Hamburg. Am Ende des Jahres könnte sich die Zahl gegenüber 2015 halbiert haben. Kampagne der Polizei verdrängt Täter ins Umland.

Gute Nachricht für Hamburg: Die Zahl der Wohnungseinbrüche in der Hansestadt geht immer weiter zurück. Bis Ende September wurden 3233 Taten angezeigt – ein Rückgang von 8,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Gleichzeitig erhöhte sich die Aufklärungsquote von 7,2 Prozent im vergangenen Jahr auf acht Prozent.

Die positive Entwicklung sei „kein Selbstgänger“, betont Polizeipräsident Ralf Martin Meyer. „Nachdem wir in den vergangenen drei Jahren deutlich sinkende Fallzahlen hatten, war es keine Selbstverständlichkeit, dass diese Entwicklung so weitergeht.“

Immer mehr Einbrüche in Hamburg scheitern

Ebenfalls erfreulich: Immer mehr Einbrüche in Hamburg scheitern. Die Zahl der Taten, bei denen es beim Versuch blieb, also die Kriminellen nicht in die Wohnung oder das Haus kamen, stieg von 46,8 auf 48,8 Prozent.

Anfang des Jahres hatte es noch nicht nach einem positiven Trend ausgesehen. Nach erhöhten Fallzahlen im Dezember 2018 registrierte die Polizei auch bis Ende Januar mehr Einbrüche. Im Mai stieg die Zahl der Taten ebenfalls noch einmal an. Im Sommer dagegen, insbesondere in der Ferienzeit, hätten die Einbruchszahlen „erheblich“ unter denen des Vorjahres gelegen, so Meyer.

Spielt Veröffentlichung von Täterfotos eine Rolle?

Eine Rolle spielte dabei aus der Sicht von Experten die Veröffentlichung von Fotos von zwei Frauen aus Südosteuropa, die Teil einer bestimmten Tätergruppe sein sollen. Diese spielt bei der bandenmäßigen Einbruchskriminalität eine große Rolle. „Wir gehen davon aus, dass diese Tätergruppen auch aufgrund der Veröffentlichung in andere Bundesländer auswichen, um dort weiterhin Straftaten zu begehen“, sagt Meyer.

Die kommenden Monate werden entscheiden, ob am Ende des Jahres die Einbruchskriminalität auf einem Rekordtiefstand liegt. Bleibt sie unter der Zahl von 4601 Taten, hat man den niedrigsten Stand seit den 70er-Jahren und die Zahl der Fälle seit 2015 halbiert.

Mehrere Einbrecher festgenommen, weil Zeugen die Tat meldeten

Hinweise spielen bei der Bekämpfung der Einbruchskriminalität in Hamburg eine große Rolle. Allein in den vergangenen Tagen wurden mehrere Einbrecher festgenommen, weil Zeugen schnell die Tat meldeten. Im Hamburger Stadtteil Finkenwerder nahmen Polizisten einen Einbrecher (38) fest, der am Neßdeich in ein Haus eingebrochen war. Ein Spaziergänger hatte gehört, wie er eine Scheibe einschlug, und die Polizei gerufen.

In Altona wurde nach einem Zeugen­hinweis ein Einbrecher gestellt, der in ein Handygeschäft eingestiegen war. An der Holstenstraße im selben Stadtteil wurde ein Einbrecher von einem Passanten so lange in Schach gehalten, bis die Polizei eintraf. An der Weidenallee in Eimsbüttel war es die gute Beschreibung, die Zeugen von einem Täter abgaben, die zu dessen schneller Festnahme führte.

Polizeisprecher: "Hinweise sind enorm wichtig"

„Solche Hinweise sind enorm wichtig“, so Polizeisprecher Timo Zill. „Deswegen haben wir auch die Kampagne ,In Hamburg schaut man hin‘ aufgelegt, die die Bürger dazu bringen soll, auch im Zweifel bei verdächtigen Beobachtungen, und das nicht nur im Zusammenhang mit vermuteten Einbrüchen, 110 zu wählen. Wir können schon nach wenigen Wochen sagen, dass die Kampagne auf Akzeptanz stößt und erfolgreich ist.“ So wird Hamburg für die Täter immer mehr zum „heißen Pflaster“.

Dass damit ein Verdrängungseffekt verbunden ist, weiß auch die Polizei. Einige Tätergruppen haben in Hamburg ihren Unterschlupf und brechen von dort aus zu ihren Einbruchstouren durch Schleswig-Holstein oder Niedersachsen auf.

Ein von Einbrüchen seit Jahren stark betroffener Bereich ist der Landkreis Harburg, in dem, gemessen am Steueraufkommen, besonders viele wohlhabende Einwohner leben. Das macht die Gegend für Tätergruppen attraktiv.