Hamburg. Zahl und Dauer der Tempo-Kontrollen auf Hamburgs Straßen deutlich ausgeweitet. Neue Anlagen im Spezial-Anhänger im Einsatz.

Die Hamburger Polizei hat die mobile Geschwindigkeitsüberwachung deutlich ausgeweitet. Durch Hand-Laser, (Video-)Messfahrzeuge und neue Blitzer-Anhänger hat sie von Anfang Januar bis zum 31. Juli 2019 an insgesamt 12.943 Stunden die Geschwindigkeit auf den Straßen Hamburgs gemessen, wie aus der Senatsantwort auf eine kleine Anfrage des CDU-Verkehrspolitikers Dennis Thering hervorgeht. Im gesamten Vorjahr betrug die Überwachungszeit lediglich 13.510 Stunden.

Der steile Anstieg geht vor allem auf den dezidierten Einsatz der sogenannten Blitzer-Anhänger zurück. Die letzten zwei der sechs Anhänger sind erst Anfang September in Dienst gestellt worden. Für die Auswahl der Messorte ist die Polizei zuständig, für den Betrieb der Landesbetrieb Verkehr (LBV). Eingesetzt werden die mobilen Anlagen vorwiegend zur Tempokontrolle im Bereich von Schulen, Kitas und an Unfallschwerpunkten.

Insgesamt 43 Anlagen im Stadtgebiet gegen Temposünder im Einsatz

Der Vorteil: Sie blitzen rund um die Uhr – ohne dass für ihren Betrieb zusätzlich Personal abgestellt werden muss. Allein in den ersten sechs Monaten des Jahres leisteten die Anlagen 7400 „Blitzer“-Stunden. „Überhöhte Geschwindigkeit und die damit verbundene Aggressivität ist eine Gefahr für alle. Dagegen gehen wir mit aller Entschiedenheit vor und erhöhen mit diesen mobilen Anlagen das Entdeckungsrisiko um ein Vielfaches“, sagte Innensenator Andy Grote (SPD) dem Abendblatt.

Hamburg hat ein Problem mit Rasern. Geschwindigkeits- und Abstandsverstöße sind nach wie vor die Ursache für die meisten Unfälle mit Verletzten. Die Stadt stellt deshalb seit Jahren immer mehr stationäre Blitzer auf – aktuell gibt es 43 Geschwindigkeitsüberwachungsanlagen (GÜA). Durch die mobile und stationäre Überwachung wurden 2018 773.499 Tempoverstöße erfasst – ein Anstieg von 21 Prozent gegenüber 2017.

Blitz-Schwerpunkt liegt auf "schützenswerten Einrichtungen"

Dieser Rekord dürfte 2019 noch einmal übertroffen werden. Wie die Innenbehörde mitteilte, sind bis zum 4. September bereits mehr als 611.000 Anzeigen wegen überhöhter Geschwindigkeit eingegangen, fast 227.000 (2018: 260.000) stammen aus der mobilen Überwachung. Die Gesamteinnahmen betragen bisher rund 14 Millionen Euro.

Nach einer Studie des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) von 2017 sitzt der Fuß auf dem Gaspedal zudem in keiner anderen deutschen Großstadt so locker wie in Hamburg. 18 Prozent der motorisierten Verkehrsteilnehmer waren demnach innerorts zwischen 56 und 80 km/h unterwegs – bei erlaubtem Tempo 50. Weil laut der Studie immer wieder auch nachts gerast wird, hatte die CDU-Bürgerschaftsfraktion 2017 in einem Antrag gefordert, den Anteil der mobilen Geschwindigkeitsmessung in den Nachtstunden auf „mindestens 25 Prozent“ zu steigern.

CDU-Verkehrspolitiker fordert mehr Anstrengungen

Durch die rund um die Uhr einsetzbaren Blitzer-Anhänger ist der Anteil der nächtlichen Messungen an der mobilen Überwachung tatsächlich deutlich gestiegen – von 1816 Messstunden im Vorjahr auf 2705 Messstunden bis Ende Juli dieses Jahres. Das entspricht einem Anteil von rund 21 Prozent. Grundsätzlich liegt der Schwerpunkt der mobilen Überwachung durch die Polizei und den Landesbetrieb jedoch auf den „schützenswerten Einrichtungen“ – gemeint ist damit der Bereich rund um Schulen, Kitas, Krankenhäuser und Seniorenheime. Bis Mitte Juli wurde hier an 6311 Stunden (2018 gesamt: 6356 Stunden) die Geschwindigkeit überwacht.

„Messungen zur Nachtzeit erfolgen nur begrenzt, um besondere Situationen an einzelnen Strecken zu berücksichtigen und eine Messwahrscheinlichkeit für die Verkehrsteilnehmer auch zur Nachtzeit zu ergänzen“, sagt Polizeisprecher Daniel Ritterskamp. CDU-Verkehrspolitiker Dennis Thering fordert dennoch weitere Anstrengungen. „Die Zahl der Verkehrsunfälle mit Verletzten ist in Hamburg noch immer viel zu hoch.“ Deshalb müsse der rot-grüne Senat noch stärker gegen Raser, Drängler und Rotlichtsünder vorgehen.