mit Blick auf Proteste gegen Vorlesungen des AfD-Mitgründers Bernd Lucke an der Hamburger Uni.
„Der Streit um Herrn Lucke, um dessen politische Positionen, der mag weitergehen - aber bitte so, dass der Lehrbetrieb weiter möglich ist“, forderte Kempen. Er sei zuversichtlich, dass auch die protestierenden Studierenden in Hamburg ein Einsehen haben, „dass sie die Angebote, die Herr Lucke an die Studierenden gemacht hat, mit ihnen zu reden - endlich annehmen und dass wir dann wieder zur Normalität zurückkehren.“
Studenten verhindern Bernd Luckes Uni-Vorlesung
Störer hatten Vorlesung verhindert
Der Verbandspräsident kritisierte die Demonstranten, aber auch die Leitung der Hamburger Universität: „Es ist das gute Recht der Studierenden, zu demonstrieren“, sagte er. „Aber was sie nicht mehr tun dürfen, ist, die Debatte im Hörsaal zu verhindern.“ Da gelte die grundgesetzlich garantierte Lehrfreiheit. Seiner Ansicht nach wäre es Aufgabe der Politik und auch der Hochschulleitung gewesen, „sich schützend vor dieses Grundrecht zu stellen“.
Störer hatten in der vergangenen Woche in Hamburg eine Vorlesung von Lucke verhindert, eine zweite wurde am Mittwoch vorzeitig abgebrochen. In Göttingen blockierten Mitglieder linker Gruppen am Montag eine geplante Lesung von Ex-Innenminister Thomas de Maizière, die Veranstaltung wurde schließlich abgesagt. Die Zwischenfälle lösten eine Debatte über Meinungsfreiheit in Deutschland aus.