Hamburg. Hamburgs Kampfmittelräumdienst kann explosive Zünder nun mit ferngesteuertem Gefährt bergen. Weltweit gibt es nur zwei Exemplare.

635.000 Euro kostet der neue Roboter des Kampfmittelräumdienstes. Ziemlich wenig Geld für ein Gerät, das Todesfälle verhindern kann. Der aus Schweden stammende „Brokk 120 DII“ ist ein ferngesteuerter, auf Ketten fahrender Roboter, der mit seinem beweglichen Arm die verschiedensten Arbeiten ausführen kann. Beim Kampfmittelräumdienst ist er in Zukunft für die gefährlichen Tätigkeiten zuständig – also für die, die unter Umständen tödlich enden könnten. Räumdienst-Chef Peter Bodes sagt: „Der Roboter kann uns sehr helfen, wenn es um die explosiven Zünder geht.“

Die Zünder vieler Bomben, die im Zweiten Weltkrieg über Hamburg abgeworfen wurden, werden in der Regel zunächst mit einem Wasserschneidgerät freigelegt. Dann müssen sie herausgezogen und zu einem Ort gebracht werden, wo sie gefahrlos gesprengt werden können. Sowohl beim Herausziehen als auch beim Transport besteht die Gefahr der Explosion – mit schlimmen Folgen für Mitarbeiter des Kampfmittelräumdienstes. Innensenator Andy Grote (SPD) bezeichnete die Beschaffung des Roboters denn auch als „Beitrag zum Arbeitsschutz“.

Gewicht eines Kleinwagens

Der „Brokk 120 DII“ hat das Gewicht eines Kleinwagens und wird von einem Dieselmotor angetrieben. Er ist mit Kameras ausgestattet und kann so auch aus der Ferne gesteuert werden, ohne dass der Mann an der Fernbedienung direkten Sichtkontakt zur Einsatzstelle hat. An den beweglichen Arm können viele unterschiedliche Instrumente montiert werden, zum Beispiel ein Hydraulikhammer, Betonzangen, Stahlscheren, Mehrzweckgreifer, Fräsen und Schaufeln.

Das schwedische Unternehmen Brokk bezeichnet sich selbst als „weltweit führenden Hersteller von ferngesteuerten Abbruchrobotern“. Der „Brokk 120 DII“ sei der „weltweit kleinste Abbruchroboter mit Dieselantrieb“, heißt es in der Eigenwerbung. Weltweit sind derzeit nur zwei Exemplare im Einsatz: einer bei der Feuerwehr Hamburg, einer beim US-Militär.

Acht große Bomben entschärft

Auch fast 75 Jahre nach Kriegsende hat der Kampfmittelräumdienst immer noch gut zu tun in Hamburg. Im vergangenen Jahr mussten acht große Sprengbomben und 23 Brandbomben entschärft und beseitigt werden. Hinzu kamen unter anderem 561 Granaten, 111 Stabbrandbomben, 22 Handgranaten, elf Panzerfäuste sowie 372 Kilogramm Munition für Gewehre und Pistolen. Insgesamt war es eine Explosivstoffmasse von 1,29 Tonnen – die geringste Menge seit 2006.

Die Jahreszahlen unterliegen allerdings großen Schwankungen. 2017 wurden 5,558 Tonnen Sprengstoff beseitigt. Das war laut Jahresbericht der Feuerwehr die größte Menge seit 2005. Der kleinste Abbruchroboter der Welt könnte der Feuerwehr also noch gute Dienste leisten.