Hamburg. „Unzumutbar“ – Lucke trage Mitverantwortung für die „gesellschaftlichen Verwerfungen“ in Deutschland, kritisiert der AStA.
Nach seiner gescheiterten Wiederwahl in das Europaparlament wird AfD-Mitgründer Bernd Lucke (57) im kommenden Wintersemester für drei Veranstaltungen an der Universität Hamburg zuständig sein. Das will der AStA der Hochschule nicht akzeptieren – und ruft nun zur Teilnahme an einer Protestkundgebung am 16. Oktober auf. An diesem Tag soll Luckes Vorlesungsreihe „Makroökonomik II“ im Hauptgebäude an der Edmund-Siemers-Allee beginnen. „Dass der Mensch, der eine Mitverantwortung für die heutigen gesellschaftlichen Verwerfungen in Deutschland trägt, ohne weiteres in den wissenschaftlichen Betrieb zurückkehren kann, ist in unseren Augen unzumutbar“, schreibt der AStA in einer Pressemitteilung.
Es bestünden außerdem Zweifel an der Neutralität von Luckes Lehre. Der Wirtschaftswissenschaftler vertrete ein Modell, das „einen schlanken Staat, den weiteren Abbau der Sozialsysteme und noch freiere Märkte fordert“, sagte der AStA-Vorsitzende Karim Kuropka. „In den letzten zehn Jahren und mit der weltweiten Finanzkrise hat sich jedoch gezeigt, dass die Ideologie freier Märkte gescheitert ist. So hat zum Beispiel der Mindestlohn in Deutschland nicht zu mehr Arbeitslosigkeit geführt“, sagt Kuropka.
Lucke hatte die AfD 2015 aus Protest verlassen
Bernd Lucke hatte im Frühjahr gegenüber dem Abendblatt angekündigt, dass er auf seine Stelle als Professor für Volkswirtschaftslehre an die Universität Hamburg zurückehren werde, „sollte der Erfolg ausbleiben“. Lucke war von April 2014 an im Sonderurlaub gewesen. Vorlesungen hatte er zuletzt im Wintersemester 2013/14 gehalten, etwa zum Thema „Wirtschaftswachstum und Staatsverschuldung“.
Neben seiner Vorlesungsreihe „Makroökonomik II“ bietet Lucke im Wintersemester das Seminar „Bahnbrechende Beiträge zur Volkswirtschaftslehre“ an sowie eine interaktive Lehrveranstaltung mit dem Titel „The Fiscal Theory of the Price Level“, wie aus dem Vorlesungsverzeichnis hervorgeht.
Lucke hatte sich zuletzt im Gespräch mit dem Abendblatt von der AfD distanziert. „Wenn ich gewusst hätte, was aus der AfD wird, würde ich sie nicht noch einmal gründen“, sagte er. „Heute steht die AfD unter Einflüssen, die sie unwählbar machen.“ Lucke hatte die AfD 2015 aus Protest verlassen und die Partei der Liberal-Konservativen Reformer (LKR) gegründet.