Hamburg. Zwei Gebäude evakuiert. Zusammenhang mit Lucke-Protesten nicht ausgeschlossen. CDU fordert Konsequenzen wegen Störungen.

Einen Tag nach den erneuten Protesten gegen den AfD-Gründer Bernd Lucke an der Universität Hamburg hat es dort eine Bombendrohung gegeben. Wie die Hochschule selbst mitteilte, habe die Drohung das Präsidium am Donnerstag um 10 Uhr erreicht. Laut einer Polizeisprecherin ging die Drohung per Email ein. Eine bislang unbekannte Person habe die Detonation mehrerer Sprengsätze angekündigt.

Betroffen waren die Gebäude am Mittelweg 177 und an der Edmund-Siemers-Allee 1 (ESA1). Die Polizei sei "umgehend" informiert worden, so die Hochschule. Mit einem Feueralarm seien die Gebäude innerhalb weniger Minuten geräumt worden. Betroffen waren mehrere Hundert Personen – Studierende ebenso wie Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Universität.

Uni-Präsident griff zum Megafon

Der Einsatz der Polizei habe 40 Minuten gedauert. Uni-Präsident Prof. Dieter Lenzen und sein Vize hätten persönlich mit dem Megafon Entwarnung gegeben.

"Die Drohung wurde von Experten überprüft und als nicht ernsthaft eingestuft", so die Polizeisprecherin zum Abendblatt. "Wir ermitteln jetzt in alle Richtungen." Ob es einen Zusammenhang mit den Protesten gegen AfD-Gründer Lucke oder andere Kontroversen der vergangenen Tage gebe, sei bislang völlig unklar. "In der Email selbst gab es keine Angaben zu den Hintergründen der Drohung", erklärte die Polizeisprecherin. Eine Sprecherin der Universität schloss einen Zusammenhang zu den Kontroversen um Lucke oder auch um das Redeverbot für FDP-Chef Christian Lindner nicht aus.

Wie berichtet, war die erste Vorlesung Luckes nach seiner Rückkehr aus der Politik so massiv gestört worden, dass sie nicht stattfinden konnte. Die zweite Vorlesung begann zwar unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen planmäßig, musste jedoch abgebrochen werden, nachdem Störer den Saal gestürmt hatten.

CDU: Bürgermeister muss im Fall Lucke eingreifen

Unterdessen forderte CDU-Fraktionschef André Trepoll Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) zum Eingreifen im Fall Lucke auf: „Nach dem erneuten Abbruch einer Vorlesung muss Bürgermeister Tschentscher die Rede- und Meinungsfreiheit an der Universität Hamburg zur Chefsache machen“, sagte Trepoll dem Abendblatt. „Wer wie Tschentscher Hamburg gerne als exzellenten Wissenschaftsstandort preist, muss jetzt die Universität vor weiterem Schaden bewahren. Die Wissenschaftssenatorin ist offensichtlich mit ihrem mangelnden Krisenmanagement mit der Situation überfordert.“

Es sei die Gesamtverantwortung des Senats, die Freiheit von Lehre und Forschung zu sichern, notfalls mit polizeilichen Mitteln, so der Oppositionsführer. „Wenn das nicht schnellstens geschieht und sich die Vorfälle wiederholen, steht Hamburgs Ruf als Wissenschaftsmetropole auf dem Spiel.“

Trepoll fordert zudem, die Rolle von Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) in einer Sondersitzung des Wissenschaftsausschusses aufzuarbeiten. Auch Uni-Präsident Dieter Lenzen solle dazu geladen werden. Hintergrund ist, dass beide die Störungen der Lucke-Vorlesung in einer ersten Stellungnahme nicht kritisiert hatten – das geschah erst mit einem Tag Verzögerung, dann aber deutlich. Die Uni hatte zudem betont, dass sie bei der Herstellung von Sicherheit und Ordnung an die Grenzen ihrer Möglichkeiten stoße. Das sei nunmehr „Aufgabe der Politik“.