Hamburg. Ex-AfD-Fraktionschef attackiert Nachfolger Wolf sowie dessen Stellvertreter Nockemann wegen ihrer Haltung zu rechtsextremen Tendenzen.

Man sei „nicht nach rechts gewandert“, wenngleich die „eine oder andere Äußerung überspitzt“ gewesen sei – so äußerte sich der Hamburger AfD-Fraktionsvorsitzende Alexander Wolf im Abendblatt-Sommerinterview zum bundesweiten Auftreten seiner Partei in der jüngeren Vergangenheit.

Diese Sätze rufen jedoch eine scharfe Replik des ehemaligen Parteimitglieds und Fraktionschefs Jörn Kruse hervor. Er wirft Wolf und seinem Co-Vorsitzenden Dirk Nockemann vor, die rechtsextremen Tendenzen in der AfD bewusst zu ignorieren und zu verharmlosen.

Die Behauptung, die AfD sei nicht nach rechts gewandert, sei „so hanebüchen, dass ich mich frage: Bist Du einfach im Irrtum, Alex, dass Du die Fakten nicht kennst, was für einen Spitzenfunktionär peinlich genug wäre?“, heißt es in einem offenen Brief Kruses, der dem Abendblatt vorliegt. Er fragt Wolf, ob er die Öffentlichkeit „aus untauglicher Taktik schlicht belügen“ wolle. „Oder – harmloseste Variante – hast Du vor dem Interview etwas geraucht?“, so Kruse.

Fraktionsvorsitzende wehren sich gegen Vorwurf der Ausländerfeindlichkeit

Kruse war von 2013 bis 2015 der Landesvorsitzende der AfD in Hamburg und führte bis zum Herbst 2018 die Fraktion der Partei in der Bürgerschaft. Bereits während seiner Amtszeit kritisierte er einzelne Äußerungen von Parteikollegen scharf.

In dem aktuellen Brief nennt Kruse die AfD „in großen Teilen rechts, partiell rechtsradikal und teilweise noch schlimmer“. Die aktuellen Fraktionsvorsitzenden hatten sich gegen den Vorwurf der Ausländerfeindlichkeit gewehrt. „Wir machen keine Stimmung gegen Zuwanderer, wir weisen nur auf Nachteile hin, auf Parallelgesellschaften zum Beispiel“, sagte Dirk Nockemann.