Hamburg. Die Wohnsituation in Hamburg ist so angespannt, dass Hamburg den bisherigen Spitzenreiter des Negativ-Rankings abgelöst hat.
In keiner anderen Stadt ist die Lage für Studenten, die zum Wintersemester eine passende Unterkunft suchen, so angespannt wie in Hamburg. Der Preis für ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft ist in der Hansestadt noch einmal gestiegen – auf durchschnittlich 470 Euro. Im Jahr zuvor lag der Durchschnittspreis noch bei 450 Euro; im Jahr 2013 war ein WG-Zimmer in der Hansestadt im Schnitt für 400 Euro zu haben. Zu diesem Ergebnis kommt das Moses Mendelssohn Institut (MMI) in Kooperation mit dem einschlägigen Immobilienportal WG-Gesucht in einer Analyse von 98 deutschen Hochschulstandorten.
Hamburg liegt mit derzeit durchschnittlich 470 Euro pro Zimmer deutlich über dem Bundesschnitt von 389 Euro; schließlich ist die Hansestadt ein bei Studierenden begehrter Standort. Zwar ist das Wohnen für Studenten in anderen deutschen Städten noch teurer: In Berlin stiegen die durchschnittlichen Preise von 420 auf jetzt 480 Euro; in Frankfurt von 480 auf 530 Euro. In München müssen Studierende sogar im Schnitt 650 Euro für ein WG-Zimmer berappen – die bayerische Metropole ist bei den Preisen erneut Spitzenreiter.
Wohnungssituation für Studenten anhand von 23 Faktoren
Doch bei dem Index, der angibt, wie angespannt die Wohnungssituation für Studenten ist, hat Hamburg München in diesem Jahr an der Spitze abgelöst und ist auf den ersten Platz gerückt. Für den Index wurden 23 Faktoren untersucht: Neben dem Preis gehören dazu beispielsweise die Entwicklung der Studierenden- und Erstsemester-Zahlen, die Altersstruktur der Bewohner, die Quote geförderter Wohnheime, das sonstige Immobilienangebot sowie die Attraktivität von Universität und Stadt für in- und ausländische Studierende.
Entspannen dürfte sich die Situation in Hamburg in den kommenden Jahren nicht – im Gegenteil. In der Hansestadt werde der im Juli verliehene Exzellenzstatus für die Universität nach und nach Wirkung zeigen, ist Stefan Brauckmann, Direktor des Moses Mendelssohn Instituts, überzeugt. Vor allem internationale Studierende würden sich bei der Wahl der Hochschule an solchen Auszeichnungen orientieren, das sei auch in anderen Städten zu beobachten gewesen, wo der Exzellenzstatus einen erheblichen Effekt auf den Wohnungsmarkt gehabt habe. „Und da in Hamburg schon jetzt kaum ein Zimmer zu bekommen ist, wird sich die zusätzliche Nachfrage, die jetzt langsam einsetzt, voll niederschlagen.“
Brauckmann ist vom Ergebnis der Studie selbst überrascht: „Einen solchen Aufwärtstrend bei den Kosten hätten wir nicht erwartet“, sagt er. Der Analyse zufolge gibt es eine sich verstärkende Zweiteilung des Marktes für studentisches Wohnen: Dort wo die Wirtschaft boomt und attraktive Kultur- und Freizeitangebote junge Leute anziehen, ist die Konkurrenz bei der Wohnungssuche groß. Hier stehen die Studenten im Wettbewerb mit Auszubildenden, Trainees und Berufsanfängern, aber auch mit Menschen, die sich aus geschäftlichen oder touristischen Gründen länger in der Stadt aufhalten wollen.
Auch in Lüneburg und Oldenburg steigen die Mieten
In weniger gefragten Hochschulorten gebe es die passende Bleibe noch zu günstigeren Preisen. Im Vergleich zu Hamburg ist das Wohnen für Studenten in anderen Universitätsstädten im Norden zwar erschwinglicher, aber auch hier steigen die Kosten. Ganz vorn liegt Lüneburg, wo ein WG-Zimmer in diesem Jahr durchschnittlich 350 Euro kostet (2018 war es noch für 342 Euro zu haben).
Günstiger ist erstaunlicherweise Kiel mit 330 Euro (2018: 313 Euro). In Oldenburg kostet ein WG-Zimmer im Schnitt 348 Euro (2018: 320 Euro). Keinen Anstieg der Preise gab es in Bremen. Dort müssen in diesem Jahr – wie im Vorjahr – für ein WG-Zimmer 350 Euro gezahlt werden. Die Universität hatte im Sommer ihren Exzellenzstatus verloren – das dürfte die Preisentwicklung weiter dämpfen.
Das Moses Mendelssohn Institut (MMI) mit Standorten in Hamburg und Berlin erstellt Analysen zum Immobilienmarkt in Deutschland. Es ist 2016 aus der Abteilung Research & Analyse des Immobilienentwicklers GBI AG entstanden, der auch die Analyse zum studentischen Wohnen in Auftrag gab.