Hamburg. Neu gegründete Extinction-Rebellion-Gruppierung kämpft gegen die Klimakrise – mit drastischen Mitteln. Erste Aktion geplant.

Sie fordern von der Regierung, "die Wahrheit über die ökologische Krise" offenzulegen und den Klimanotstand auszurufen: Extinction Rebellion, eine Gruppierung junger Menschen, die wie die Fridays-for-Future-Bewegung gegen die Klimakrise kämpft, dabei aber nicht davor zurückschreckt, auch drastische Mittel einzusetzten. Ihr Motto: "Mit zivilem Ungehorsam gegen die ökologische Katastrophe". Nun hat sich auch in Hamburg offiziell die Gruppe "XR Youth" gegründet. Diese zählt nach eigenen Angaben etwa 30 Jugendliche im Alter zwischen 16 und 19 Jahren.

"Wir, die Jugend, sind die Generation, die unter den Folgen des Klimawandels am meisten leiden wird", sagte Nick L., Gründungsmitglied von XR Youth in Hamburg, der seinen vollen Namen nicht nennen möchte. "Und deswegen sind wir die Generation, die am stärksten dafür brennt, dass das Klima geschützt wird."

Klima-Aktivisten von Extinction Rebellion planen "kurze Blockaden"

Mit der Gründung von XR Youth Hamburg sei die Grundlage für selbstorganisierte Aktionen der Jugend geschaffen worden. "Wir sind jung, wir sind stark und wir engagieren uns für eine lebenswerte Welt: Wir sind XR Youth Hamburg", so der 19-jährige Schüler.

Drei Forderungen von Extinction Rebellion Hamburg:

  • 1. Die Regierung muss die Wahrheit über die ökologische Krise offenlegen und den Klimanotstand ausrufen.
  • 2. Es muss sofort gehandelt werden, um das Artensterben zu stoppen und die Treibhausgas-Emissionen bis zum Jahr 2025 auf Netto-Null zu senken.
  • 3. Eine Bürgerinnenversammlung soll entscheiden, welche Maßnahmen für diese Ziele ergriffen werden.

Die neue Hamburger Jugendgruppe von Extinction Rebellion plant bereits am kommenden Sonntag ihre erste Aktion. Sie wollen an verschiedenen Orten in der Stadt mit "kurzen, angemeldeten Blockaden" den Autoverkehr lahmlegen, wie die Klima-Aktivisten am Donnerstag mitteilten. "Viele der Jugendlichen haben bereits an Aktionen von XR teilgenommen und ein entsprechendes Aktionstraining durchlaufen", heißt es in der Mitteilung weiter. Die Anhänger von XR Youth Hamburg treffen sich am Sonntag um 10 Uhr an der Saarlandstraße. An welchen Kreuzungen genau die Klima-Aktivisten den Verkehr blockieren wollen, steht nach eigenen Angaben noch nicht fest.

Extinction Rebellion färbte vier Hamburger Brunnen ein

Es wird nicht das erste Mal sein, dass die Klimabewegung Extinction Rebellion in Hamburg für Schlagzeilen sorgt. Ende September bekannte sich die Gruppierung dazu, vier Brunnen in der Hansestadt neongrün eingefärbt zu haben – um "auf die ökologische Katastrophe aufmerksam zu machen", hieß es in ihrem Schreiben. Sie hatten neben dem Rathaus-Brunnen auch Brunnen an der Michelwiese, in Planten un Blomen und in Altona grün eingefärbt.

Zuvor waren Vertreter von Extinction Rebellion an den Straßenblockaden beim globalen Klimastreik in Hamburg beteiligt gewesen. Und sie hatten bei einem Trauermarsch mit einem Sarg im Hamburger Hafen gegen die Kreuzfahrt-Industrie demonstriert.

Blutiger Trauermarsch bei den Cruise Days:

"Blutiger" Trauermarsch bei den Cruise Days

Aktivisten tragen bei dem Protest einen weißen Sarg.
Aktivisten tragen bei dem Protest einen weißen Sarg. © dpa | Jonas Walzberg
Aktivisten der Gruppierung Extinction Rebellion stehen mit weißen Rosen während der Hamburg Cruise Days am Baumwall.
Aktivisten der Gruppierung Extinction Rebellion stehen mit weißen Rosen während der Hamburg Cruise Days am Baumwall. © dpa | Jonas Walzberg
Sie haben rote Farbe auf die Stufen des Überseeboulevards geschüttet.
Sie haben rote Farbe auf die Stufen des Überseeboulevards geschüttet. © dpa | Jonas Walzberg
Die Gruppierung stammt aus England und ruft zu zivilem Ungehorsam auf.
Die Gruppierung stammt aus England und ruft zu zivilem Ungehorsam auf. © dpa | Jonas Walzberg
Aktivistinnen halten weiße Rosen als Protest.
Aktivistinnen halten weiße Rosen als Protest. © dpa | Jonas Walzberg
Die Bewegung kritisiert die Kreuzfahrt-Industrie und fordert eine bessere Klimapolitik. Dieser Demonstrant gehört allerdings nicht zu Extinction Rebellion. Er wurde von Aktivisten der Gruppe gebeten, sich zu entfernen, da sie nicht mit aggressiven Forderungen auftreten möchte.
Die Bewegung kritisiert die Kreuzfahrt-Industrie und fordert eine bessere Klimapolitik. Dieser Demonstrant gehört allerdings nicht zu Extinction Rebellion. Er wurde von Aktivisten der Gruppe gebeten, sich zu entfernen, da sie nicht mit aggressiven Forderungen auftreten möchte. © dpa | Jonas Walzberg
1/6

Extinction Rebellion – Klimabewegung mit Handbuch

Die Extinction Rebellion – zu Deutsch etwa „Rebellion gegen das Aussterben“ – macht seit Ende 2018 immer wieder mit Protestaktionen auf sich aufmerksam. Sie will damit Regierungen zum Umdenken in ihrer Klimapolitik bringen. Für den 7. Oktober hatte die Bewegung zu einem einwöchigen globalen Aufstand aufgerufen. Aktionen unter anderem in Berlin, Paris, London und New York sollten den Forderungen der Aktivisten Nachdruck verleihen.

Zudem gibt es seit einiger Zeit das deutschsprachige Buch „Wann, wenn nicht wir – ein Extinction Rebellion Handbuch“. Es ist zum Teil eine Übersetzung des englischen Werks der Bewegung „This Is Not A Drill: An Extinction Rebellion Handbook“ und soll den nach eigenen Angaben mehr als 50 Ortsgruppen in Deutschland dazu dienen, sich selbst zu organisieren. Kurze Geschichten erklären zu Beginn den Klimawandel und seine Auswirkungen auf die Erde. Der zweite Teil widmet sich dem Zivilen Ungehorsam. Hier werden Tipps zu Straßenblockaden oder dem Verhalten bei einer Festnahme gegeben.

Der letzte Teil soll eine Anleitung zur Rebellion sein. „Dieser Teil zeigt direkte Möglichkeiten auf, wie man eine Straße blockieren kann und wie man in Bezugsgruppen zusammenhält“, erklärte Sina Kaufmann von der Ortsgruppe Berlin bei einer Pressekonferenz. Aktivisten werden zum Beispiel in Rollen eingeteilt, die dann bei einer Aktion für einen reibungslosen Ablauf sorgen sollen.