Hamburg. Umweltbehörde will Initiativen animieren, sich auf lokaler Ebene für Klimaschutz zu engagieren. Beantragung der Fördermittel sofort möglich.

Wenn die Sonne über der Alster nicht scheint, ist das für die „Alstersonne“ natürlich misslich. Denn der gleichnamige Solar-Katamaran benötigt die wärmende Strahlung, um Strom für seine Elektromotoren zu produzieren. Ohne Sonne muss er gegebenenfalls zusätzlich Landstrom beziehen.

Insofern hat der wolkenverhangene Himmel Umweltsenator Jens Kerstan am Mittwoch einen kleinen Strich durch die Rechnung gemacht. Denn der Grünen-Politiker hatte sich gezielt die umweltfreundliche „Alstersonne“ – bei Inbetriebnahme im Jahr 2000 mit 26 Metern Länge und Platz für knapp 100 Passagieren das weltgrößte Solarschiff – ausgesucht, um bei einem Törn über die Alster neue Fördermöglichkeiten für Klimaschutzprojekte vorzustellen.

450.000 Euro für Klimaschutzprojekte

Unter dem etwas holperigen Namen „#moinzukunft-Klimafonds“ hat Kerstans Behörde einen mit 450.000 Euro gefüllten Topf eingerichtet, aus dem bis Ende 2020 niedrigschwellige Klimaschutzprojekte gefördert werden können. Dabei könne es um die Einrichtung einer Tauschbörsen-App, regionale Aktionen zur Müllvermeidung, ein klimafreundliches Quartierfest, Lastenrad-Sharing für die Nachbarschaft oder ein Insektenhotel gehen. Ein Schwerpunkt dürfte auf Bildungsprojekten liegen, bei denen es in Kitas oder an Schulen darum geht, Kinder frühzeitig für das Thema Klimaschutz zu sensibilisieren.

Die Idee für den Fonds stammt von der Hamburger Klimaschutzstiftung, die damit bei der Umweltbehörde offene Türen einrannte. „An Ideen für lokalen Klimaschutz herrscht kein Mangel, bei der Umsetzung fehlt aber gerade für kleine Projekte oft das nötige Geld. Das wollen wir ändern“, sagte Umweltsenator Kerstan. Der neue Klimafonds sei eine Fördermöglichkeit, die es in Hamburg bisher so nicht gab. „Ich hoffe auf viele frische Ideen aus den Stadtteilen.“

Einwände, dass ein paar kleine Hamburger Initiativen den Klimawandel auch nicht aufhalten, ließ der Senator nicht gelten. „Klimaschutz betrifft die gesamte Gesellschaft, und wir kommen nur dann voran, wenn die Zivilgesellschaft aktiv und kreativ mitmacht“, sagte Kerstan. Es sei zwar richtig, dass man große, internationale Abkommen brauche, um das Problem wirklich in den Griff zu bekommen. „Aber wir können andere Länder nur davon überzeugen, wenn wir selbst mit gutem Beispiel vorangehen.“

Gemeinwohlorientierte Initiativen zum Mitmachen aufgerufen

Die Fördermittel sollen in einem möglichst unkomplizierten Verfahren von der Hamburger Klimaschutzstiftung vergeben werden, die den Fonds im Auftrag der Umweltbehörde verwaltet. Die maximale Förderhöhe pro Projekt beträgt 20.000 Euro. Anträge auf Förderung von bis zu 5000 Euro sollen in einem vereinfachten und beschleunigten Verfahren bewilligt werden. Zum Mitmachen aufgerufen sind vor allem gemeinwohlorientierte Initiatoren wie konfessionelle Gemeinden, Schul- und Sportvereine, Kitas und Einrichtungen aus dem Kultur-, Bildungs-, Jugendhilfe- und Sozialbereich.

„Diese Art der Förderung fehlte im Klimabereich in unserer Stadt bisher“, sagte Karin Gaedicke, Vorstandsvorsitzende der Hamburger Klimaschutzstiftung. „Von vielen Akteuren der Themen Nachhaltigkeit und Klima wissen wir, dass niedrigschwellige, unbürokratische Förderung Dinge und Projekte möglich macht, die es sonst nicht gegeben hätte.“ Sie sei „sehr zuversichtlich“, dass spannende und kreative Vorschläge für Projekte eingehen werden.

Eine Jury entscheidet über die Vergabe der Mittel

Welche Ideen Geld bekommen, entscheidet eine Jury. Der gehört unter anderem der Wetter- und Klimaexperte Frank Böttcher an. „Wir müssen jetzt Fahrt aufnehmen. Um den Klimawandel zu bremsen, braucht es Ideen und Initiative von uns allen“, sagte Böttcher.

Wie es mit dem Fonds nach 2020 weitergeht, ist noch offen – denn der städtische Haushalt für die Jahre danach wird erst im kommenden Jahr aufgestellt. Der Umweltsenator äußerte aber bereits die Hoffnung, dass die Mittel verstetigt oder sogar angehoben werden: Anfang 2020 sei ja erst mal die Bürgerschaftswahl, und danach gebe es ja vielleicht die Möglichkeit, „andere Schwerpunkte“ zu setzen, so Kerstan schmunzelnd in Anspielung auf die guten Umfragewerte der Grünen.

Auch mit der Symbolik klappte es am Ende noch: Mitten auf der Alster bekam der Solar-Katamaran doch noch ein paar Sonnenstrahlen ab und fuhr so letztlich mit einem Mix aus Solar- und Landstrom. Immerhin.

Wie man sich für Mittel aus dem Klimaschutzfonds bewirbt und welche Projekte gefördert werden und weitere Infos gibt es unter www.moinzukunft.hamburg/klimafonds sowie www.hamburgerklimaschutzstiftung.de/klimafonds.