Hamburg. Antrag von SPD und Grünen: Hamburg will erfolgreiches Flüchtlings-Programm W.I.R. anderen Gruppen zugänglich machen.
Das aus Sicht der rot-grünen Koalition erfolgreich laufenden Programm W.I.R. (Work an Integration for Refugees) zur Integration von Flüchtlingen ab 25 Jahren in den Arbeitsmarkt soll deutlich ausgeweitet werden. Künftig sollen auch länger in Hamburg lebende Frauen mit Migrationshintergrund, die bisher nicht gearbeitet haben, gezielt durch das Programm gefördert werden – ebenso wie EU-Ausländer.
Im 2015 gemeinsam von Senat, Handels- und Handwerkskammer und Unternehmensverband Nord 2015 aufgelegten Programm W.I.R. werden im Ausland erworbene Qualifikationen geprüft und ggfs. anerkannt. Auch weitere Kompetenzen werden festgestellt und Beratung sowie Förderungen angeboten. Ziel ist es, Flüchtlinge schnell zu integrieren und den Bedarf der Unternehmen an geeignetem Personal zu decken.
Antrag zu Ausweitung von W.I.R.
Angesichts der positiven Erfahrungen biete es sich an, „die für Geflüchtete aufgebauten Beratungs- und Förderkapazitäten sowie die mittlerweile etablierten Kooperationsbezüge auch für andere Gruppen mit arbeitsmarktpolitischem Handlungsbedarf zu nutzen und weiterzuführen“, heißt es in einem Antrag von SPD und Grünen, der am Mittwoch in der Bürgerschaft beschlossen werden soll.
„Hierzu zählen vor allem auch Personen ohne oder mit geringer vorheriger Erwerbstätigkeit im Herkunftsland. Das sind insbesondere bereits hier lebende Frauen mit und ohne Kinder mit Migrationshintergrund.“ Dasselbe gelte für Zuwandernde aus der EU. Vor dem Hintergrund „des nach hohen Bedarfs an qualifizierten Fachkräften ist es erforderlich, die Potenziale dieser Menschen zu heben“, so der Antrag weiter. „All dies gilt auch vor dem Hintergrund des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes, das am Anfang 2020 in Kraft tritt.“ Der Senat wird daher aufgefordert, ein Konzept zur Ausweitung von W.I.R. zu erarbeiten und bis Ende des Jahres vorzulegen.
Individueller Blick auf Kompetenzen
„Im Rahmen von W.I.R haben wir sehr positive Erfahrungen gemacht - beispielsweise mit der Kompetenzerfassung und der Bestimmung von Bedarfen bei der Nachqualifizierung“, sagte SPD-Integrationspolitiker Kazim Abaci. „Zugleich hat sich eine Politik der kurzen Wege in der Abstimmung zwischen allen Beteiligten bewährt. Jetzt wollen wir diese Erfahrungen auch für weitere Bevölkerungsgruppen nutzen.“ So würden auch die Strukturen an das Fachkräfteeinwanderungsgesetz angepasst.
„Die Stärke des Programms für die Integration von Geflüchteten in Arbeit liegt darin, einen gezielten Blick auf die individuellen Kompetenzen und Bedarfe der Einzelnen zu haben“, sagte Grünen-Flüchtlingspolitikerin Antje Möller. „Mit unserem Antrag erweitern wir die Zielgruppe des Programms, ohne Abstriche beim hohen Anspruch an die Beratungsqualität zu machen. Ich sehe insbesondere einen Nachholbedarf bei den Frauen, die ohne Erwerbsbiographie sind.“ Für sie könne W.I.R. „ein wichtiger Schritt in ein unabhängiges Leben“ sein.