Hamburg. Forschung und Lehre, Neubauten und Sanierungen – das Abendblatt stellt die Hochschule vor, die nun Exzellenzuniversität ist.
Eine Nutzfläche, die knapp 46 Fußballfeldern entspricht, 160 Gebäude, fast 39.000 Studierende und knapp 4300 Beschäftigte – die Universität Hamburg ist eine Stadt in der Stadt. Rechnet man die am Universitätsklinikum Eppendorf angesiedelte Medizinische Fakultät dazu, kommt die größte Hochschule der Hansestadt auf insgesamt mehr als 43.000 Studierende und fast 11.000 Mitarbeiter.
Lange haftete der Uni das Image an, Masse statt Klasse zu bieten. Doch spätestens mit dem Gewinn von gleich vier Exzellenzclustern zeigte die Hochschule, dass sie längst weitergekommen ist und zumindest in erheblichen Teilen ihrer Forschung sogar international glänzen kann. Vor einer Woche gelang den Wissenschaftlern und Verwaltungsmitarbeitern um Uni-Präsident Dieter Lenzen dann die Sensation: Die Uni gehört zu den elf Auserwählten im Wettbewerb des Bundes und der Länder und darf nun den begehrten Titel „Exzellenzuniversität“ tragen.
Womit beschäftigen sich die Uni-Forscher, wie ist die Lehre aufgestellt, welche Sanierungen stehen an, welche Neubauten wurden zuletzt eröffnet? Das Abendblatt stellt den wissenschaftlichen und administrativen Kosmos der Hochschule vor.
Spektakuläre Neubauten, aber auch teure Sanierungen – die wichtigsten Projekte im Überblick
Die Universität verändert sich auch baulich rasant. Seit 2004 sind nach Mitteilung der Wissenschaftsbehörde 358 Millionen Euro in die Gebäude geflossen, weitere 459 Millionen sind für die derzeit im Bau befindlichen Maßnahmen veranschlagt – wobei der auf insgesamt 500 Millionen Euro geschätzte Sanierungsbedarf nur zum Teil enthalten ist.
In den vergangenen Jahren sind etliche neue Forschungsgebäude auf dem Campus Bahrenfeld und dem benachbarten Desy-Gelände eröffnet worden:
Bereits 2013 wurde das Zentrum für Freie-Elektronen-Laser (CFEL) eingeweiht, in dem Wissenschaftler der Uni mit Kollegen vom Deutschen Elektronen-Synchrotron (Desy) und der Max-Planck-Gesellschaft kooperieren. Den Großteil der Baukosten von gut 40 Millionen Euro trug die Stadt Hamburg. Das CFEL soll dazu beitragen, den riesigen Röntgenlaser European XFEL ideal zu nutzen – etwa durch die Entwicklung neuer Analysemethoden.
Beteiligt sind Uni-Forscher auch an Studien im Zentrum für strukturelle Systembiologie (CSSB), das im Juni 2016 seinen Betrieb aufnahm. 56 Millionen Euro kostete dieser Bau, bezahlt vom Bund, der Stadt Hamburg sowie von Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Die Experten des CSSB untersuchen Viren, Bakterien und Parasiten.
Im Juli 2017 eröffnet wurde das Zentrum für Hybride Nanostrukturen (CHyN). Dort untersuchen Uni-Forscher etwa, wie sich elektronische und biologische Materialien verbinden lassen, um Implantate zu entwickeln, die zerstörte Sinneszellen ersetzen könnten. Die Baukosten von 61 Millionen Euro trugen zu 40 Prozent das Land Hamburg und zu 60 Prozent der Bund.
2020 wird ein Neubau namens „Harbor“ an die Uni übergeben: Dort werden Forscher der Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften unter anderem „Filme“ von extrem schnellen molekularen Prozessen erstellen. Laut Wissenschaftsbehörde belaufen sich die Gesamtkosten auf rund 32 Millionen Euro. Davon übernimmt der Bund 13,75 Millionen für das Gebäude und 2,6 Millionen Euro für Großgeräte.
Anfang 2018 legten Uni-Chef Lenzen und Physiker der Hochschule den Grundstein für das voraussichtlich drei Millionen Euro teure Haus der Lehre in Bahrenfeld. Dort sollen Schüler tüfteln – neben Physikstudierenden, die ihr sogenanntes Fortgeschrittenenpraktikum absolvieren werden, als ersten Schritt in die selbstständige Forschung.
Seit 2016 im Bau ist das 177 Millionen Euro teure „Haus der Erde“ am Campus Bundesstraße. Hier sollen künftig Geowissenschaften und die renommierten Klimaforscher unter einem Dach arbeiten. Wie berichtet stockt der Bau wegen Problemen mit Handwerkern. Daher wird er statt im Herbst 2019 frühestens im Dezember 2020 fertig.
Auch beim benachbarten Neubau „MIN-Forum und Informatik“ deutete der Senat jüngst an, dass es Probleme geben könnte. Geplant ist eigentlich, dass der 161 Millionen Euro teure Bau 2022 übergeben wird.
Ein extrem anspruchsvolles Projekt ist die kürzlich angelaufene Modernisierung des Philturms im zentralen Von-Melle-Park. Das denkmalgeschützte, aber meistgenutzte Gebäude der Universität wird bis 2021 aufwendig saniert und umgestaltet, bevor Geistes- und Kulturwissenschaftler dort wieder einziehen. Kosten: 80 Millionen Euro.
Wenn das „Haus der Erde“ bezugsfertig ist, beginnt voraussichtlich 2023 die Modernisierung des Geomatikums an der Bundesstraße. Drei bis vier Jahre dürfte es dauern, bis das höchste Gebäude der Universität, dessen Abriss sogar erwogen wurde, komplett saniert ist. Zusammen mit der Sanierung der Schaugewächshäuser und einigen kleineren Projekten stehen dafür 180 Millionen Euro bereit.
Dunkle Materie und barocke Lyrik: Forschung an der Universität deckt gewaltiges Themenspektrum ab
Drei Meter dicke Wände, die störende Mobilfunkstrahlung abschirmen, neuartige Experimentieranlagen und Forscher, die eines der größten Rätsel der Physik lösen wollen – in einem ehemaligen Bunker in Bahrenfeld geht es künftig um die Frage, woraus die Dunkle Materie besteht. Der Umbau des Gebäudes für gut eine Million Euro ist die erste große Baumaßnahme für einen von vier im September 2018 bewilligten Exzellenzclustern der Hochschule.
Vor Kurzem stellten die Professoren Erika Garutti, Dieter Horns und Peter Schleper die frisch eingeweihte Halle und die darin geplanten Forschungsprojekte vor. Diese sind Teil des Clusters „Quantum Universe“, in dem etwa 200 Wissenschaftler der Uni und des Deutschen Elektronen-Synchrotrons (Desy) den Ursprung und die Geschichte des Universums erforschen wollen – und auch herausfinden möchten, wie sich jener mysteriöse Stoff zusammensetzt, der Galaxien zusammenhält.
Dass unter anderem dieses Großvorhaben in dem Exzellenzwettbewerb des Bundes und der Länder ausgewählt wurde, ist kein Zufall: Teilchen-, Astro- und Mathematische Physik bilden einen Forschungsschwerpunkt der Uni Hamburg, neben dem Themenfeld Klima, Erde und Umwelt, den Photonen- und Nanowissenschaften und der Manuskriptforschung, die nun in drei weiteren Exzellenzclustern gefördert werden. Dafür wird die Uni etwa 164 Millionen Euro erhalten, verteilt über sieben Jahre.
Ein Teil der geförderten Forscher beschäftigt sich etwa damit, wie sich Städte und Küsten an den Klimawandel anpassen können. In einem anderen Cluster geht es insbesondere um die Eigenschaften winziger Strukturen, die sich womöglich gezielt kontrollieren lassen, um etwa neuartige Medikamente, bessere Computer und Materialien für den verlustfreien Stromtransport zu entwickeln.
Nur der fünfte Forschungsschwerpunkt, die Infektionsforschung, ist noch nicht mit einem Exzellenzcluster vertreten – Uni-Chef Dieter Lenzen hofft allerdings darauf, dass seine Hochschule ab 2026 eine entsprechende Förderung gewinnt. Seit 2012 bildet die Universität zusammen mit anderen Forschungseinrichtungen wie dem Heinrich-Pette-Institut einen von sieben Standorten des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF). Im Fokus des Hamburger Verbunds stehen neu auftretende Infektionen, die etwa durch Klimaveränderungen, verstärkte Reisetätigkeiten und Migration in Europa ausbrechen.
Neben den Forschungsschwerpunkten hat die Universität „Potenzialbereiche“ festgelegt, vielversprechende Forschungsfelder, die sich zu Schwerpunkten entwickeln könnten. Dabei geht es etwa um diese Fragen: Wie treffen Menschen alleine oder gemeinsam Entscheidungen? Welche Bedeutung hat Wissen? Und woran bemisst sich die Qualität oder Gültigkeit von Argumenten? Nach Antworten suchen Wissenschaftler der Fachbereiche Philosophie, Volkswirtschaftslehre, Politik- und Rechtswissenschaften sowie Informatik.
Noch ein Beispiel: In der Medizin ist heute vieles möglich – aber welche Leistungen kann das Gesundheitssystem finanzieren, und wie lässt sich das vorhandene Geld optimal zum Nutzen der Patienten einsetzen? Damit befassen sich Forscher in dem Potenzialbereich Gesundheitsökonomie am Hamburg Center for Health Economics der Universität.
Die Fakultät für Geisteswissenschaften widmet sich in einem Potenzialbereich der Frühen Neuzeit. Dabei arbeiten Wissenschaftler etwa aus der Geschichte, der Philosophie, der Literaturwissenschaft und der Theologie zusammen. Sie erforschen etwa, wie die Menschen trotz großer konfessioneller Spaltungen in Europa zusammenlebten, erstellen ein umfassendes Lexikon zu den Autoren der damaligen Zeit, untersuchen die Strömung des jüdischen Skeptizismus, die alle scheinbaren Wahrheiten über die Welt infrage stellte. Außerdem analysieren die Forscher barocke Lyrik, beleuchten die ersten Anzeichen von Globalisierung und befassen sich mit der Geschichte der Archive.
Quasi eine Ebene unterhalb der Potenzialbereiche angesiedelt sind „Profilinitiativen“. So nennt die Uni bestimmte Forschungszweige, die sich zu Potenzialbereichen entwickeln könnten. Ein Beispiel dafür ist die Profilinitiative „Arbeit und sozialer Wandel“. Unterwegs zu arbeiten oder im Homeoffice, neue Formen von Dienstleistungsarbeit – das sind Beispiele für den Wandel von Arbeit, den Forscher des Fachbereichs Sozialökonomie zusammen mit Betriebs- und Volkswirtschaftlern sowie mit Soziologen untersuchen.
Ehrgeizige Pläne für die Lehre: Exzellenzprogramm soll Ausbildung verbessern
An der Universität wird nicht nur geforscht – eine zentrale Aufgabe von Norddeutschlands größter Hochschule ist auch die Lehre. Viele Tausend Lehrer und Apotheker, Betriebswirte und Physiker, Historiker und Juristen müssen ausgebildet werden. „Ziel universitärer Lehre ist es, Bildung durch Wissenschaft zu ermöglichen“, heißt es in dem Leitbild Lehre, das die Universität 2014 auf Empfehlung des Wissenschaftsrats verabschiedet hatte. Sie sieht sich dem humboldtschen Bildungsideal der Einheit von Forschung und Lehre verpflichtet.
Studierende waren nicht immer zufrieden mit der Lehre, klagten und klagen teilweise über überfüllte Vorlesungen und wenig persönliche Betreuung durch die Professoren. Die Universität ist deshalb in mehrfacher Hinsicht tätig geworden: Sie hat ein Qualitätssicherungssystem aufgebaut, an dem Lehrende, Studierende und Verwaltungsmitarbeiter mitwirken. Um zu beurteilen, wie gut die Lehre tatsächlich ist, werden Studienanfänger, Studenten und Absolventen regelmäßig befragt und auch Lehrveranstaltungen evaluiert. Das Leitbild legt unter anderem fest, dass in Berufungsverfahren die Qualität der Lehre von Bewerbern eine Rolle spielen soll und bei der Konzeption die einzelnen Studienabschnitte sinnvoll aufeinander bezogen sein müssen.
Geld für die Verbesserung des Hochschulunterrichts kommt aus dem Bund-Länder-Programm für bessere Studienbedingungen und mehr Qualität in der Lehre, besser bekannt als Qualitätspakt Lehre. Zwischen 2011 und 2020 stellt der Bund rund zwei Milliarden Euro für diese Aufgabe zur Verfügung. In Hamburg wurde aus den Mitteln beispielsweise das Universitätskolleg (UK) eingerichtet, das unter anderem Brückenkurse anbietet, die Studienanfänger fit fürs Studium machen sollen – etwa Vorkurse Mathematik für BWL-Studierende oder Naturwissenschaften für Medizinstudierende. Auch wird im Schreibzentrum vermittelt, wie wissenschaftliche Abhandlungen abzufassen sind, ein Lernlabor gibt Hochschullehrern den Raum, um innovative Lehrkonzepte zu entwickeln.
Das hochschuldidaktische Angebot wurde im Oktober 2014 zudem durch die Gründung des Hamburger Zentrums für Universitäres Lehren und Lernen (HUL) ausgebaut. Es forscht nicht nur zur Hochschuldidaktik, sondern bietet den Lehrenden unter anderem Workshops zum Thema an. Dazu wurde ein eigener Studiengang Master of Higher Education eingeführt.
Doch auch die Exzellenzstrategie der Universität nimmt nicht nur die Forschung mit den hochgelobten Clustern in den Fokus, sondern mit drei der insgesamt 24 geplanten Vorhaben auch die Lehre. Mit den eingeworbenen Mitteln soll ein im Aufbau begriffenes Studium Generale als Angebot an alle Studierenden unterstützt werden – als Brücke zwischen der fachlichen Ausbildung und der persönlichkeitsbezogenen Bildung. Die Förderung studentischer Forschungsgruppen soll für Studierende die Möglichkeit eröffnen, das Studium Generale zu vertiefen und mit eigenen Forschungsideen zu verbinden.
Mittel gibt es aus dem Bund-Länder-Exzellenzprogramm auch für einen achtsemestrigen, breit gefassten Studiengang „Liberal Arts“ – im Sinne einer mehrdimensionalen Bildung. So will die Universität dazu beitragen, dem Motto gerecht zu werden, das ihr Hauptgebäude seit jeher ziert: „Der Forschung, der Lehre, der Bildung“.
50.000 E-Mails täglich: Rechenzentrum ist die technologische Schaltzentrale der Universität
Ein graues Gebäude an der Schlüterstraße beherbergt die technologische Kommandozentrale der Universität: Das Regionale Rechenzentrum (RRZ) mit rund 130 Mitarbeitern ist für Dienstleistungen und Methodenkompetenz in der IT zuständig und betreut ein Datennetz mit 50.000 Anschlüssen. „Das Netzwerk aus Glasfaser reicht vom Botanischen Garten in Klein Flottbek bis hin zur Sternwarte in Bergedorf“, sagt der Direktor des RRZ, Stephan Olbrich, der auch eine Professur im Fachbereich Informatik hat.
Allein im „Data Center“ an der Schlüterstraße 70 werden 1300 Server mit einem Speicherplatz von mehr als 2000 Terabyte betrieben. Der Hochleistungsrechner „Hummel“ hat allein bereits 1800 Terabyte Speicher. Jeden Tag verarbeiten die Server des RRZ im Schnitt rund 50.000 gesendete und empfangene E-Mails von Mitarbeitern und Studierenden der Uni. Doch das sind sogar nur etwa fünf Prozent des Gesamtverkehrs. „95 Prozent der Mails werden automatisch nach verschiedenen Kriterien herausgefiltert, weil es sich um Spam-Mails, Schadsoftware oder Ähnliches handelt“, sagt Olbrich.
Das RRZ begreift sich unter Leitung des 58-Jährigen aber auch zunehmend als Teil der Forschung selbst – indem es innovative hochleistungsfähige IT-Lösungen entwickelt für die Auswertung und Visualisierung von Daten. So wirkt Olbrich in zwei Exzellenzclustern mit: in der Klimaforschung und der Manuskriptforschung. Gerade im ersten Bereich werden gigantische Mengen an Daten analysiert. „In der Klimaforschung geht es uns darum, Daten besser zu verwalten und zu speichern, Simulationsmodelle optimal zu unterstützen und die Visualisierungsmöglichkeiten zu optimieren“, sagt Olbrich.
Spannend ist für die IT-Experten auch die Manuskriptforschung. So gibt es 5000 Jahre alte Keilschriften, die in Tontafeln eingedrückt wurden. Die Tafeln wurden teils ihrerseits in Ton gehüllt, gleich einem Umschlag. Und somit nicht sichtbar, ohne die Tonhüllen zu zerstören. „Wir entwickeln neuartige Methoden, um die innen liegenden Schriften aus Daten einer 3-D-Durchleuchtung zu extrahieren, und haben schon gute erste Ergebnisse“, berichtet der gebürtige Braunschweiger, der 2010 nach Hamburg kam.
Auch in der Wissenschaft läuft aber noch nicht alle Kommunikation digital. Um Briefe, Päckchen und andere Sendungen kümmert sich die Poststelle am Mittelweg mit acht Mitarbeitern. Zusammen mit externen Dienstleistern bewegen sie täglich rund 5000 Sendungen -- in alle Welt, zu Einrichtungen in der Stadt, aber auch zwischen den universitären Arbeitsplätzen. Mehrfach vorsortierte Post wird anhand eines minutiös ausgearbeiteten Tourenplans an die verschiedenen Standorte der Uni ausgeliefert. Mitunter brauchen die Mitarbeiter detektivisches Geschick, um herauszufinden, für wen eine bestimmte Sendung bestimmt ist, die an die Uni-Hauptverwaltung am Mittelweg 177 gerichtet ist -- und in welchen der rund 160 Uni-Gebäude derjenige genau sitzt.
Studierendenwerk: Fünf Kitas, 25 Wohnheime und 21.000 Essen pro Tag
Ob es um BAföG geht, einen Platz im Wohnheim oder eine günstige Mahlzeit zwischen zwei Vorlesungen – früher oder später landet jeder Hamburger Studierende bei den Angeboten des Studierendenwerks.
1922 als „Verein Hamburger Studentenhilfe“ gegründet – und damit nur drei Jahre jünger als die Uni selbst – ist das Studierendenwerk inzwischen ein großes Dienstleistungsunternehmen, das als Anstalt öffentlichen Rechts (AöR) der Stadt Hamburg gehört. Dabei sind die 578 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht nur für die Universität Hamburg tätig, sondern für alle staatlichen und einige private Hochschulen – insgesamt 73.000 Studierende zählen zu den potenziellen Kunden.
Eine wichtige Säule des Angebots sind die 25 Wohnanlagen mit rund 4360 Plätzen in Zimmern und
Apartments. Bei Monatsmieten von 244 bis 415 Euro sind sie in einer angesagten und entsprechend teuren Großstadt wie Hamburg heiß begehrt. Insgesamt leben darin etwa 1800 Studierende der Universität Hamburg.
Da die Zahl der Studenten in Hamburg stetig wächst und inzwischen bei mehr als 100.000 liegt, ist der Bedarf an Wohnheimplätzen derzeit viel größer als das Angebot. Wie berichtet, sieht daher ein Vorstoß von SPD und Grünen in der Bürgerschaft vor, die Zahl der Plätze beim Studierendenwerk binnen eines Jahrzehnts um rund ein Drittel auf dann knapp 5800 zu steigern. Angesichts von Kosten in Höhe von 90.000 Euro pro Platz geht es dabei um Investitionen in Höhe von 130 Millionen Euro.
Zweite große Säule des Studierendenwerks sind die gastronomischen Angebote: In 13 Mensen, 23 Cafés und sechs Café-Shops werden täglich mehr als 21.000 Gäste versorgt, davon im Schnitt rund 11.000 an den Standorten der Universität Hamburg. Zudem bietet das Studierendenwerk einen Cateringservice für Veranstaltungen von 20 bis zu 3000 Teilnehmern an, der nicht nur von hochschulnahen Einrichtungen genutzt wird. Damit ist das Studierendenwerk einer der größten Gastronomiebetriebe der Stadt.
Drittes Standbein ist die Studienfinanzierung: Hier hat das Studierendenwerk Beratungsstellen, zahlt BAföG aus (2018 rund 72 Millionen Euro) und informiert auch über Stipendien und Studienkredite.
Viertens ist die öffentliche Anstalt auch im Sozialbereich tätig, betreibt fünf Kindertagesstätten und bietet Sozialberatung für Studierende mit persönlichen Problemen, Erkrankungen oder Behinderungen an.
„Mit einer exzellenten Universität Hamburg wird auch eine stärkere Internationalisierung einhergehen“, sagte Jürgen Allemeyer, Geschäftsführer des Studierendenwerks, dem Abendblatt. „Internationale Studierende, die nach Hamburg kommen, erwarten zu Recht eine adäquate soziale Infrastruktur, angefangen beim Wohnplatz bis zum guten und preisgünstigen Essen in Mensen und Cafés und weiteren Services. Daher ist die Exzellenz in Forschung und Lehre eng mit der sozialen Infrastruktur verzahnt, für die das Studierendenwerk Hamburg steht.“
Die wichtigsten Partner der Uni in Hamburg
Seit Langem kooperiert die Uni mit dem Deutschen Elektronen-Synchrotron (Desy) in Bahrenfeld, wo etwa Physiker und Biochemiker der Uni die Hightech-Instrumente des Helmholtz-Forschungszentrums wie die Röntgenlichtquelle Petra III mitnutzen dürfen. Mit dem Aufbau der geplanten City Bahrenfeld rund um den Volkspark werden noch mehr Uni-Forscher als bisher näher an ihre Desy-Kollegen heranrücken: Die Chemiker der Hochschule sollen bald nach Bahrenfeld umziehen, ebenso wie viele Physiker und ein Großteil der Biologen. Neben einem neuen Campus der Uni sind auch Gästehäuser geplant. Mehr als 5000 Studierende sollen auf dem Areal künftig lernen.
In Bahrenfeld vertreten sind auch etliche Forscher der Max-Planck-Gesellschaft, die im Zentrum für Freie-Elek-tronen-Laser mit Uni- und Desy-Forschern zusammenarbeiten. Enge Kooperationen gibt es auch mit dem Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg, das mit der Uni ein internationales Doktorandenprogramm betreibt.
Über Jahrzehnte gewachsen sind die Verbindungen der Medizinischen Fakultät der Uni mit dem Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin , das zur Leibniz-Gemeinschaftgehört. Seit 2014 kooperiert das Institut zudem mit der Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften der Uni.
Zu ihren Partnern zählt die Uni außerdem das Heinrich-Pette-Institut, das sich als Leibniz-Einrichtung der Experimentellen Virologie widmet.
Darüber hinaus kooperiert die Universität etwa mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaften, mit der TU Hamburg, der HafenCity Universität, der Bucerius Law School und den beiden Kunsthochschulen. Die Kooperationen umfassen gemeinsame Forschungsprojekte, Studiengänge und Vorlesungen sowie gemeinsame Lehrerausbildungen und gemeinsame Promotionen.
Strategen hinter den Kulissen haben hart für den Exzellenztitel gearbeitet
Sie gehört zu den Strippenziehern im Hintergrund, deren Engagement Uni-Präsident Dieter Lenzen bei der Feier zum Gewinn des Elite-Titels am vergangenen Freitag ganz besonders lobte: Ariane Neumann, Leiterin der neuen Abteilung Universitätsstrategie. Für die promovierte Politikwissenschaftlerin waren 14-Stunden-Arbeitstage die Regel seit dem Sommer 2018, als die Vorbereitungen für die Bewerbung als Exzellenzuniversität in die heiße Phase gingen.
Als mit dem Gewinn von vier Exzellenzclustern feststand, dass die Uni tatsächlich ihren Antrag schicken darf, legte sich die 40-Jährige noch mehr ins Zeug – ohne dass Lenzen dies verlangt habe, wie Neumann betont. „Es ging nicht nur um einen Antrag. Wir wollten die Uni verändern, wollten der Welt zeigen, wie viele tolle Wissenschaftler hier arbeiten und dass diese Hochschule exzellent ist“, sagt Neumann. „Das hat ganz viele Kolleginnen und Kollegen in der Verwaltung angetrieben – und mich auch.“
Insgesamt 154 Seiten umfasste die Exzellenzbewerbung, wobei Neumann und ihre Mitstreiter allein 86 Seiten mit Daten zu Hamburgs größter Hochschule füllten, von Kennzahlen zum Studium bis zur Spitzenforschung. Wie alle anderen Bewerber musste auch die Uni Hamburg ihren Antrag in einer deutschen und einer englischen Fassung schicken, weil der 39-köpfigen Expertenkommission, die alle Exzellenzanträge prüfte, auch erfahrene Wissenschaftler aus dem Ausland angehörten. „Fünf Leute haben mit mir zusammen drei Tage lang von morgens bis in die Nacht hinein überprüft, ob die englische Version bis zur letzten Zahl exakt der deutschen Fassung entspricht“, erzählt Neumann, die sich in ihrer Freizeit mit Yoga entspannt.
Sie arbeitete zuvor als Referentin im Präsidialbereich der Humboldt-Universität zu Berlin und als Referentin des Präsidenten der Helmut- Schmidt-Universität der Bundeswehr in Hamburg. In ihrer Doktorarbeit beschäftigte sie sich mit der Exzellenzinitiative – so hieß der Wettbewerb des Bundes und der Länder in seiner ersten und zweiten Auflage. Mit dieser Expertise war Neumann gut vorbereitet auf die Arbeit an der Universität Hamburg, wo sie 2012 als Referentin begann. Nun führt sie ein Team, das Lenzen und das Uni-Präsidium bei der Umsetzung der Exzellenzvorhaben unterstützen soll und dazu beitragen will, „dass die besten Forscher zu uns kommen“, wie Neumann sagt.
Ihre Abteilung „Universitätsstrategie“ bildet einen Teil der Präsidialverwaltung. Zu dieser gehört außerdem etwa die Abteilung „Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit“, die in den Wochen vor der Exzellenzentscheidung besonders viel zu tun hatte und sich seit der Auszeichnung natürlich auch nicht über zu wenig Arbeit beklagen kann. Ebenfalls der Präsidialverwaltung zugeordnet ist die Abteilung „Studium und Lehre“, zu der etwa die zentrale Studienberatung und die psychologische Beratung gehören. Deren Angebote umfassen etwa offene Sprechstunden, zentrale Informationsveranstaltungen, fächerspezifische Studienberatung in Gruppen und Berufsorientierung für Schüler.
Ähnlich vielfältig sind die Dienstleistungen der Abteilung „Forschung und Wissenschaftsförderung“. Deren Mitarbeiter unterstützen Wissenschaftler unter anderem bei der Einrichtung von Sonderforschungsbereichen, der Einwerbung von Drittmittel und bei Kooperationen mit der Wirtschaft. Außerdem Teil der Präsidialverwaltung der Uni sind die Abteilungen für Internationales, Personal, Finanz- und Rechnungswesen sowie die Abteilung Liegenschaftsmanagement. Letztere beschäftigt sich unter anderem mit Großbauprojekten und der Campusentwicklung.