Hamburg. Zum Start des Wintersemesters suchen Tausende eine Bleibe. Der Senat will 2000 neue Plätze in Wohnheimen schaffen.

Es ist ein Mittwochabend in der vergangenen Woche, als die angehende Hamburger Medizinstudentin Greta ihre WG-Anzeigen online schaltet. Die 19-Jährige sucht zwei Mitbewohner für ihre Wohnung in Eppendorf. Auf dem Immobilienportal WG-Gesucht.de stellt sie die zwölf und neun Quadratmeter großen Zimmer ein. Als sie nach einer Stunde wieder auf die Seite schaut, hat sie schon 50 Bewerbungen bekommen. Wenige Tage später sind es schon mehr als 200 Interessenten. „Mit so einer großen Anfrage hätte ich nicht gerechnet“, erzählt sie. Greta ist eine von rund 15.000 Erstsemestern, die in diesen Tagen ihr Studium in Hamburg starten. Die ersten Infoveranstaltungen und Orientierungseinheiten laufen bereits.

Und so drängen derzeit Tausende Studenten auf den ohnehin knappen Mietmarkt. Allein auf WG-Gesucht.de suchen derzeit knapp 30.000 Menschen ein WG-Zimmer in Hamburg, darunter auch viele Studenten. Angebote gibt es natürlich auch jede Menge, aber längst nicht alle liegen im klassischen Studenten-Budget. Wer sich durch Inserate klickt, der findet etwa auch ein zwölf Quadratmeter großes Zimmer in einer Fünfer-WG an der Rentzelstraße für 850 Euro oder ein 18-Quadratmeter-Zimmer für 525 Euro am Osterbekkanal.

Schwierige Suche in Hamburg

Der Eindruck täuscht nicht: In keiner anderen Stadt ist es für Studenten so schwer, eine Wohnung zu finden, wie in Hamburg. Laut einer Analyse des Moses Mendelssohn Instituts (MMI) in Kooperation mit dem Immobilienportal WG-Gesucht­ ist der Preis für ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft in der Hansestadt noch einmal angestiegen – auf durchschnittlich 470 Euro. Im Jahr zuvor lag der Durchschnittspreis noch bei 450 Euro; im Jahr 2013 war ein WG-Zimmer in der Hansestadt im Schnitt für 400 Euro zu haben gewesen. Hamburg liegt mit derzeit durchschnittlich 470 Euro pro Zimmer deutlich über dem Bundesschnitt von 389 Euro.

Eine Alternative zu WG-Zimmern oder kleinen Wohnungen auf dem Hamburger Wohnungsmarkt sind die 25 Studentenwohnheime des Hamburger Studierendenwerkes. Knapp 2400 Bewerbungen liegen dort derzeit vor. Die Wohnheimplätze sind vor allen Dingen deshalb begehrt, weil sie oft deutlich günstiger sind als normale Wohnungen. „Die Mietentwicklungen sind erschreckend, und wir versuchen mit unseren Angeboten etwas gegenzusteuern“, sagt Jürgen Allemeyer, Geschäftsführer des Studierendenwerks. Ein möbliertes Standardzimmer kostet etwa 215 Euro pro Monat.

Rund 2000 neue Plätze

Um mehr Studenten einen Zugang zu den begehrten Plätzen zu ermöglichen, hat der Senat nun angekündigt, das Angebot des Studierendenwerkes zu erhöhen. Bis Ende 2030 sollen demnach rund 2000 neue Plätze geschaffen werden.

Der Ausbau von derzeit 4364 auf rund 6400 Plätze soll sowohl durch Maßnahmen im Bestand als auch durch Neubauten erfolgen. Um die Investitionen möglich zu machen, muss die Vermögensbasis des Studierendenwerks jedoch zunächst vergrößert werden. Das geschieht, indem die Stadt dem Studierendenwerk vier Grundstücke zu einem deutlich vergünstigten Preis verkauft - nämlich für vier statt für 30 Millionen Euro. Diese Grundstücke kann das städtische Unternehmen dann als Sicherheit bei der Bank angeben.

Auch Plätze für Auszubildende

Bei den vier Grundstücken handelt es sich um Flächen, auf denen bereits Studentenwohnanlagen stehen, nämlich an der Borgfelder Straße, am Spannskamp, an der Kaulbachstraße und an der Emil-Andresen-Straße. „Die ersten 500 Plätze sollen durch Um- und Anbaumaßnahmen bis 2025 auf diesen vier Grundstücken entstehen“, so Allemeyer.

Wo genau die weiteren Standorte geplant sind, blieb zunächst offen. Es seien etwa Bergedorf, Wilhelmsburg und Bahrenfeld im Gespräch. Neu ist, dass künftig nicht nur Studenten, sondern auch Auszubildende Zugang zu den Wohnheimplätzen des Studierendenwerkes bekommen sollen. „Rund 600 Plätze sind für die Fachkräfte von morgen vorgesehen“, wie Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) sagte. Um den Zugang möglich zu machen, werde das Studierendenwerksgesetz geändert.

Kurzfristig Zimmer für 15 Euro

Für Siegmund Chychla vom Mieterverein zu Hamburg gehen die angekündigten Maßnahmen aber noch nicht weit genug. Konkret schlägt er etwa vor, frei werdende oder nicht mehr benötigte Flüchtlingsunterkünfte zumindest vorübergehend als Studentenheime zu nutzen. „Hilfreich wäre auch, eine Kampagne des Senats zusammen mit dem Studierendenwerk zu starten, um alle Hamburgerinnen und Hamburger aufzurufen, Studierenden Zimmer anzubieten“, so Chychla weiter.

In vergangenen Jahren war es vorgekommen, dass der Ansturm so groß war, dass das Studierendenwerk Notunterkünfte, etwa in Turnhallen, für Studenten eingerichtet hatte. Laut einer Sprecherin seien diese jedoch fast gar nicht genutzt worden. Stattdessen würden nun sogenannte „Last-minute-Zimmer“ angeboten werden, die in der Wohnanlage Gustav-Radbruch-Haus für 15 Euro die Nacht zur Verfügung stehen. Diese können für maximal acht Tage gemietet werden. Weitere Informationen unter www.studierendenwerk-hamburg.de.