Hamburg. Stelle der LKA-Leitung wird ausgeschrieben. Frank-Martin Heise selbst könnte in die Sozialbehörde wechseln.
Nach seiner Absetzung als Leiter des Landeskriminalamtes lässt sich der Leitende Kriminaldirektor Frank-Martin Heise anwaltlich vertreten, um eine "tragfähige Lösung" für seine Weiterverwendung zu finden. Er ist nach seinem Rauswurf quasi freigestellt. Als Beamter hat er das Recht auf eine besoldungsmäßig gleichwertige Aufgabe. Das wird nicht einfach. Er ist in der Besoldungsgruppe B3, die nicht mal eine Handvoll Beamte in der Polizei bekleiden.
Ein Verbleib Heises in der Polizei wird nahezu ausgeschlossen. Einzige Lösung wäre es, für ihn ein "Projekt" zu erfinden. Ins Spiel gebracht wurde auch eine Versetzung in die Sozialbehörde. Dort gibt es nicht nur eine deutlich größerer Zahl von Stellen dieser Besoldungsgruppe. Heise soll auch gute Kontakte zur Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) haben. Die promovierte Historikerin hatte 2012 für die Hamburger Wasserschutzpolizei die Ausstellung zum 225-jährigen Bestehen konzipiert. Heise war damals Chef der Wasserschutzpolizei.
Vier Kandidaten für Stelle des LKA-Chefs
Die Stelle der LKA-Leitung wird bundesweit ausgeschrieben. Als Kandidaten gelten der stellvertretende LKA-Chef Mirko Streiber, Jan Hieber, Leiter LKA 1, Hamburgs Sicherheitschefin Kathrin Hennings und Jens Schmigalle, Stabsleiter des Landeskriminalamtes.
Streiber gilt als aussichtsreichster Kandidat. Er ist hervorragend beleumundet bei der Hamburger Polizei, hat unter anderem die Pressestelle geleitet und war vor seiner Berufung zum stellvertretenden LKA-Leiter Chef des für allgemeine Strafsachen zuständigen LKA 1. Sein Pluspunkt: er kommt ursprünglich von der Schutzpolizei mit rund 6600 Beamten. Die deutlich kleinere Kripo (1500 Beamte) hofft, durch ihn wieder ein stärkeres Gewicht in der Polizei-Führung zu erhalten. Ein Beamter, der ihn gut kennt: "Streiber hat das Zeug, die Brücke zwischen beiden Armen der Polizei zu bauen."
Gleichzeitig schätzen Kollegen, dass Streiber sich allgemein zurückhält und weniger als selbstverliebtes Alpha-Tier, sondern mehr als Mannschaftsspieler in Erscheinung tritt. Negativ: Nach Abendblatt-Informationen belastet der Bericht einer Arbeitsgruppe unter Führung des pensionierten Spitzenpolizisten Bernd Schulz-Eckhardt, die seit April mögliche "Mängel in der Führung und Zusammenarbeit des LKA" untersuchte, auch Streiber. Jan Hieber als ehemaliger Leiter der Soko "Schwarzer Block", die die Straften rund um den G20-Gipfel bearbeitete, dürfte es schwer haben sechs Monate vor der Bürgerschaftswahl die Zustimmung der Grünen zu seiner Ernennung zum LKA-Chef zu bekommen.
Hieber oder Hennings als mögliche Nachfolger
Hieber hatte bereits Leitungsfunktionen im LKA. Als Chef der Staatsschutz-Abteilung berichtete er als einziger Spitzenbeamter im Apparat zudem exklusiv an Innensenator Andy Grote. "Hieber hat vielleicht sogar die besten Chancen", sagt ein Beamter. Der Kriminaldirektor gelte als "ruhig, als jemand, der vereint, der andere mitreißt – ein Kriminalbeamter mit Visionen."
Kathrin Hennings, deren Stelle zur Innenbehörde gehört, hat bereits einen vergleichbar gut dotierten Posten wie der LKA-Chef. Als Leiterin der Abteilung öffentliche Sicherheit, Brand- und Bevölkerungsschutz fungiert sie in der Behörde als zentrale Schnittstelle zur Polizei und Feuerwehr. Ob sie von dort in das LKA mit seinen "Baustellen" wechselt, bleibt fraglich. Dafür wäre sie beim LKA Leiterin einer großen Organisation. In der Innenbehörde ist sie eher "Zuarbeiterin" in Richtung Behördenspitze.
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Die Vita der Top-Polizistin ließe die Verwendung als LKA-Leiterin zu. Unter dem damaligen LKA-Chef Thomas Menzel war Hennings Stabsleiterin. Sie gilt als äußerst fähige Strippenzieherin und Netzwerkerin, als ebenso fachlich kompetent wie strukturiert. Verantwortet hat sie über einen längeren Zeitraum die Abteilung Organisierte Kriminalität. Unter Heise wurde sie stellvertretende LKA-Chefin, überwarf sich mit dem jetzt geschassten LKA-Chef jedoch. Wie es aus Polizeikreisen heißt, soll Heise gar nicht glücklich darüber gewesen sein, dass Untergebene bei Entscheidungen zuerst zu ihr und nicht zu ihm gegangen sind.
Jens Schmigalle fiel extern bislang nicht besonders auf. Er hatte unter anderem mehrere Jahre in der Innenbehörde gearbeitet gilt intern als versiert und fachlich kompetent.