Hamburg. Handy-App soll Formular ersetzen. Bei mehr als 20 Minuten Verzögerung wird die Hälfte des Fahrpreises erstattet.

Kunden des Hamburger Verkehrsverbundes HVV können bei größeren Verspätungen künftig mit wenigen Klicks eine Teilerstattung des Fahrpreises beantragen. Möglich machen soll das in wenigen Tagen eine kostenlos nutzbare Smartphone-App, die das Frankfurter Start-up LateBack jetzt auch für Hamburg anbietet. Wer sich einmal registriert, kann Erstattungen binnen Sekunden direkt von unterwegs beantragen – und sich sein Geld nach der Bearbeitung beim HVV abholen.

Grundlage ist die 2011 eingeführte HVV-Garantie, nach der bei einer Verspätung von mehr als 20 Minuten 50 Prozent des Fahrpreises erstattet werden. Dabei geht es um die Gesamtverspätung: Es kann also schon eine Verspätung von wenigen Minuten reichen, wenn dadurch ein Anschluss verpasst und das Fahrziel um mehr als 20 Minuten später erreicht wird. Kleinbeträge werden dabei auf 1 Euro aufgerundet, bei Nutzern von Zeitkarten werden anteilige Beträge erstattet.

App wird in Frankfurt schon genutzt

Zur Auszahlung muss die Fahrkarte in einer der HVV-Servicestellen vorgelegt und ein Erstattungsantrag gestellt werden. Bisher musste dieser Antrag bei jeder Verspätung umständlich neu mit allen Daten zur Person beispielsweise auf der HVV-Internetseite ausgefüllt werden. Mit der App müssen künftig nur noch Fahrstrecke und Verspätung eingefügt werden, andere Daten sind bereits gespeichert.

In Frankfurt wird die App nach Angaben von LateBack bereits seit sieben Monaten von Tausenden Kunden des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) genutzt. Dabei seien bereits Erstattungen von rund 250.000 Euro vermittelt worden. „Aktuell übermitteln wir an Spitzentagen mehr als 2000 Anträge“, sagen die Start-up-Gründer Sebastian Hennig und Michael Zierlein. Die Ausweitung auf Hamburg biete sich an, weil hier viele Kunden darüber klagten, dass die Beantragung der Erstattung kompliziert sei.

HVV-Garantie geht deutlich über gesetzliche Regelungen hinaus

HVV-Sprecher Rainer Vohl betonte, dass man im Hamburger Verkehrsverbund an einer Vereinfachung arbeite – aber für die Kooperation mit Drittanbietern wie LateBack offen sei. Die App ist bereits verfügbar und kann geladen werden über App Store und Google Play Store. Anträge an den HVV können darüber voraussichtlich spätestens von kommender Woche an gestellt werden. Derzeit wird laut LateBack die Datenübergabe mit dem HVV eingerichtet.

Sollte die App LateBack so rege von den Hamburger genutzt werden wie von den Frankfurtern, könnte sich die Summe deutlich erhöhen, die der HVV bei Verspätungen an seine Kunden erstattet. Im vergangenen Jahr wurden laut HVV 108.114 Anträge auf die Erstattung von 50 Prozent des Preises bei Verspätungen von mehr als 20 Minuten gestellt. Erstattet wurden 153.110 Euro. Im laufenden Jahr wurde bis Ende Mai 47.660 Anträge gestellt und 66,920 Euro erstattet.

Die 2011 eingeführte HVV-Garantie geht nach Aussage von Pressesprecher Rainer Vohl deutlich über die gesetzlichen Regelungen hinaus. Diese sähen eine Erstattung von lediglich 25 Prozent erst ab Verspätungen von 60 Minuten vor. Zudem gelte die HVV-Garantie auch in Fällen höherer Gewalt, also auch wenn etwa widrige Witterungsbedingungen oder auf Gleise stürzende Bäume die Ursache der Verspätungen seien.

Bargeldlose Erstattung wird in Erwägung gezogen

Man denke auch darüber nach, die Erstattungsanträge in die HVV-App zu integrieren, so dass eine Beantragung irgendwann so einfach sei wie es jetzt die App LateBack verspricht. Auch eine bargeldlose Erstattung wird in Erwägung gezogen. Bisher wird nur in den HVV-Servicestellen bar ausgezahlt – gegen Vorlage des Tickets. Damit solle Missbrauch verhindert werden, so Vohl.

Auch Nutzer der App müssen ihr Geld bisher bar abholen. Vorteil ist allein die einfachere Beantragung, bei der nicht jedes Mal alle Daten neu eingetragen werden müssen. Die Nutzung der App soll auch in Hamburg kostenlos sein. In der App werde weder Werbung geschaltet (und somit Nutzerdaten an Werbetreibende weitergegeben) noch werbe man mit Abomodellen oder Downloadkosten, versichern die Start-up-Gründer Sebastian Hennig und Michael Zierlein.

Finanzierung über Zusammenarbeit mit Verkehrsverbünden

„Wir haben unser Geschäftsmodell unterteilt. Während wir dem Pendler zum einen dabei helfen wollen, seinen Rückerstattungsantrag so einfach wiemöglich abwickeln zu können, entwickeln wir zum anderen für Verkehrsverbünde digitale Lösungen, die dabei helfen sollen, interne Prozesse zu optimieren und zu automatisieren“, so Hennig. Finanzieren wolle man sich also über die Zusammenarbeit mit den Verkehrsverbünden. Auf diese Weise wolle LateBack „den Nahverkehr in Deutschland mit eigenen Lösungen weiter vorantreiben und neue Projekte fördern“.

Die Gründer glauben, mit ihrer App „einen Nerv getroffen zu haben“. Das belege ihre Erfolg in Frankfurt. „Seit unserem Start sind wir Monat um Monat, im Hinblick auf Userzahlen und Rückerstattungen, gewachsen, so Zierlein.