Hamburg. Behörde stellt erste Ideen aus Machbarkeitsstudie vor – die von der CDU geforderte “Alsterpromenade“ wird verschmäht.
Ein deutlich breiterer Fußgängerweg als bisher auf der Wasserseite entlang des Ballindamms, mehr Platz zum Flanieren auch auf der gegenüberliegenden Uferseite am Neuen Jungfernstieg, wo auch pavillonartige Cafés denkbar wären – so könnten einige Maßnahmen aussehen, um die Binnenalster attraktiver zu machen. Das geht aus einer Machbarkeitsstudie hervor, deren bisherige Ergebnisse die Behörde für Stadtentwicklung am Montagabend in den Räumen der Patriotischen Gesellschaft vorstellte und dort mit etwa 200 Bürgern diskutierte. „Die Binnenalster muss nicht neu erfunden werden. Pointierte Interventionen an wenigen Stellen würden die Aufenthaltsqualität am Wasser deutlich verbessern“, sagte Oberbaudirektor Franz-Josef Höing.
Die Präsentation war mit Spannung erwartet worden, nachdem die CDU-Fraktion in der Bürgerschaft im Juni 2018 mit Vorschlägen eine Debatte um die Neugestaltung der Binnenalster entfacht hatte. Das Konzept sieht schwimmende Pontons auf der Seite des Ballindamms und auf der Seite des Neuen Jungfernstiegs vor. Dort sollen jeweils fünf bis sieben gastronomische Betriebe „ein abwechslungsreiches kulinarisches Angebot bis in die späten Abendstunden bieten“, so der CDU-Vorschlag. Die Binnenalster biete zwar ein „herrliches Panorama“, aber außer am Jungfernstieg komme man nur schwer ans Wasser, sagte Fraktionschef André Trepoll.
Rot-Grün lehnt CDU-Vorschlag ab
SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf erteilte den CDU-Plänen damals schon eine Absage: Die Binnenalster dürfe nicht „durch leichtfertige Vorschläge zu einer Ballermann-Promenade verkommen“. Grünen-Fraktionschef Anjes Tjarks verwies auf eigene Pläne. Wichtig sei den Grünen etwa, dass der Raum zwischen der Binnenalster und den Häusern „durch eine Reduktion der Verkehrs- und Parkfläche neu verteilt wird“.
Im November 2018 lehnte Rot-Grün einen Antrag der CDU-Fraktion zur Erstellung einer Machbarkeitsstudie ab – und beschloss stattdessen einen eigenen Antrag für eine Studie zur Weiterentwicklung der Uferbereiche „unter Wahrung der konturbildenden Prägung des Alsterlaufs für Hamburg“.
Erweiterte Promenade
Ein Teil der nun präsentierten Studienergebnisse sieht eine erweiterte Promenade auf Höhe der Straße vor. Um das zu ermöglichen, könnte am Ballindamm die Böschung an der Wasserseite abgetragen werden. Alternativ könnte anstelle der Böschung auch eine tiefere Plattform zum Flanieren auf Wasserebene entstehen. Die Entwürfe für eine breite, um Glaspavillons ergänzte Uferpromenade an den Flanken der Binnenalster seien von der Anmutung der Straße Unter den Linden in Berlin inspiriert, sagte Michael Kaschke von der WES LandschaftsArchitektur GmbH, die die Machbarkeitsstudie erstellt.
„An der Binnenalster verbinden sich Wasser, Grün und Architektur auf das Vortrefflichste“, sagte Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) am Montagabend. „Jegliche Planung in diesem Bereich muss wohl überlegt und sorgsam angegangen werden. Deshalb ist es ist gut, dass wir jetzt darüber mit den Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch kommen.“
Hamburger Innenstadt beleben
Oberbaudirektor Franz-Josef Höing sieht das ähnlich: „Behutsamkeit – das scheint mir das richtige Vorgehen zu sein, wenn man über eine Weiterentwicklung nachdenkt.“ Ohne die CDU-Vorschläge direkt anzusprechen, sagte er: „Natürlich muss die Hamburger Innenstadt belebt werden. Dazu muss man aber nicht Wasserflächen großräumig reduzieren.“ Höing betonte, die präsentierten Ideen seien „Skizzen“, keine fertigen Entwürfe. Ihm zufolge soll die Machbarkeitsstudie in den nächsten Monaten fertiggestellt werden. Sodann soll es Vorschläge zur Umsetzung geben.
Der CDU-Abgeordnete David Erkalp erklärte, die präsentierten Vorschläge seien „eher dürftig und provinziell“. „Eine echte Belebung der Innenstadt in den Abendstunden ist so schwer nachvollziehbar“, sagte er. „Die SPD versucht, die beliebte Idee der Alsterpromenade so zu beerdigen, das wird ihr aber nicht gelingen. Am Ende ist es vor allem eine politische Entscheidung, die Mut erfordert. Wir sind dazu bereit, notfalls auch mit einer Bürgerbefragung.“